Baltic-Cable

Baltic-Cable
Freileitung der HGÜ "Baltic-Cable" in Schweden. Beide Leiter sind permanent parallelgeschaltet. Der zweite Pol ist als Erdkabel ausgeführt, welches von der Stromrichterstation Kruseberg zu einer in der Ostsee versenkten Elektrode (Anode) führt.
Stromrichterstation Kruseberg
Thyristorturm in einer Stromrichterstation des Baltic Cable
Thyristoren in der Anlage Nelson River Bipol

Das Baltic-Cable ist eine Gleichstromfernleitung zur Kopplung des deutschen mit dem schwedischen Stromnetz.

Das Baltic-Cable verwendet mit 450 kV die höchste Betriebsspannung aller Anlagen zur Energieübertragung in Deutschland und ist war bis zur Inbetriebnahme des NorNed im Jahr 2008 mit einer Übertragungsstrecke von 250 Kilometern das europaweit längste im Einsatz befindliche Hochspannungskabel. Es ist eine monopolare Gleichstromleitung mit einer maximalen Übertragungsleistung von 600 MW. Bei einem Seekabel besteht das Prinzip einer monopolaren Gleichstromübertragung darin, dass nur der mit Hochspannung beladene Pluspol als stark isoliertes Kabel im Meeresboden verlegt wird. Der nur mit geringer Spannung belegte Minuspol führt die Ladungen mittels einer Ionenleitung durch das Seewasser zurück zur Strom- und Spannungsquelle. Diese Ionenleitung bewirkt eine elektrolytische Zersetzung der im Meerwasser gelösten Salze. An der Anode wird das im Wasser gelöste Chlorid zum Chlor oxidiert. Bei einer Spannung von 450 KV und einer Übertragungsleistung von 600 MW werden so täglich 41 kg giftiges Chlor an der Anode in die Ostsee freigesetzt. An der Kathode wird das Meerwasser zu Wasserstoff und Hydroxidionen reduziert. An einem Tag wird somit an Kathode 47,8 kg ätzendes Natriumhydroxid in die Ostsee freigesetzt.

Das Baltic-Cable beginnt in einer auf dem Areal eines ehemaligen Steinkohlekraftwerks in Lübeck-Herrenwyk errichteten Stromrichterstation (53° 53′ 49″ N, 10° 48′ 9″ O53.89694444444410.80257). Unmittelbar neben dieser Station befindet sich noch ein 110-kV-/20-kV-Umspannwerk, welches über zwei auf den Masten der 380-kV-/110-kV-Freileitung Lübeck-SiemsLübeck-Herrenwyk verlegten 110-kV-Drehstromkreise gespeist wird. Eine Kopplung über einen 380-kV-/110-kV-Transformator auf dem Areal der Stromrichterstation in Lübeck-Herrenwyk existiert nicht. Das von der Stromrichterstation ausgehende "Baltic-Cable", welches aus dem 450-kV-Hochspannungskabel und dem zur Kathode in der Ostsee führenden Elektrodenkabel besteht, unterquert die unmittelbar neben diesem Areal gelegene Trave in einem Kanal 6 Meter unter dem Boden der Trave, um dann anschließend als in der Trave verlegtes Seekabel dieser bis zu ihrer Mündung zu folgen. Nach Durchquerung der Halbinsel Priwall folgt das Baltic-Cable der Küste von Mecklenburg-Vorpommern, um dann östlich von Rostock langsam nach Nordosten, Richtung Schweden zu laufen. Das zur Kathode führende Elektrodenkabel ist bis zu einem Punkt mit den Koordinaten 11,0532 Grad östlicher Länge und 54,0335 Grad nördlicher Breite parallel zum Hochspannungskabel (Abstand ca. 1 Meter, im Kanal unter der Trave unmittelbar neben dem Hochspannungskabel) verlegt. An diesen Punkt zweigt es in östlicher Richtung von der Trasse ab, um zur Kathode zu führen. Diese ist als ein blanker Kupferring mit einem Radius von 1000 Metern vor der deutschen Ostseeküste bei Warnkenhagen ausgeführt. Vom Anlandungspunkt an der Südküste Schwedens führt das 450-kV-Kabel noch über eine Distanz von 5,5 Kilometern als Erdkabel bis zu einem Punkt östlich der E6 bei (55° 25′ 28″ N, 13° 3′ 39″ O55.42444444444413.0608333333337) über Land. Von dort verläuft die Freileitung über 2 Tragmaste bis zum ersten Abspannmast bei (55° 25′ 50″ N, 13° 3′ 12″ O55.43055555555613.0533333333337) in nordnordwestlicher Richtung. An diesem Mast ändert die Leitung ihre Richtung in nordnordöstliche Richtung und führt östlich an Södra Haslov vorbei über 7 Tragmaste zum nächsten Abspannmast bei (55° 27′ 8″ N, 13° 2′ 56″ O55.45222222222213.0488888888897).Jetzt erfolgt eine Richtungsänderung nach Nordosten. Über 8 Tragmaste geht sie zum 3. Abspannmast bei (55° 28′ 33″ N, 13° 4′ 2″ O55.47583333333313.0672222222227). Jetzt schwenkt die Leitung in westnordwestliche Richtung ein und führt über 15 Tragmaste (davon 3 Winkeltragmaste) südlich an Västra Ingelstad vorbei zum vorletzten Abspannmast bei (55° 29′ 29″ N, 13° 8′ 18″ O55.49138888888913.1383333333337). Von diesem Mast aus läuft die Leitung über 1 Tragmast, 1 Winkeltragmast und dem Endmast zur Stromrichterstation in Kruseberg (55° 30′ 5″ N, 13° 8′ 44″ O55.50138888888913.1455555555567),welche auch als Stromrichterstation Arrie bezeichnet wird und die an ein bestehendes Umspannwerk für 380 kV/110 kV angebaut wurde. Insgesamt besteht der 12 Kilometer lange Freileitungsabschnitt aus 40 Masten mit je einer Traverse für 2 Leiterseile. Als Leiterseile werden auf dem Freileitungsabschnitt zwei Zweierbündelleiter verwendet, die an ihren Enden permanent miteineinander verbunden sind und an 6 Meter langen Isolatoren an den Masten befestigt sind. Somit ist die Freileitung des Baltic-Cable, obwohl sie wie eine bipolare Leitung aussieht, eine monopolare Leitung.

