Flohmarkt

Flohmarkt
Dresdner Flohmarkt an den Elbwiesen
Vohwinkeler Flohmarkt
Theresienwiese 2010 zum Beginn des Frühlingsfestes
Typischer Flohmarktstand
Nachtflohmarkt „nachtkonsum“ in der Münchener Reithalle

Ein Flohmarkt (auch Trödelmarkt) ist im ursprünglichen Sinne ein Markt, auf dem gebrauchte Gegenstände frei von Erwerbsdruck von Privatleuten angeboten werden. Seinen Namen verdankt der Flohmarkt spätmittelalterlichen Kleidergaben der Fürsten. Einmal dem Volk überlassen, wurde mit diesen Kleidungsstücken gehandelt. Dabei wechselte auch der eine oder andere Floh den Wirt.

Inhaltsverzeichnis

Flohmärkte im deutschsprachigen Raum

Die großen traditionellen Flohmärkte werden oft ehrenamtlich von Vereinen oder von eigens dafür eingerichteten Arbeitsgemeinschaften in den jeweiligen Kommunen organisiert. Die besondere Atmosphäre solcher – meist nur ein- oder zweimal pro Jahr stattfindenden – Veranstaltungen führt in einigen Städten zu einem Anreise-Tourismus aus dem weiteren Umland. Viele der großen Flohmärkte schmücken sich mit den unterschiedlichsten Superlativen wie größter, längster oder ältester Flohmarkt der Stadt, der Region, des Landes oder der Welt. Überregional bekannt und dementsprechend gut besucht sind z. B. der Berliner Flohmarkt am Mauerpark, der Frankfurter Flohmarkt am Mainufer, der Bonner Rheinauenflohmarkt, der Trempelmarkt in Nürnberg, der Töster Markt in Tostedt, der Nachtflohmarkt in München, der Flohmarkt auf der Promenade in Münster, der Altstadt-Flohmarkt am Hohen Ufer in Hannover und der Flohmarkt in Konstanz am Bodensee, der Nachtflohmarkt in Leipzig oder der Vohwinkeler Flohmarkt unter der Wuppertaler Schwebebahn. Der Flohmarkt in Elisabethfehn zieht sich über mehrere Kilometer am Elisabethfehnkanal entlang. In Österreich zählen der Flohmarkt auf dem Naschmarkt in Wien und der in Viktring bei Klagenfurt zu den bekanntesten.

Seit 2011 sind Flohmärkte an Sonn- und Feiertagen nach einer Entscheidung des VG Koblenz in Rheinland-Pfalz verboten.

Arten von Flohmärkten

Die professionell organisierten Flohmärkte finden meist in einem deutlich kleineren Rahmen als die traditionellen Flohmärkte statt. Das Verkaufsangebot besteht aus – oft minderwertiger – Neuware und von Profis angebotener Ware. Verstärkt bieten Haushaltsauflöser Ware feil. Die Veranstalter professionell organisierter Märkte erschließen immer neue Parkplätze, Uferstraßen und Brachflächen. Gelegentlich werden Eintritt oder Parkgebühren erhoben.

Der Flohmarkt rund ums Kind ist in Deutschland weit verbreitet. Kindergärten, Jugendeinrichtungen oder Pfarreien veranstalten solche Kindersachen-Flohmärkte, auf denen Babyausstattungen, Kinderkleidung, Spielzeug und Kinderbücher verkauft werden. Diese Angebote werden von weiten Bevölkerungskreisen genutzt, um die Ausgaben für den naturgemäß schnell wechselnden Bedarf der heranwachsenden Kinder einzugrenzen.

Bei Spenden-Flohmärkten kommt der gesamte Erlös entweder dem gemeinnützigen Veranstalter, beispielsweise einer Kirchengemeinde, oder einem wohltätigen Zweck als Spende zugute.

Auf Themen-Flohmärkten, wie Bücher-, Militaria-, Schallplatten-, Puppen- oder allgemeine Spielzeugbörsen, werden Waren zu einem bestimmten Sammelgebiet gehandelt. Über Termine und Themen informieren Markt- und Fachzeitschriften und deren Internetseiten.

