Terminus (S. Lem)

Terminus (S. Lem)

Kurzgeschichte des polnischen Schriftstellers Stanisław Lem aus einer Serie von Geschichten über den Piloten Pirx, welche in deutscher Sprache unter zahlreichen Namen erschienen sind (z.B. dt. Eintritt nur fur Sternenpersonal, 1978; Pilot Pirx, 1978).

Inhalt

Der Pilot Pirx, einer der wiederkehrenden Charaktere in den Werken von Stanisław Lem, macht sich mit dem Raumschiff Korolean auf den Weg. In diesem Raumschiff findet er im Reaktorraum einen veralteten Roboter, der auf den Namen Terminus hört. Dieser gibt nachts seltsame Klopfzeichen von sich, welche Pirx schließlich als Morsezeichen erkennt. Diese führen Pirx zu der vertuschten Geschichte seines Raumschiffs, dessen Havarie im Weltraum und den Tod seiner damaligen Besatzung. Der Roboter gibt anscheinend unbewusst jene Morsezeichen wieder, mit denen sich die Besatzungsmitglieder, voneinander räumlich im havarierten Schiff getrennt, verständigt haben und die ihre letzten Tage und Stunden bis zum Tod wiedergeben. Alle Versuche, den offensichtlich senilen Roboter zu diesen Ereignissen zu befragen, scheitern - lediglich auf Klopfzeichen antwortet er mit den entsprechenden Morsezeichen der Toten auf unheimliche Weise. Die Geschichte endet damit, dass Pirx nach langen Überlegungen über Wahrheit, Art und Sinn der Morsezeichen die Verschrottung des Roboters wegen "Zerfall seiner Funktionen" anordnet.

Interpretation

Der Roboter Terminus, menschliche Züge tragend und wie der Mensch dem Altern verfallen, wurde ungewollter Zeuge einer Tragödie, auf die er keinen Einfluss und ebenso wenig Schuld an ihr hatte. Dennoch ist er - anscheinend ungewollt und übersehen - geblieben, während die Menschen alles daran gesetzt haben, die Spuren des Unfalls aus der Geschichte des Schiffes und somit der Erinnerung zu tilgen. Auch die Erinnerung der Maschine scheint nicht mehr zuverlässig, vielmehr lediglich unterbewusst zu existieren. So scheinen die Toten in den unheimlichen Morsezeichen wieder lebendig zu werden, deren Wahrheitsgehalt ungewiss ist. Die Maschine wird somit ungewollt und schuldlos zum Spielball menschlicher Taten zwischen Verdrängung, Vertuschung und Erinnerung. Die Verschrottung der Maschine löst dieses Dilemma im konkreten Fall pragmatisch. Keinesfalls beseitigt es aber den Sachverhalt, dass sich hinter Taten immer Menschen verbergen und Maschinen letztendlich immer nur ihre Werkzeuge bleiben.


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