Die Verbindung zu den Erdungselektroden in der Ostsee vor der schwedischen Küste erfolgt in ganzer Länge über ein Erdkabel. Wegen der Bauweise als monopolare Leitung führt das Baltic-Cable in seiner Umgebung zu wesentlich höheren Magnetfeldern als Gleichstromleitungen mit integrierten bzw. in geringem Abstand verlegten Rückleitern; Drehstrom-Seekabel besitzen regelmäßig integrierte Rückleiter.

Da von dieser Freileitung Funkstörungen ausgehen können, wurde in der Stromrichterstation in Kruseberg ein hochwirksames aktives Störunterdrückungssystem installiert. Weil es auf deutscher Seite keinen Freileitungsabschnitt des Baltic-Cables gibt, ist in Lübeck-Herrenwyk eine derartige Einrichtung nicht vorhanden.

Die HGÜ Baltic-Cable konnte ursprünglich nicht mit den maximal möglichen 600 Megawatt Übertragungsleistung betrieben werden, da die von Lübeck-Herrenwyk ausgehende 380-kV-Drehstromleitung im Umspannwerk Lübeck-Siems endet und die Anbindung an das deutsche 380-kV-Netz immer noch über Leitungen der 220-kV- und zum Teil sogar der 110-kV-Ebene erfolgt, was die maximal übertragbare Leistung stark reduziert und auch die Übertragungsverluste erhöht. Von den ursprünglich zwei geplanten 380-kV-Leitungen nach Lübeck (vom Kernkraftwerk Krümmel nach Lübeck-Siems und von der Stromrichterstation Lübeck-Herrenwyk zum 380-kV-Umspannwerk Schwerin) wurde der Bau der 380-kV-Leitung zwischen dem Kernkraftwerk Krümmel und dem Umspannwerk Lübeck-Siems nach Angaben der E.ON AG gestrichen. Allerdings soll womöglich eine 380-kV-Leitung zu einen anderen 380-kV-Umspannwerk in Schleswig-Holstein, Hamburg oder Niedersachsen gebaut werden. Der Bau der 380-kV-Verbindung von Lübeck-Herrenwyk nach Schwerin kommt ebenfalls aus Umweltschutzgründen nicht voran.

Durch ein neues 220-kV-Kabel und einen statischen Blindleistungskompensator (SVC) in Lübeck-Siems ist seit Dezember 2004 eine Übertragungsleistung von 600 Megawatt möglich. Die Blindleistungs-Kompensationsanlage wurde von der Firma Siemens konzipiert und erbaut.

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