Der Nachtflohmarkt ist eine tageszeitlich neuartige Version des Flohmarktes, der spätnachmittags bis nachts meist in geschlossenen Veranstaltungshallen stattfindet. Für manchen Nachtflohmarkt müssen Besucher Eintritt zahlen, um am Handel teilhaben zu können. Insbesondere im Süden und Osten von Deutschland etablieren sich seit einigen Jahren Nachtflohmärkte, die einem stark heterogenen und urbanen Publikum spätes Kaufen und Verkaufen von Trödel aller Art ermöglichen. Zusätzlich gibt es dort häufig ein Rahmenprogramm, zumeist Essen und Getränke und Musik. In Leipzig existiert seit dem Jahr 2000 der Nachtflohmarkt im Kohlrabizirkus, in München findet seit 2007 der Nachtflohmarkt nachtkonsum statt.

Kommerzielle Merkmale

Flohmärkte sind weltweit verbreitet. In zahlreichen Städten über den Globus existieren regelmäßig stattfindende Flohmärkte.

Flohmärkte können kleineren gewerblichen Händlern, die sich noch kein entsprechendes Ladengeschäft leisten können, als erste Absatzplattform dienen.

Flohmärkte können sich als dienliches Umfeld zu zeithistorischer und alltagskultureller Bildung erweisen. So finden sich auf den meisten Flohmärkten Medien, insbesondere Bücher und Zeitschriften oder auch Tonträger, die im Handel nicht bzw. nur selten erhältlich sind. Dazu kommen diverse einzelne Antiquitäten – auch wenn sich dafür reine Antiquitätenmärkte entwickelt haben. Allerdings werden bei Antiquitätenmärkten die Waren oft durch spezialisierte Händler angeboten, die Besucher müssen meist Eintritt entrichten und es findet sich dort überwiegend entsprechendes Fachpublikum.

Verkäufer können auf dem Flohmarkt Sachen verkaufen, die nicht mehr von ihnen benötigt werden. Kinder können dabei handeln und feilschen und so den Umgang mit Geld und den Wert der eigenen Besitztümer verstehen lernen.

Die besonderen Merkmale eines Flohmarkts sind – aus der Sicht des Besuchers – der private Charakter des Handels (Verkauf durch Privatpersonen, vielfach lässt sich auch über den Preis feilschen), das nicht ständig vorhandene Angebot von Waren (viele Flohmärkte finden beispielsweise nur einmal jährlich statt) sowie die Hoffnung der Besucher, Ausgefallenes oder Günstiges erwerben zu können. Diese Konnotationen werden des Öfteren auch von Inhabern von regulären Läden genützt, indem – um ihre Attraktivität zu erhöhen – Sonderverkäufe als „Flohmarkt“ bezeichnet werden.

Die soziale Bedeutung

Neben dem kommerziellen Zweck dienen Flohmärkte, wie andere Märkte auch, sozialen Bedürfnissen. So finden Unterhaltung oder sogar politische Gespräche auf Flohmärkten statt. Es besteht für Besucher die Möglichkeit, einfach nur über den Markt zu bummeln, um mit anderen Besuchern oder Verkäufern ein Schwätzchen zu halten. Früher im Laden um die Ecke oft gängige Praxis, ist der Plausch heute in den meisten Geschäften – insbesondere in Supermärkten und großstädtischen Einkaufszentren – verschwunden. Auf Floh- und anderen Märkten ist Small-Talk und Alltagsgespräch aber möglich. In vielen ländlichen Gegenden Österreichs gibt es besonders bei Flohmärkten, deren Erlöse sozialen oder karitativen Einrichtungen zugute kommen, häufig ein zusätzliches kulinarisches Angebot, das dem eines Cafés oder eines Imbissstandes ähnelt und wo auch entsprechendes gesellschaftliches Treiben stattfindet. Auch sind oftmals Gespräche zwischen Verkäufern oder mit Kunden zu vernehmen, die diese als Fachleute auf bestimmten Gebieten ausweisen. Auf diese Weise kann untereinander gegenseitiges Verstehen und – gerade in Fällen von ausgefallenen Interessen – ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer speziellen Kleingruppe entstehen, was dem Flohmarkt dann auch den Charakter eines subkulturellen Ortes verleiht.

Der Besuch eines Flohmarktes dient in der Regel dem eigenen Vergnügen und hat im Gegensatz zu anderen Einkäufen nicht den Charakter alltäglicher Notwendigkeit. Er findet daher meist ohne Zeitdruck statt.

