Thor von Waldstein

Thor von Waldstein

Thor von Waldstein (* 7. November 1959 in Mannheim) ist ein deutscher Rechtsanwalt und Vertreter der Neuen Rechten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Thor von Waldstein wurde 1959 als Sohn des Rechtsanwaltes Sigwalt von Waldstein geboren, der ab 1973 zeitweilig dem Bundesvorstand der NPD angehörte.[1] Von 1978 bis 1985 studierte von Waldstein Rechtswissenschaft, Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaft und Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 1989 wurde er an der Ruhr-Universität Bochum zum Doktor der Sozialwissenschaften (Dr. rer. soc.) promoviert. 1992 folgte eine Promotion an der Universität Mannheim zum Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. iur.). Die Arbeiten behandeln die Staatslehre von Carl Schmitt (Die Pluralismuskritik in der Staatslehre von Carl Schmitt) bzw. das Binnenschifffahrtsrecht (Das Verklarungsverfahren im Binnenschiffahrtsrecht).

Er war von 1979 bis 1982 Vorsitzender des Nationaldemokratischen Hochschulbundes und 1984 von der NPD als Kandidat zur Wahl des europäischen Parlaments aufgestellt.[2] 1994 trat er als Verteidiger des amerikanischen Holocaust-Leugners Fred Leuchter auf, 1998 als Verteidiger des Herausgebers Hans-Dietrich Sander, 2004 als Anwalt der Tochter des NS-Ministers Fritz Todt, 2007 als Verteidiger des rechtsextremen Verlegers Wigbert Grabert.

Wirken

Von Waldstein wirkte als Referent und Autor bei diversen, dem rechtsextremen Spektrum zugeordneten Zirkeln wie der Gesellschaft für Freie Publizistik (GFP), der Zeitschrift Staatsbriefe, der Vereinigung Deutsches Seminar, der rechtsextremen österreichischen Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP) oder dem NPD-Parteiorgan Deutsche Stimme. Er bezeichnete den Holocaust als „US-amerikanisches Kulturprodukt“[3] und gilt als Gegner des Liberalismus und Verfechter der Kapitalismuskritik der Neuen Rechten. Letztere Aktivitäten führten zu seiner namentlichen Erwähnung im Verfassungsschutzbericht von 1998. Auch in den folgenden Jahren wird von Waldstein in den Verfassungsschutzberichten aufgeführt, beispielsweise als Referent bei der Deutschen Akademie.

Ein Schwerpunkt in seinem Wirken liegt in der Verbreitung der Thesen von Carl Schmitt. In der rechtskonservativen Zeitschrift Junge Freiheit schrieb er 1992:

„Die Bücher Carl Schmitts (…) sollten – wie ein guter schottischer Malzwhisky – pur genossen werden. Wer mit dem Grundgesetz unter dem Kopfkissen schläft, braucht Carl Schmitt nicht. Wer jedoch erkannt hat, dass die Verfassung das Gefängnis ist, in dem die res publica der Deutschen – gerade nach der kleinen Wiedervereinigung – gefangengehalten wird, greift gerade jetzt zu seinen Werken.“[4]

Quellen

  1. Innere Sicherheit Nr. 21. vom 25. Januar 1974, S. 2
  2. http://www.wiesbaden.de/wahldaten/wahlweb/Wahldatenbank/Stimmzettel/Europawahlen/1984_EW.pdf
  3. Thor von Waldstein, Der kranke Mann am Rhein, in: AFPInformation – Kommentare zum Zeitgeschehen, Folge 158, Juni 1985, S. 4 (AFP steht für „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“)
  4. Wolfgang Gessenharter, Die neue Rechte – eine Gefahr für die Demokratie?, VS Verlag 2004, S. 216 - Gessenharter entnahm das Zitat aus dem Artikel „Sechzig verweht. Carl Schmitt: »Glossarium«“, in: Junge Freiheit, Oktober 1992, S. 17

Weblinks


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