NorNed

NorNed
Lage des NorNed-Kabels

NorNed ist die Bezeichnung einer Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) zur Kopplung des niederländischen und des norwegischen Stromnetzes und dient dem Austausch von elektrischer Energie. Die Leitung ist als Seekabel ausgeführt und führt von Feda in Norwegen nach Eemshaven im Norden der Niederlande. Die Anlage nahm am 6. Mai 2008 den Betrieb auf, am 11. September 2008 wurde sie offiziell von der niederländischen Ministerin Maria van de Hoeven („Minister van Economische Zaken“) eröffnet.

Die Leitung ist 580 km lang und wird als bipolare HGÜ mit einer nominalen Gleichspannung von ±450 kV betrieben. Die elektrische Energie kann, je nach Einstellung der Stromrichter, in beide Richtungen übertragen werden: Tagsüber wird norwegischer Strom, primär aus Speicherkraftwerken, die mit Wasserkraft betrieben werden, in die Niederlande übertragen. Nachts wird niederländischer Nachtstrom, primär aus Atomkraftwerken, deren Leistungen sich nur in kleinen Umfang dem nächtlich reduzierten Verbrauch anpassen lässt, benutzt, um in Norwegen künftig noch zu errichtende Pumpspeicherkraftwerke, spezielle Formen von Speicherkraftwerken, zu versorgen. Auf diese Weise könnten in Norwegen Stauseen benutzt werden, um Energie für Verbrauchsspitzen zu speichern und die sich leicht zurückgewinnen lässt.

Inhaltsverzeichnis

Planung und Bau

Am 19. Januar 2004 gab der niederländische Netzbetreiber TenneT mit der norwegischen Statnett bekannt, ein Hochspannungskabel durch die Nordsee verlegen zu wollen. Dieses Kabel sollte den Import von Elektrizität aus Norwegen ermöglichen und die Verbindung zwischen den skandinavischen und westeuropäischen Energiemärkten erweitern. Die beiden Firmen sollten zusammen 600 Millionen Euro in das Kabel investieren, die Inbetriebnahme war für 2008 vorgesehen.

Der Bau des Kabels wurde 1991 in einem Grundsatzabkommen zwischen der niederländischen SEP (Verbund der niederländischen Elektrizitätserzeuger) und der Noorse Statkraft festgelegt. Durch die Auflösung der SEP, der Privatisierung des Elektrizitätssektors und die niedrigen Brennstoffpreise wurde das Projekt jedoch zwischenzeitlich unterbrochen.

Die Pläne für das NorNed-Kabel wurden am 23. Dezember 2004 durch die Energiekamer genehmigt, ein Teil des niederländischen Kartellamts. Die ersten Abschnitte wurden im Frühjahr 2006 verlegt, abgeschlossen wurde der Bau im April 2008. Am 5. Mai 2008 fand die erste Kapazitätsversteigerung statt, am 6. Mai begann die kommerzielle Nutzung.

Die Verlegung des Kabels erfolgte in Abschnitten durch einen Kabelleger. Das Kabel wurde entweder mit Hilfe einer speziellen ferngesteuerten Aushubmaschine im Meeresboden versenkt oder nach Verlegung mit Sand zugeschüttet.

Technik

Prinzip der Norned. Die DC Line stellt die beiden Pole des Seekabels zwischen Norwegen und Niederlande dar.

Das 580 km lange Kabel verläuft vom niederländischen Eemshaven über den Boden der Nordsee ins norwegische Feda, Gemeinde Kvinesdal. 420 km der Kabelstrecke verlaufen in seichtem Gewässer (bis 50 m) und 160 km in einer Tiefe von bis zu 409 m. 270 km des Kabels sind doppelt ausgeführt, 310 km einfach. Die einfache Ausführung wiegt etwa 37,5 kg/m, die doppelte 85 kg/m. Das Gesamtgewicht des Kabels beträgt an die 47.000 Tonnen.