Alternativen

Durch Internet-Auktionsplattformen wie eBay haben sich in den letzten Jahren das Angebot und die Möglichkeiten des Absatzes von Gebrauchtwaren erhöht. Solche Internet-Auktionsseiten kommen dem traditionellen Flohmarkt-Gedanken insofern entgegen, als das dortige Angebot ein zielloses Stöbern und zielgerichtetes Suchen nach Besonderheiten und Sammelsurien wie auf einem Flohmarkt ermöglicht. Beim Handel über das Internet geht aber das Flair eines Marktes – die direkte Begutachtung der Ware sowie die Kommunikation mit dem Händler und mit Gleichgesinnten – verloren.

Als Alternativen für das Entledigen von gebrauchten Gegenständen bleiben neben dem Verkauf auf Flohmärkten das Geschenk an Bekannte, die Spende (in Deutschland ohne Spendenbeleg) an eine gemeinnützige Institution und die Abgabe auf dem Recyclinghof, wo die Waren entweder vernichtet, downgecycelt oder weiterverkauft werden.

Flohmärkte in den Vereinigten Staaten

In den USA gibt es die größten Flohmärkte in Pasadena, Kalifornien (Rose Bowl Flea Market) und in Pinellas Park, Florida (Wagon Wheel Flea Market). Der größte Flohmarkt im Stadtgebiet von New York ist der Brooklyn Flea in Brooklyn.

Yard Sales

Üblicher als Flohmärkte sind in den USA Yard Sales (auch: Garage Sales, Rummage Sales oder ähnlich), bei denen Privatpersonen ihre nicht mehr benötigten Artikel an einem Verkaufsstand anbieten, der zu diesem Zweck auf dem eigenen Grundstück (meist in der Garage, auf der Garagenauffahrt, im Carport oder im Vorgarten) aufgebaut wird. Anders als in Deutschland können Privatpersonen in den USA einen Yard Sale grundsätzlich ohne behördliche Anmeldung durchführen. Nur in einigen Städten (z. B. Beverly Hills, Gettysburg) ist eine kostenpflichtige Genehmigung erforderlich. Typische Artikel, die auf Yard Sales verkauft werden, sind Kinderspielsachen, Gesellschaftsspiele, Bücher, Kleidung und Haushaltsartikel. Das Feilschen ist weit verbreitet; viele Verkäufer zeichnen ihre Waren gar nicht erst mit einem Preisschild aus. Yard Sales sind auch von den Käufern stark nachgefragt. Sie finden meist am Samstagvormittag statt und werden vom jeweiligen Verkäufer entweder per Inserat in der lokalen Tageszeitung oder durch selbstgemachte Schilder angekündigt, die in der Nachbarschaft aufgehängt werden.

Oftmals stimmen sich ganze Nachbarschaften ab, um mit einem kollektiven Yard Sale besonders viele Kunden anzuziehen. Als „längster Yard Sale der Welt“ gilt der Highway 127 Corridor Sale entlang des U.S.-Highways 127, an dem alljährlich Anfang August Tausende von Haushalten teilnehmen.

Yard Sales sind in den Vereinigten Staaten heute ein wichtiger Bestandteil der Populärkultur und werden auch in vielen Filmen dargestellt (z. B. Eight Days a Week, 1997; Toy Story 2, 1999; Yard Sale, 2004; The Longest Yard Sale, 2007).

Literatur

  • Heidrun Th. Grigoleit, Die 100 schönsten Flohmärkte Europas, Battenberg 2006, ISBN 3-86646-007-4
  • Ingrid Hinterecker, Trödler Tandler Flohmarktstandler, Löcker 2001, ISBN 3-85409-324-1
  • Gabriele Jöck, Flohmarktführer. Tipps & Tricks für Sammler, Schatzsucher und Schnäppchenjäger, Waldkirch 4. Auflage 11/2009, ISBN 978-3-927455-37-5
  • Sebastian Münz, Flohmarkt – Märkte, Menschen, Waren, 4. Auflage, Röschen-Verlag 09/2008, ISBN 978-3-940908-01-8
  • Sebastian Münz, Das schlaue Buch vom Flohmarkt – Was der Profi alles weiß, Knesebeck 03/2008, ISBN 3-89660-523-2

Weblinks

 Commons: Flea markets – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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