- Tierkreiszeichen
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Tierkreiszeichen sind die durch Teilung der Ekliptik (der Bahn der Sonne am Himmel im Lauf eines Jahres) in zwölf gleiche Teile entstandenen Abschnitte, ausgehend vom Frühlingspunkt, dem Schnittpunkt von Ekliptik und Himmelsäquator. Vielfach gebräuchlich, doch durch die Vermischung mit dem Bezug auf die sichtbaren Sterne irreführend, ist auch der Ausdruck "Sternzeichen".
Inhaltsverzeichnis
Tierkreiszeichen und Sternbilder
In der Astronomie ist der Zodiak (griechisch ζῳδιακὸς κύκλος zōidiakós kýklos „Kreis von Lebewesen“, lateinisch zodiacus oder signifer) der Bereich der Sternbilder, durch welche die Ekliptik verläuft. Demgegenüber ist der Zodiak in der westlichen Astrologie einfach die Ekliptik, die ausgehend vom Frühlingspunkt in 12 genau jeweils 30 Grad messende Abschnitte unterteilt wird. Die physikalisch-astronomisch exakt vorgegebene Lage des Frühlingspunktes sowie der drei weiteren Äquinoktial- und Solstitialpunkte ist also Grundlage des Tierkreises. Diese Einteilung wird deshalb auch die tropische genannt (von griech. tropoi = die Wenden), im Unterschied zur siderischen Tierkreiseinteilung, welche auf den sichtbaren Sternbildern beruht.
Da das Durchlaufen des Frühlingspunktes bei der Sonne der Frühlingstagundnachtgleiche entspricht, gibt es auch eine direkte Entsprechung zwischen den einzelnen Tierkreiszeichen und Zeitpunkten im Jahreslauf. Dionysios von Alexandria konnte daher im 3. Jahrhundert v. Chr. bei seiner Reform des ägyptischen Kalenders die Monate nach den Tierkreiszeichen benennen, wobei das erste Zeichen dem ägyptischen Kalender entsprechend der Krebs war. Der Widder ist nicht notwendig das erste Zeichen im Tierkreis und wurde erst später als solches festgelegt. Bei Eudoxos von Knidos und Aratos von Soloi ist ebenfalls der Krebs (= Sommersonnenwende) das erste Zeichen.[1]
Tierkreiszeichen und gleichnamiges Sternbild stimmen nicht überein. Aufgrund der Präzession des Frühlingspunktes verändert sich die Position der Tierkreiszeichen im Lauf von Jahrtausenden. Vor etwa 2500 Jahren entsprach die Lage der Tierkreiszeichen den Sternbildern, durch die sich die Sonne während der jeweiligen Zeit scheinbar bewegte. Das gilt schon lange nicht mehr, wenn also heute die Sonne in 0° Widder (dem Frühlingspunkt) steht, bewegt sie sich tatsächlich durch das Sternbild der Fische.
Entstehungszeit der Tierkreiszeichen als Zodiak
Das Konzept geht auf eine in der altägyptischen Spätzeit (etwa 664–332 v. Chr.) erfolgte Verschmelzung der babylonischen und altägyptischen Sternbilder zurück, die bereits im dritten Jahrtausend v. Chr. in der altägyptischen, babylonischen und sumerischen Astronomie mythologisch in Gebrauch waren.
Horoskopähnliche Systeme fanden spätestens ab dem zweiten Jahrtausend v. Chr. im Alten Ägypten als Tagewählkalender Berücksichtigung, nach gleichem Prinzip auch in Mesopotamien.
Etwa im zweiten Jahrhundert v. Chr. sind auch im antiken Griechenland Übernahmen dieses Systems nachweisbar, wobei im ersten Jahrhundert v. Chr. der altägyptische Tierkreis von Dendera als Weiterentwicklung entstand.
