Tampon

Tampon
Tampons zur Verwendung in der Zahnheilkunde
Skizze des weiblichen Beckens im Schnitt: Tampon mit Faden (lila), Scheide (blau), Gebärmutter (grün), Blase (rot), Mastdarm (gelb), Schambein (grau)
Tampon mit Einführhilfe
Einzelteile eines Tampons mit Einführhilfe

Der französische Begriff Tampon (deutsch Pfropf, Stöpsel) bezeichnet in der deutschen Sprache häufig einen länglich gepressten Watte- oder Mullbausch, welcher in der Medizin Verwendung findet. Er dient zur Aufnahme von Flüssigkeiten (z. B. Speichel bei Zahnbehandlungen), zur Stillung von Blutungen, zum Zuführen von Arzneistoffen oder auch als Polsterung.

Der Begriff wird heute meistens für das Hygieneprodukt verwendet, das Frauen zum Auffangen der Regelblutung nutzen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines zum Hygieneprodukt Tampon

Tampons werden entweder als so genannte Digital-Tampons oder mit Applikator verkauft. Der Applikator ist eine Einführhilfe, Digital-Tampons (lateinisch digitus = Finger) werden mit den Fingern eingeführt. Der Gebrauch von Tampons kann in sehr seltenen Fällen zu einem Toxischen Schock-Syndrom (TSS) führen, das von Bakterientoxinen ausgelöst wird, meist von Staphylococcus aureus, auch von Streptokokken.

Die Edana (Zusammenschluss von Herstellern) hat für Europa Richtlinien erlassen, wie Tampons nach ihrer Saugfähigkeit klassifiziert werden. Durch eine bestimmte Anzahl auf der Verpackungshülle aufgedruckter Tropfen wird diese ausgewiesen; bei nur einem Tropfen sind die enthaltenen Tampons am wenigsten saugfähig, bei sechs am stärksten. Daneben klassifizieren die Tamponhersteller die Saugfähigkeit oft noch mit Worten, beispielsweise in Mini, Normal oder Super, diese Skalen sind aber nicht standardisiert.

Wie andere Hygiene-Artikel auch, können Tampons Verstopfungen im Abwassersystem verursachen, wenn sie in der Toilette entsorgt werden. Bei gefährdeten Toilettensystemen liegen daher meistens Beutel zur hygienischen Entsorgung im normalen Abfall bereit (z. B. in Zügen oder Flugzeugen, aber auch in privaten Toiletten, bei denen elektrische Abwasserpumpen eingesetzt werden müssen, was meistens in Kellern oder Dachböden der Fall ist).

Geschichte

Ägyptische Inschriften lassen darauf schließen, dass bereits zu pharaonischer Zeit eine Art Tampon aus weichen Papyrusblättern benutzt wurde. Im 5. Jahrhundert v. Chr. erwähnt der griechische Arzt Hippokrates Tampons aus mit Stoff umwickelten Holzstückchen.

Im Jahre 1921 brachten Smith and Nephew eine Damenbinde auf den Markt mit dem Namen "Dr. White´s". Sie wurde mit einem Gürtel getragen und konnte somit nicht verrutschen, aber dieses Erstmodell war denkbar unbequem.

Am 19. November 1931 beantragte der in Denver, Colorado praktizierende Arzt Earle Cleveland Haas Patentschutz für den von ihm entwickelten ersten Tampon mit Einführhilfe, den er in der Folge „Tampax“ taufte. Es bestand aus gepresster Watte, durch die ein Bändchen lief, welches das Entfernen des Tampons ermöglichte. Schon bei diesen ersten Tampons gab es einen Applikator. 1933 kaufte Gertrude Tendrich, eine Ärztin aus Denver, am 16. Oktober Patent und Markenrecht für 32.000 $ von Haas und gründete die Firma Tampax zur Massenproduktion der Tampons.[1]

Der Verkauf der Tampons lief zunächst schleppend an, da die zumeist männlichen Apotheker Scheu davor hatten, einen Hygieneartikel für den weiblichen Intimbereich zu führen. Beharrlich hielt sich auch die Vorstellung, man würde durch die Benutzung von Tampons die Jungfernschaft verlieren. Diese Befürchtung ist bis heute weit verbreitet, weswegen sie unter den FAQs auf den Websites der Tamponhersteller einen prominenten Platz einnimmt.

