Tastgrad

Tastgrad

Der Tastgrad (auch Aussteuergrad, engl.: duty factor) gibt für eine periodische Folge von Impulsen gemäß DIN IEC 60469-1 das Verhältnis der Impulsdauer zur Impulsperiodendauer an. Der Tastgrad wird als dimensionslose Verhältniszahl mit einem Wert von 0 bis 1 oder 0 bis 100 % angegeben. Dieses wird nachfolgend an idealen Impulsen erläutert, die eine Rechteckschwingung bilden.

Zeitverlauf eines Rechtecksignals
y_: Gleichwert; yeff: Effektivwert
Tastgrad = \frac{\tau}T
τ : Impulsdauer
T : Periodendauer

Speziell für den Tastgrad τ / T = 0,5 = 50 % entsteht ein symmetrischer Puls.

Der Begriff Tastverhältnis kommt in der genannten Norm nicht vor und wird in der Literatur nicht einheitlich verwendet; er wird sowohl für den Tastgrad [1] als auch dessen Kehrwert [2] als auch für das Verhältnis zwischen Impuls- und Pausendauer verwendet. Die letzte Variante entspricht dem in derselben Norm vorkommenden Begriff Ein-Aus-Verhältnis, definiert als das Verhältnis Impulsdauer zu Impulsabstand, also

Ein-Aus-Verhältnis = \frac \tau{T-\tau}

mit dem Wertevorrat von 0 bis ∞.

Anwendung und Bedeutung

Durch Variation des Tastgrades lässt sich der arithmetische Mittelwert der elektrischen Spannung ändern. Da diese Einstellung aufgrund des Schaltens nahezu ohne Verlustleistung erfolgt – im Gegensatz zur Einstellung mit einem Vorwiderstand –, ist diese digitaltechnische Methode eine verbreitete Methode zur Steuerung elektrischer Spannung und Leistung. Anwendungen sind Schaltnetzteile und die Schwingungspaketsteuerung für Heizungen.

Die zugrundeliegende Pulsweitenmodulation ist auch eine Modulationsart zur Erzeugung stufenlos einstellbarer Gleichspannung, in der die Demodulation durch ein Tiefpass hinter der pulsweitenmodulierenden Schaltung zur Mittelwertbildung führt. Trotz des Ein-Aus-Schaltens entsteht ein Analogsignal, da der Tastgrad eine stufenlos einstellbare Größe ist. Bei genügend trägen Anwendungen wird auf den Tiefpass verzichtet, weil zur Mittelwertbildung alleine schon die Trägheit des Systems ausreicht, zum Beispiel bei Heizungen.

Auch manche Digital-Analog-Umsetzer arbeiten mit einstellbarem Tastgrad. Bei einer Rechteckspannung mit konstanter Periodendauer bestimmt die digitale Eingangsinformation die in diesem Fall schrittweise einstellbare Impulsbreite und somit die dazu proportionale mittlere Ausgangsspannung.

Bei der Phasenanschnittsteuerung werden Motordrehzahlen eingestellt mittels variablen Tastgrades an einer sinusförmigen Spannung.
Entsprechendes gilt für die Choppersteuerung.

Literatur

  • DIN 5483-1:1983 – Zeitabhängige Größen: Benennung der Zeitabhängigkeit
  • DIN IEC 60469-1:1991 – Impulstechnik: Impulsbegriffe und -definitionen

Einzelnachweise

  1. Klaus Beuth/Wolfgang Schmusch: Grundschaltungen. 13. Auflage. Vogel Fachbuch, Würzburg 1998, ISBN 3-8023-1733-5.
  2. Brechmann, Dzieia, Hörnemann, Hübscher, Jagla, Petersen: Elektrotechnik Tabellen Kommunikationstechnik. 3 Auflage. Westermann, Braunschweig 2001, ISBN 3-14-22 5037-9.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Aussteuergrad — Der Tastgrad (auch Aussteuergrad oder engl.: duty cycle) gibt für ein Rechtecksignal das Verhältnis der Länge des eingeschalteten Zustands (Impulsdauer) zur Periodendauer an. Der Tastgrad wird als dimensionslose Verhältniszahl mit einem Betrag… …   Deutsch Wikipedia

  • Duty cycle — Der Tastgrad (auch Aussteuergrad oder engl.: duty cycle) gibt für ein Rechtecksignal das Verhältnis der Länge des eingeschalteten Zustands (Impulsdauer) zur Periodendauer an. Der Tastgrad wird als dimensionslose Verhältniszahl mit einem Betrag… …   Deutsch Wikipedia

  • Tastverhältnis — Der Tastgrad (auch Aussteuergrad oder engl.: duty cycle) gibt für ein Rechtecksignal das Verhältnis der Länge des eingeschalteten Zustands (Impulsdauer) zur Periodendauer an. Der Tastgrad wird als dimensionslose Verhältniszahl mit einem Betrag… …   Deutsch Wikipedia

  • Rechteckspannung — Gegenüberstellung der elementaren Wellenformen Das Rechtecksignal bzw. die Rechteckschwingung bezeichnet ein periodisches Signal, das zwischen zwei Werten hin und her schaltet und dessen Messdiagramm somit einen rechteckigen Verlauf aufweist. Das …   Deutsch Wikipedia

  • Chopper-Steuerung — Die Chopper Steuerung, auch Impulssteuerung, ist eine verlustarme Steuermethode überwiegend für Elektromotoren. Hierbei wird deren Betriebsspannung durch elektronische Schalter (Thyristor Pulssteller, Gleichstromsteller, Transistor oder IGBT… …   Deutsch Wikipedia

  • Pulsweitenmodulation — Die Pulsweitenmodulation (PWM) respektive Pulslängenmodulation[1] (PLM; auch: Unterschwingungsverfahren) ist eine Modulationsart, bei der eine technische Größe (z. B. elektrischer Strom) zwischen zwei Werten wechselt. Dabei wird bei… …   Deutsch Wikipedia

  • Rechteckgenerator — Ein Rechteckgenerator ist eine elektrische Schaltung zur Erzeugung einer rechteckigen Schwingung (siehe Rechteckschwingung). Die Bezeichnung wird sowohl für Geräte als auch für Schaltungsteile beziehungsweise Elektronik Baugruppen verwendet.… …   Deutsch Wikipedia

  • SPY-1 — Eine der vier flachen AN/SPY 1 Antennen Das AN/SPY 1 ist ein seegestütztes Multifunktionsradar des US Konzerns Lockheed Martin. Es befindet sich seit seiner Einführung 1983 auf den Kreuzern der Ticonderoga Klasse im Dienst unterschiedlicher… …   Deutsch Wikipedia

  • Gegentaktflusswandler — Als Gegentaktflusswandler, Gegentaktdurchflusswandler oder Gegentaktwandler (englisch push–pull converter) bezeichnet man in der Elektronik eine diskrete elektronische Schaltung, die eine elektrische Gleichspannung in eine andere elektrische …   Deutsch Wikipedia

  • 4qS — Vierquadrantensteller steuert Gleichstrommotor Ein Vierquadrantensteller besteht aus einer elektronischen H Brückenschaltung aus vier Halbleiterschaltern, meist aus Transistoren, welche eine Gleichspannung in eine Wechselspannung variabler… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”