Balthasar Gracian

Balthasar Gracian
Baltasar Gracián.

Baltasar Gracián y Morales S.J. (* 8. Januar 1601 in Belmonte bei Calatayud; † 6. Dezember 1658 in Tarazona, Aragonien) war spanischer Schriftsteller, Hochschullehrer und Jesuit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gracián wurde 1619 in den Jesuitenorden aufgenommen. Seine erste religiöse Schrift verfasste er allerdings erst 1655, drei Jahre vor seinem Tod. Als Prediger und Professor für Theologie wirkte er u.a. am Hof in Madrid und am Ordenskollegium in Huesca. Dort befreundete er sich mit Vincencio Juan de Lastanosa und lernte über ihn zeitgenössische Schriftsteller und Künstler kennen. De Lastanosa förderte die Publikationen seines Freundes, die zumeist unter Pseudonym erschienen. Unter seinem (!) Namen erschien z.B. 1653 die Aphorismensammlung „Oráculo manual y arte de prudencia“ („Handorakel und Kunst der Weltklugheit“), die provozierende Gedanken zur Kunst der taktisch klugen Lebensführung versammelt. Dieses – wohl sein berühmtestes – Werk wurde in den Jahren 1828 bis 1832 von Arthur Schopenhauer ins Deutsche übersetzt.

Nach der Veröffentlichung des kritisch-desillusionierenden allegorischen Romans „El Criticón“ („Das Kritikon“) geriet Gracián mit seinem Orden in Konflikt: Er erhielt Publikationsverbot, verlor sein Lehramt in Saragossa und wurde eine Zeit lang unter lokalen Hausarrest gestellt. Gesundheitlich ruiniert starb Baltasar Gracián y Morales S.J. am 6. Dezember 1658 im Jesuitenkolleg von Tarazona.

In seinem Werk thematisiert Gracián den Konflikt zwischen dem Individuum, das nach Selbsterhaltung strebt und dem gesellschaftlichen Niedergang Spaniens. Dabei ist die Weltklugheit einem Skeptizismus, wenn nicht sogar einer Weltverneinung gleichzusetzen.

Rezeption in Deutschland

Jahrhundertelang war in Deutschland von Gracián kaum mehr als das Handorakel in verschiedenen Übersetzungen bekannt und gedruckt vorliegend. Das hat sich erst im weiteren Verlauf des 20. Jahrhundert mit diversen Neuausgaben geändert, grundlegend erst in dessen letzten Jahrzehnten. Das Handorakel liegt gegenwärtig in unzähligen, da lizenzfreien Buchausgaben vor. Die Qualität der Übersetzungsleistungen variiert. Der an Hieronymus Bosch oder an Dantes allegorische Göttliche Komödie erinnernde, aber ungleich weltgewandter und kritischer daherkommende "Roman" einer "Reise in die Herrschaftsbereiche der Dummheiten und Tugenden" Das Kritikon ist erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer guten deutschen Übersetzung auch für Nichtromanisten zugänglich geworden.

Werke

  • El Héroe, 1639, dt.: Der Held. Merve, Berlin 1996. ISBN 3-88396-132-9
  • El político Don Fernando el Católico, 1640, über Ferdinand, den Katholischen
  • Arte de Ingenio. Tratado de la Agudeza, 1642, erweiterte Fassung unter dem Titel: Agudeza y arte de ingenio, 1648, dt.: Scharfsinn und Kunst der poetischen Kreativität
  • El Discreto, 1646, dt.: Der kluge Weltmann neu übertragen und mit einem Anhang vers. von Sebastian Neumeister. Dt. Taschenbuch-Verl., 2004. 181 S. ISBN 3-423-13254-X
  • Oráculo manual y arte de prudencia, 1647, dt.: Handorakel und Kunst der Weltklugheit – dt. Ausg.: Balthasar Gracián, Handorakel... Reclam, Stuttgart 1986, ISBN 3-15-002771-3
  • El Criticón 1651-1657, dt.: Das Kritikon Amman, Zürich 2001; Fischer TB Frankfurt a.M. 2004.

Literatur

  • Karl-Heinz Göttert: "Das Ideal der Klugheit im Barock. Baltasars Graciáns <Oráculo manual> y arte de prudencia", in: Kommunikationsideale; Untersuchungen zur europäischen Konversationstheorie. München: Iudicium 1988. ISBN 3-89129-211-2
  • Manfred Hinz: Die menschlichen und göttlichen Mittel: sieben Kommentare zu Baltasar Gracián. Bonn: Romanistischer Verlag, 2002, ISBN 3-86143-134-3
  • Werner Krauss: Graciáns Lebenslehre. Klostermann 1947 u.ö. ISBN 3-465-03073-7
  • Gerhart Schröder: Baltasar Graciáns <Criticón>. Eine Untersuchung zur Beziehung zwischen Manierismus und Moralistik. München: Fink 1966.

Baltasar-Gracián-Kulturpreis

Der Baltasar Gracián Kulturpreis wird von der von Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing begründete Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF) verliehen. Preisträger waren u.a. Erwin K. Scheuch (2001) und Gerd-Klaus Kaltenbrunner (1985).

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