Erwin K. Scheuch

Erwin K. Scheuch

Erwin Kurt Scheuch (* 9. Juni 1928 in Köln; † 12. Oktober 2003 ebenda) war ein deutscher Soziologe.

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaft

Ursprünglich eher linksliberal, war Scheuch – nach scharfen verbalen Attacken aus der Studentenbewegung der 1960er Jahre – ihr gegenüber kritisch bis ablehnend eingestellt. Seinem akademischen Lehrer René König folgend, positionierte er die Kölner Soziologie als einen die Empirie und die Werturteilsfreiheit betonenden Gegenpol zu Jürgen Habermas und der Frankfurter Kritischen Theorie, wirkte aber auch als streitbarer Essayist und Publizist.

Vor diesem Hintergrund war er im Jahre 1969 Gründungsmitglied des Bonner Informationszentrums Sozialwissenschaften. Bereits 1968 war er einer der Gründer der Kölner Journalistenschule. 1970 amtete er als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Bis zuletzt war Scheuch Vorsitzender des Institut International de Sociologie.

Seine letzte umfangreiche soziologische Analyse galt der „USA als Hegemon“ und fällt - zumal für einen Freund der Vereinigten Staaten - sehr kritisch aus. Auch in seinem 2003 erschienenen Hauptwerk „Sozialer Wandel“ zeigt sich Scheuch als Kenner der USA und ihrer soziologischen Literatur.

Tagespolitik

1970 gründete er den konservativen Bund Freiheit der Wissenschaft mit.

1996/1997 gehörte Scheuch mit seiner zweiten Ehefrau Ute zu den Mitbegründern des rechts-konservativen „Anti-Links-Kartells“ „Vereinigung Stimme der Mehrheit“.

Über Fachkreise hinaus erlangte Scheuch Bekanntheit durch die Themen, die ihn seit den späten 1980er Jahren beschäftigten: Parteienfilz, Ämterpatronage und politische Korruption; besonders am „kölsche Klüngel“ untersuchte er dessen Auswirkung auf das Parteiensystem. Scheuch veröffentlichte dazu, zusammen mit seiner Frau, zahlreiche Bücher, unter anderem die populär gehaltenen Titel: „Cliquen, Klüngel und Karrieren“ und „Bürokraten in Chefetagen“. Scheuch war Mitglied der CDU, eckte bei seiner Partei aber mit seinen Untersuchungen zunehmend an und trat 1997 aus der CDU aus. Anlass war für ihn der Umgang der Union mit der Dienstflugaffäre von Rita Süssmuth.

Erwin Scheuch war Autor der Jungen Freiheit und einer der populärsten Unterstützer des Wochenmagazins gegen die Überwachung der Zeitung durch den Verfassungsschutz.

Scheuch trat auch für die Verwendung von Computern im Kinderzimmer ein und wollte mit einer Untersuchung zeigen, dass soziale Fähigkeiten dabei gerade nicht verkümmerten, wie seine Kritiker behaupteten. Allerdings wies er auch darauf hin, dass Einzelkinder den (Spiel-)Computer eventuell als Ersatz für einen Spielkameraden benutzen könnten.

Preise

Die von Caspar von Schrenck-Notzing begründete Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF) verlieh Erwin K. Scheuch am 3. November 2001 den Baltasar Gracián-Kulturpreis. Die Laudatio erhielt der Zürcher Philosoph Hermann Lübbe.

Schriften

  • mit Ute Scheuch: Cliquen, Klüngel und Karrieren: Über den Verfall der politischen Parteien, Reinbek: Rowohlt, 1992 ISBN 3-4991-2599-4
  • mit Ute Scheuch: Bürokraten in den Chefetagen, Reinbek: Rowohlt, 1995, ISBN 3499135183
  • Die Spendenkrise – Parteien außer Kontrolle, Reinbek: Rowohlt, 2000, ISBN 3-499-22928-5
  • mit Ute Scheuch: Manager im Größenwahn, Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2003, ISBN 3-499-61481-2
  • Sozialer Wandel. 2 Bd., Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2003, ISBN 3-531-14070-1 / ISBN 3-531-14071-X
  • Eine neue Weltordnung? Die USA als Hegemon (2005), in Auszügen unter http://www.naturkonservativ.de/html/usa05.html

Literatur

  • Dirk Kaesler: Scheuch, Erwin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 710 f.
  • Ute Scheuch: Erwin K. Scheuch - Eine Biographie. Bd. 1: Es mußte nicht Soziologie sein, aber es war besser so. Mit einem Nachwort von Peter Atteslander. Gerhard Hess Verlag, Ulm/Bad Schussenried, 06/2008, ISBN 978-3-87336-361-8
  • Ute Scheuch: Erwin K. Scheuch im roten Jahrzehnt. E. Ferger Verlag: Bergisch Gladbach, 12/2008, ISBN 978-3-931219-35-2

Weblinks


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