- BallinStadt
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Die BallinStadt – Auswandererwelt Hamburg ist ein 2007 eingeweihtes Auswanderungsmuseum in Hamburg, das an der Stelle der früheren Auswandererhallen errichtet wurde. Es entstand über 100 Jahre nachdem der HAPAG-Reeder Albert Ballin die ersten Auswandererhallen 1901 errichten ließ. In drei originalgetreu wieder aufgebauten Gebäuden können die Besucher die Geschichten von Menschen nacherleben, die von hier aus nach Übersee auswanderten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Zwischen 1850 und 1939 war Hamburg das „Tor zur Welt“ für über fünf Millionen europäische Auswanderer, die auf der Flucht vor politischer und religiöser Verfolgung waren oder einfach um einem Leben in Armut und Hunger zu entgehen, über Hamburg die „Alte Welt“ verließen. 1901 ließ Albert Ballin, Generaldirektor der Hamburg-Amerikanische-Paketfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG), auf der Veddel – einer Hamburger Elbinsel – Massenunterkünfte für die vielen Tausende von Auswanderern aus ganz Europa, die jede Woche in der Stadt ankamen,errichten.
Ballin (1857–1918) hatte von seinem Vater eine Auswandereragentur übernommen und diese auf den Frachtschiffen der Carr-Linie über England nach Amerika befördert. 1886 wurde Albert Ballin von der HAPAG als Leiter der Passageabteilung engagiert und mit der Verantwortung für das Auswanderungsgeschäft beauftragt. Die Tatsache, dass Hamburg Deutschlands führender Auswanderungshafen wurde, ist vor allem Ballins Ausbau eines Netzes von Auswanderungsagenten und -niederlassungen zu verdanken, die sich auf Auswanderer aus Ost- und Südosteuropa spezialisiert hatten. 1891 verließen erstmals mehr Auswanderer Deutschland über Hamburg als über Bremen.
Auswandererhallen
Auswandererbaracken am Amerikakai
Die HAPAG, die Auswanderer, deren Einreise in die USA abgelehnt wurde, auf eigene Kosten zurück bringen musste, bot an, in Hamburg Unterkünfte einzurichten. Dies ermöglichte es, die Auswanderer vor ihrer Abfahrt zu überprüfen und sie 14 Tage in Quarantäne zu legen. Die „Auswandererbaracken“ am Amerikakai des Hamburger Hafens wurden am 20. Juli 1892 eröffnet und rund 1400 Leute fanden hier Unterkunft in – selbst für diese Zeit – sehr notdürftigen Unterkünften. Alle ankommenden Auswanderer, die Schiffspassagen im Zwischendeck hatten, mussten dort wohnen, den anderen war es erlaubt, wie zuvor in der Stadt zu bleiben.
Umzug auf die Veddel
1898 benötigte Hamburg den Grund, auf dem die Auswandererbaracken standen, zur Hafenerweiterung und bot als Alternative die Veddel an. Hier eröffnete die HAPAG 1901 die „Auswandererhallen“. Durch diese speziell gebauten Baracken, die einen eigenen Eisenbahnanschluss hatten, konnte die Welle der Emigranten – meist aus osteuropäischen Ländern – um die Stadt herum geleitet werden. Die neue Anlage stellte in 15 Gebäude Platz für 1200 Personen. Diese wurden in fünf Schlaf- und Wohnpavillions, zwei bequemere Unterkünfte („Hotel Nord“ und „Hotel Süd“), eine große Speisehalle, Wasch- und Sanitäreinrichtungen in jedem Schlafpavillion, eine Synagoge und eine Kirche für die beiden christlichen Konfessionen sowie ein Verwaltungsgebäude. Darüber hinaus gab es einen Musikpavillion, in dem Konzerte stattfanden, ein Lazarett, Gepäckschuppen und einen Stall. 1905 wurden in der Nähe weitere acht Baracken errichtet.
Anfang des 20. Jahrhunderts stieg die Zahl der Auswanderer über Hamburg so stark an, dass die Anlagen 1906/07 durch zusätzliche 18 Unterkünfte, einen Block mit getrennten Küchen und Speiseräumen für Juden und Christen sowie ein großes Empfangsgebäude erweitert wurden. Am Ende dieser zweiten Entwicklungsphase bestanden die Auswandererhallen aus 30 Gebäuden auf 12,4 Morgen Land. 1913 wurde die Höchstmarke von über 170.000 Emigranten erreicht. Hamburg war Deutschlands größter Auswanderungshafen geworden. Zwischen 1891 und 1914 verließen fast 1,9 Million Menschen Europa über den Hafen an der Elbe – die überwiegende Mehrheit in die USA, dem Hauptziel europäischer Auswanderer der Jahrhundertwende.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden diese Quartiere von der deutschen Kriegsmarine in ein Lazarett umgewandelt. Nach dem Krieg begannen Emigranten wieder, über die Hamburger Auswandererhallen auszuwandern, doch betrug deren Zahl nur ein Bruchteil von denen, die in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts über die Stadt ausgereist waren. Zwischen 1918 und 1954 wurden „nur noch“ um die 300.000 Auswanderer in Hamburg registriert.
