- Théroigne de Méricourt
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Théroigne de Méricourt, mit Geburtsnamen Anne-Josèphe Théroigne, auch: Terwagne, (* 13. August 1762 in Marcourt (Belgien); † 8. Juni 1817 in Paris) wird auch „Amazone der Französischen Revolution“ genannt, weil sie für die Bewaffnung der Frauen eintrat.
Anne-Josèphe kam als Kammerzofe nach London und wurde dort Mätresse eines reichen Engländers. 1785 wandte sie sich mit einer hohen Abfindung durch ihren ehemaligen Geliebten nach Paris, wo sie sich zur Sängerin ausbildete. Sie schloss sich bald den Jakobinern an. Als daraufhin 1790 ein Haftbefehl gegen sie erlassen wurde, floh sie in ihre Heimat, wurde dort aber von der kaiserlichen österreichischen Polizei festgenommen und ein Jahr auf der Festung Kufstein in Tirol gefangen gehalten. Danach überführte man sie nach Wien, alles aufgrund der Anklage, eine Verschwörung gegen die französische Königin geplant zu haben. Nach einer Anhörung durch den Kaiser Leopold II. wurde sie allerdings entlassen und kehrte nach Frankreich zurück.
Im Januar 1792 kehrte sie nach Paris zurück und beteiligte sich am Tuileriensturm am 10. August 1792. Dafür wurde sie mit der sogenannten „Bürgerkrone“ für ihre besonderen Verdienste geehrt. Sie konnte im folgenden durch ihre frisch erlangten Lorbeeren aufgrund ihrer Gefangenschaft in Österreich ihren früheren Einfluss wiedererlangen. In den politischen Clubs Frankreichs und auch in der Nationalversammlung erhob sie ihre Stimme kompromisslos gegen jede moderate Äußerung. Zusammen mit Sandrine Dejou forderte sie für alle Frauen das Recht, sich zu bewaffnen und in die Armee einzutreten.
Am 15. Mai 1793 wurde sie von aufgebrachten Sansculotten als Verräterin bei den Tulierien ausgepeitscht, weil sie sich in den Girondisten Jacques Pierre Brissot verliebt und diesen aktiv unterstützt hatte. Die Vorkommnisse beeinträchtigten ihre geistige Gesundheit so sehr, dass ihr Bruder sie im Sommer 1794 als geisteskrank erklären ließ und sie, nachdem sie noch ein halbes Jahr bei ihm gewohnt hatte, schließlich ins Irrenhaus einlieferte, wo sie nach 23 Jahren starb.
Ihr Leben wurde von Rudolf Gottschall (1850) und Paul Hervieu (1902) in Dramen nachgezeichnet, wie auch in der Oper Théroigne de Méricourt des belgischen (flämischen) Komponisten August de Boeck (Buch von Léonce du Castillon).
Literatur
- Jackie Pigeaud (Hg.); Théroigne de Méricourt: La Lettre-mélancolie. Lettre adressée en 1801 à Danton (mort en... 1794). Transkript Jean-Pierre Ghersenzon. L’Éther Vague, Verdier 2005
- Salomé Kestenholz: Die Gleichheit vor dem Schafott. Portraits französischer Revolutionärinnen. Kapitel 1: "Olympe de Gouges; Th. de M.; Rose Lacombe, Charlotte Corday" S. 11 - 60. Luchterhand Literaturverlag, Darmstadt 1988 u. ö. ISBN 3630618189
Weblinks
Commons: Théroigne de Méricourt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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