- Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum
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Das Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum war ein Berliner Unternehmen, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Preußens größter Waffen- und Munitionslieferant war. Nach und nach wuchs das Unternehmen zu einem konzernartigen Großunternehmen heran, das ein breites Tätigkeitsfeld besaß und eine weit über Berlin hinausragende Bedeutung erlangte.
Es wurde 1712 von David Splitgerber (1683–1764), einem pommerschen Bürgermeistersohn, und Adolph Daum (1679–1743), dem Sohn einer sächsischen Advokatenfamilie, begründet. Nach dem Tod der beiden Gründer wurden die Gebrüder Schickler ab 1764 die neuen Bankherren. 1910 fusionierte das Unternehmen schließlich mit der Bank Delbrück Leo & Co.
Inhaltsverzeichnis
Unternehmensgeschichte
Die Gründer des Unternehmens besaßen als Zugereiste nicht das Bürgerrecht Berlins, weshalb sie keiner Zunft oder Gilde angehören konnten. So betätigten sie sich auf dem Geldmarkt und in gewerblichen Liefer-Unternehmungen, die nicht durch Zünfte oder Gilden kontrolliert wurden.
Das bei der Gründung noch mittellose Unternehmen erwarb durch Lieferungen verschiedener Waren an die sächsische, polnische und mecklenburgische Armee und an verschiedene Herrscherhäuser bald einen guten Kapitalgrundstock. Als 1713 Friedrich Wilhelm I. neuer König wurde, brach eine Finanzkrise aus, die viele Firmen in den Bankrott trieb. Splitgerber und Daum passten sich durch bevorzugte Lieferungen an das Militär den neuen Verhältnissen an. So wuchs die Firma in kurzer Zeit durch die Vermittlung von Werbegeldern und vor allem durch die Lieferung von Munition und Waffen für die Armee. Ab 1720 engagierte sich das Unternehmen zudem in Bankgeschäften. Auf Betreiben des Königs Friedrich Wilhelm I. gründeten Splitgerber und Daum 1722 die Gewehrmanufaktur in Potsdam und Spandau, die das Monopol für die Belieferung des preußischen Heeres erhielt. Außerdem pachteten sie 1729 den Kupferhammer in Eberswalde, den Zehdenicker Eisenhochofen, den Hegermühler Messinghammer und die dortige Werkzeugmanufaktur.
1725/26 schlossen sich das Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum mit 14 anderen Berliner Firmen zur Russischen Handesl-Compagnie zusammen, die von den englischen Kaufleuten die Tuchlieferung für die russische Armee übernahm. Die Gesellschaft exportierte von 1725 bis 1733 Tücher in Wert von 1,5 Millionen Talern nach Russland.[1]
Das Bank- und Handelshaus lieferte 1738 an die preußische Armee:[2]
- 40.000 24-pfündige Kanonenkugeln
- 20.000 50-pfündige Bomben
- 20.000 Hand-Mörser-Granaten
Die Firma war inzwischen zum größten Waffenproduzenten des Staates geworden. Bis zum Jahre 1740 stieg der Jahresumsatz des Unternehmens auf 804.000 Reichstaler an.[1] Wegen der militärischen Bedeutung der Tätigkeit des Berliner Unternehmens blieb dies von der zwischen 1713 und 1740 durchgeführten königlichen Verstaatlichungspolitik verschont.
Daum und Splitgerber konnten weiter expandierten, 1749 kamen Zuckersiedereien zum Unternehmen hinzu, die ebenfalls mit dem Monopolrecht ausgestattet wurden.[3] So entstand ein gut organisiertes, konzernartiges verflochtenes Großunternehmen mit einem breiten, doch aufeinander abgestimmten und sich ergänzenden Tätigkeitsfeld, das weit über Berlin hinaus Bedeutung gewann.
Das Bank- und Handelshaus wurde 1795 in „Gebr. Schickler“ umbenannt und als „Bankhaus der Könige“ berühmt. 1910, nach 200 Jahren erfolgreicher Unternehmensführung, fusierte das Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum mit der Bank „Delbrück Leo & Co“.
Siehe auch
Literatur
- Helga Schulz: Berlin 1650–1800 - Sozialgeschichte einer Residenz, Akademie Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-05-000310-3
- Industrie- und Handelskammer: Berlin und seine Wirtschaft - ein Weg aus der Geschichte in die Zukunft, Lehren und Erkenntnisse, Walter de Gruyter Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-11-011152-7
- Erika Herzfeld: Preußische Manufakturen, 1. Auflage 1994 Berlin, Verlag der Nationen, ISBN 3-373-00119-6
Einzelnachweise
- ↑ a b Helga Schulz: Berlin 1650–1800 - Sozialgeschichte einer Residenz, Akademie Verlag, Berlin 1987, Seite 109
- ↑ Erika Herzfeld: Preußische Manufakturen, 1. Auflage 1994 Berlin, Verlag der Nationen, Seite 148
- ↑ Industrie- und Handelskammer: Berlin und seine Wirtschaft - ein Weg aus der Geschichte in die Zukunft, Lehren und Erkenntnisse, Walter de Gruyter Verlag, Berlin 1987, Seite 30
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