Stadt Hamburg wird Eigentümerin
1934 übergab die HAPAG die Auswanderungshallen der Stadt Hamburg. Im April 1934 bezog die Waffen-SS zwei Drittel des „Überseeheims“ und am 1. November 1934 übernahm sie den gesamten Komplex. 1939 wurden viele der ehemaligen „Auswandererhallen“ abgerissen, um Platz für die Hamburger Straßenbahn zu machen; das Hauptgebäude wurde ein Opfer des Baus der vierspurigen Wilhelmsburger Reichsstraße, die Hamburg mit Harburg verbindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude ein Zuhause für ausgebombte Hamburger Familien. Später nutzte eine Reihe von Kleinbetrieben die Gebäude.
1962/63 wurde das Kirchengebäude zusammen mit den Schlafbaracken abgerissen. Die einzige verbliebene Halle beherbergte zuletzt ein portugiesisches Restaurant und wurde im Frühsommer 2004 ebenfalls abgerissen.
Heutiges Museum
Im Juli 2007 eröffnet die BallinStadt als Museum unter dem Motto Port of Dreams – Auswandererwelt Hamburg.
Der aus drei Häusern bestehende Komplex ist ein Gemeinschaftsprojekt der Freien und Hansestadt Hamburg und der Leisure Work Group GmbH. Die Stadt Hamburg hatte den Bau der Auswandererwelt BallinStadt im Dezember 2004 beschlossen, basierend auf einem von der Stiftung Hamburg Maritim entwickelten Gesamtkonzept. Die Grundsteinlegung erfolgte im Dezember 2005. Die Finanzierung des Projekts erfolgt als sogenannte Public Private Partnership zwischen der Stadt Hamburg und Sponsoren, die die Stiftung Hamburg Maritim beigebracht hat. Verantwortlich für den Betrieb ist die Leisure Work Group GmbH, zuständig für die Gesamtprojektleitung ist das Museum der Arbeit. Eine ergänzende Dauerausstellung zum Thema "Hamburg als Auswandererstadt" ist parallel im Museum für Hamburgische Geschichte eingerichtet.
In Haus 1 befindet sich das Foyer und ein Forschungszentrum (Internet-Terminals für die Forschung nach Ahnen, kostenlose Benutzung). In Haus 2 befindet sich die Hauptausstellung "Port Of Dreams" mit interaktiven Elementen (Audio- und Videopräsentationen) und historischen Exponaten, in Haus 3 ist das Leben in den Auswandererhallen dargestellt und die Gastronomie sowie ein Shop untergebracht. Die Hauptausstellung ist als Rundgang konzipiert, in deren Mitte ein partieller Schiffsnachbau steht. Der Rundgang begleitet thematisch von der Auswanderung in Hamburg über die Schiffsreise bis hin zur Ankunft in Amerika. Die schriftlichen Dokumentationen sind meist auf Deutsch und Englisch verfasst. Für den Besuch im Museum sollte man mehrere Stunden einplanen.
Das Museum kann auch über einen eigens eingerichteten Schiffsanleger erreicht werden. Ihn laufen Barkassen der Maritime Circle Line an, die verschiedene Besucherattraktionen des Hafens untereinander verbindet.
Ende 2009 geriet die BallinStadt in die Kritik, da die erwarteten Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurückblieben. So kamen 2009 lediglich 94.000 Besucher in das Museum.[1] Geplant waren 150.000 Besucher pro Jahr. Als Reaktion darauf wurde ein Freundeskreis der Auswandererstadt BallinStadt e. V. gegründet[2] , um weitere finanzielle Unterstützung für das Museum zu ermöglichen.
Seit Januar 2010 ist es den unmittelbaren Anwohnern möglich, zu ermäßigten Preisen das Museum zu besuchen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Ballinstadt in der Krise – Maritimes Museum baut aus, Die Welt vom 9. November 2009
- ↑ Pressemitteilung des Freundeskreises Auswandererwelt BallinStadt e.V. über die Gründung am 16. November 2009
Weblinks
Commons: BallinStadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Website der Ballinstadt
- Literatur von BallinStadt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- "Bildergalerie - Die BallinStadt", Die Welt, 4. Juli 2007
- „Im festen Griff der Erlebnisindustrie“ (Kritischer Bericht auf kunstmarkt.com, 12. Juli 2007)
- „Hoping to Lure Visitors by Recalling Departures“ (Bericht am 14. Juli 2007 in der New York Times)
- "Die BallinStadt auf Hamburg 1", 15. Februar 2010
Stiftung Historische Museen: Altonaer Museum mit Jenisch-Haus | Helms-Museum | Museum der Arbeit mit Hafenmuseum | Museum für Hamburgische Geschichte mit Schloss Bergedorf |
Kunstmuseen und -ausstellungen: Bucerius-Kunstforum | Deichtorhallen | Kunsthalle | Kunstverein | Museum für Kunst und Gewerbe | Sammlung Falckenberg
Weitere staatlich betriebene oder geförderte Museen: Auswanderermuseum Ballinstadt | KZ-Gedenkstätte Neuengamme | Maritimes Museum | Schulmuseum | Speicherstadtmuseum | Völkerkundemuseum | Zoologisches Museum
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