Tampax ließ die prospektiven Kundinnen durch Geschlechtsgenossinnen ansprechen und betrieb eine große Werbekampagne, was die Verkaufszahlen schließlich hochtrieb.

In Deutschland stieß der deutsche Ingenieur Dr. Carl Hahn 1947 bei der Lektüre einer amerikanischen Illustrierten auf eine Anzeige für Tampons, die ihn zur Entwicklung eines Tampons für den deutschen Markt anregte. Den entscheidenden Teil des Herstellungsverfahrens ließen sich Hahn und sein Mitarbeiter Mittag patentieren: Sie erreichten es, die hochelastische Watte mittels hohen Drucks maschinell in eine Hülle zu pressen. Das Produkt für den deutschen Markt erhielt den Namen Ohne Binde, kurz „O. B.“.

In der Anfangszeit wurden Tampons vor allem aus Baumwolle hergestellt. Mittlerweile wird vornehmlich die Kunstfaser Viskose verwendet, die durch spezielle Ausrüstung und Querschnitte saugfähiger gemacht werden kann. Weil Viskosefasern Kunstfasern sind, verhaken sie sich nicht miteinander und der Saugkörper könnte abfasern. Er wird daher mit einer Kunststofffolie verschweißt oder verklebt. Im Unterschied zu Tampons aus Baumwolle sind Viskose/Kunststoff-Tampons nicht biologisch abbaubar.

Neben Tampons aus Viskose sind Bio-Tampons, d. h. Tampons ausschließlich aus biologischer Baumwolle, erhältlich.

Seit 2002 sind auch sogenannte probiotische Tampons auf dem Markt, die in der Scheide Milchsäurebakterien abgeben sollen.

Verbreitung

Auch wenn Tampons heute in unterschiedlichen Ausführungen weltweit verbreitet sind und teilweise auch schon jungen Mädchen empfohlen werden, sind sie in religiös geprägten Ländern zum Teil nur schwer erhältlich und werden ungerne benutzt, um nicht bereits vor dem ersten Geschlechtsverkehr den Hymen zu beschädigen.

Alternativen

Alternativen zu Tampons sind Monatsbinden, die Menstruationstasse und Menstruationsschwämme.

Literatur

  • Renate Waschek: Dieses kleine Stück Watte... – Werbung und Tabu am Beispiel Binden und Tampons. Der Grüne Zweig 194 (Werner Pieper Medienexperimente); ISBN 3-925817-94-8
  • Sabine Hering, Gudrun Maierhof: Die unpäßliche Frau: Sozialgeschichte der Menstruation und Hygiene; Mabuse-Verlag; ISBN 3-933050-99-5

Patente und Gebrauchsmuster

Die folgenden Patente sind beim Deutschen Patent- und Markenamt recherchierbar:

  • DE-69804790: Das Patent wurde 1998 von Procter & Gamble unter dem Titel „In der Toilette wegwerfbare, absorbierende, interlabilare Vorrichtung“ angemeldet.
  • EP0749741: Tampon Applikator Patent

Weblinks

 Commons: Tampon – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Quellennachweise

  1. Vgl. www.mum.org/Tampaxpatent.htm (The Museum of Menstruation and Women's Health)

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  • Tampon — Tam pon, v. t. (Surg.) To plug with a tampon. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Tampon — (fr., spr. Tangpong), 1) Pfropf; 2) Munddeckel der Geschütze; 3) zusammengeballte, glatte, gewollte Charpie; dient vorzüglich, in enge Höhlen gebracht, um Blutungen zu stillen; 4) das Tupfbällchen beim Kupfer u. Steindruck. Daher Tamponade (spr.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Tampon — [bei frz. Ausspr.: tan̶g̶po̱n̶g̶, bei dt. Ausspr.: tạmpon; aus frz. tampon = Pfropfen, Stöpsel] m; s, s: Watte , Mullbausch …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

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