Die Verbindung wird durch Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) hergestellt. Der bei Freileitungen am Land üblicherweise verwendete Dreiphasenwechselstrom kann nicht über Seekabel übertragen werden, da der Blindleistungsbedarf von Seekabeln zu groß ist. Das Seekabel ist als bipolare Leitung zweiadrig ausgeführt und kann eine maximale Wirkleistung von 700 MW übertragen, Der Wirkungsgrad der Übertragungsstrecke ohne Konverterstationen beträgt bei 600 MW 96,3 %.[1] An beiden Enden des Kabels befinden sich Stromrichter, die den Dreiphasenwechselstrom der nationalen Netze gleichrichten, sowie Wechselrichter, die den Gleichstrom in Dreiphasenwechselstrom umformen, der in die nationalen Netze eingespeist wird. Diese bestehen auf beiden Seiten aus je 2*120 Thyristoren in Serienschaltung mit drei Reservethyristoren, so dass der Ausfall bis zu drei Thyristoren ohne Betriebsunterbrechung bis zum nächsten Service überbrückt werden kann.

Im Gegensatz zu der Technik der monopolaren Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, wie bei der Baltic Cable, entfällt bei der bipolaren NorNed die Problematik des Betriebsstrom führenden Erders eines Pols der HGÜ. Der Vorteil ist die Vermeidung der Elektrolyse des Meerwassers im Bereich der großflächigen Elektroden, welche als Erder eingesetzt werden. Diesen Vorteil erkauft man sich allerdings durch den Nachteil, zwei statt nur einem Hochspannungskabel verlegen zu müssen.

In Eemshaven beherbergt die Stromrichterhalle alle Komponenten der Anlage inklusive Stromrichtertransformatoren, Oberschwingungsfilter mit 432 MVAr und einer gasisolierte Schaltanlage zu dem 380 kV Verbundnetz. In Feda befindet sich nur der Stromrichter in einer Halle, der Oberschwingungsfilter mit 485 MVAr, die Transformatoren und die Freiluftschaltanlage zu dem 300-kV-Stromnetz sind im Freien aufgestellt. Die Stromrichtertransformatoren sind, wie bei größeren HGÜ-Anlagen üblich, auf beiden Seiten aus drei einzelnen Einphasentransformatoren aufgebaut.[1]

Wirtschaftliche Aspekte

Die gesamten Kosten für das NorNed-Kabel beliefen sich auf etwa 600 Millionen Euro. Nach vier Monaten Betrieb hat das Kabel einen Ertrag von etwa 70 Millionen Euro eingebracht, was knapp 12 % der Baukosten entspricht. In der Wirtschaftlichkeitsrechnung für NorNed wurden der Jahresertrag auf 64 Millionen Euro geschätzt. Bis Anfang September 2008 wurden insgesamt 1,8 Millionen Megawattstunden durch das Kabel transportiert, 1,7 Millionen Megawattstunden von Norwegen in die Niederlande und 0,1 Millionen Megawattstunden von den Niederlanden nach Norwegen.

Vergleichbare Kabel liegen bereits zwischen Dänemark und Schweden (Konti-Skan) und zwischen Norwegen und Dänemark (Cross-Skagerrak). Es gibt auch Pläne für den Bau ähnlicher Verbindungen zwischen den Niederlanden und Großbritannien (BritNed-Kabel), zwischen den Niederlanden und Dänemark (COBRA CABLE) sowie zwischen Norwegen (Flekkefjord) und Deutschland (bei Wilhelmshaven). Dieses 570 km lange „NorGer“-Kabel soll laut Planung eine Übertragungsleistung von 1400 MW aufweisen.

Einzelnachweise

  1. a b Jan-Erik Skog, Kees Koreman, Bo Pääjärvi, Thomas Worzyk, Thomas Andersröd: The NorNed HVDC Cable Link. A Power Transmission Highway Between Norway And The Netherlands

Weblinks


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