Herodot beschrieb Mitte des fünften Jahrhunderts v. Chr. die mit den Sternbildern im Zusammenhang stehenden horoskopähnlichen Charaktereigenschaften:
„Ferner ist von den Ägyptern auch zuerst festgestellt worden, welcher Monat und Tag den einzelnen Göttern heilig ist und welche Schicksale, welches Ende und welchen Charakter die an diesem oder jenem Tage Geborenen haben werden. Griechische Dichter haben diese Dinge ebenfalls übernommen. Und Vorzeichen haben die Ägypter weit mehr herausgefunden als alle anderen Völker.Wenn etwas Auffälliges geschieht, achten sie auf dessen Folgen und schreiben sie auf. Bei einem ähnlichen Vorfall in der Zukunft glauben sie dann, es müssten wieder die gleichen Folgen eintreten.“
– Herodot[2]
Bedeutung der Tierkreiszeichen des Zodiaks
Der Tierkreis bildet die Grundlage für das abendländische Horoskop. Er setzt sich aus zwölf Segmenten zusammen, von denen jedes einem Tierkreiszeichen unterstellt ist. Als Tierkreiszeichen einer Person wird im Normalfall dasjenige bezeichnet, in dem die Sonne zum Zeitpunkt ihrer Geburt stand (Geburtszeichen), seltener den Aszendenten.
Da die Sonne nicht um Mitternacht von einem Tierkreiszeichen in das nächste wechselt, ist die häufig zu findende allgemeine Einteilung nach Kalendertagen nicht vollkommen präzise. Der genaue Zeitpunkt des Übergangs variiert auch von Jahr zu Jahr, da das Sonnenjahr nicht genau 365 Tage lang ist. Astrologen berechnen den Übergang daher genau, in Tierkreiszeichen-Büchern und Zeitungshoroskopen ist dennoch die Angabe von Kalendertagen üblich.
Die Tierkreiszeichen spielen auch eine Rolle in den Ende des 20. Jahrhunderts wieder in Mode gekommenen Mondkalendern, die auf Frühformen aus dem Mittelalter zurückgehen.
Die zwölf Tierkreiszeichen des Zodiaks
Tierkreiszeichen Symbolik ekliptikale
LängeZeitraum des scheinbaren Sonnendurchgangs [3] deutsch lateinisch Widder Aries 0°–30° 21. März–20. April Stier Taurus 30°–60° 21. April–21. Mai Zwillinge Gemini 60°–90° 22. Mai–21. Juni Krebs Cancer 90°–120° 22. Juni–22. Juli Löwe Leo 120°–150° 23. Juli–23. August Jungfrau Virgo 150°–180° 24. August–23. September Waage Libra 180°–210° 24. September–23. Oktober Skorpion Scorpio 210°–240° 24. Oktober–22. November Schütze Sagittarius 240°–270° 23. November–21. Dezember Steinbock Capricornus 270°–300° 22. Dezember–20. Januar Wassermann Aquarius 300°–330° 21. Januar–19. Februar Fische Pisces 330°–360° 20. Februar–20. März Siehe auch die Ekliptiksternbilder im Artikel Zodiak, mit den Vergleichszeiten der Sonnendurchgänge durch die heutigen Sternbilder.
Tierzeichen in Indien und China
Die Erdzweige („chinesische Tierzeichen“) haben nichts mit dem Sternenhimmel zu tun, sondern sind ein Nummerierungssystem des chinesischen Kalenders, der als astronomischer Kalender auf die tatsächliche Sonnenbahn bezogen ist. Sie gehen vermutlich auf die antike Dodekaetris zurück.
In der indischen Astrologie sind die 30 Grad großen Tierkreiszeichen an die Sternbilder gebunden und wandern mit ihnen allmählich durch die Jahreszeiten. Diese Art der Astrologie bezeichnet man als siderische Astrologie im Unterschied zur tropischen Astrologie mit an den Frühlingspunkt gebundenen Zeichen.
Siehe auch
Literatur
- Robert Powell: Geschichte des Tierkreises. Diss. phil. [Warschau 2004]. Aus dem Engl. übers. von Wilhelm Maas. Astronova, Tübingen 2006. ISBN 3-937077-23-5, 978-3-937077-23-9
- Hans Georg Gundel: Zodiakos: Tierkreisbilder im Altertum. Kosmische Bezüge und Jenseitsvorstellungen im antiken Alltagsleben. Von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1324-1 (Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 54)
- Wolfgang Hübner: Die Eigenschaften der Tierkreiszeichen in der Antike: Ihre Darstellung und Verwendung unter besonderer Berücksichtigung des Manilius. Steiner, Wiesbaden 1982, ISBN 3-515-03337-8 (Sudhoffs Archiv, Beihefte Bd. 22)
- Wolfgang Hübner: Tierkreis. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12, Metzler, Stuttgart 1996–2003, ISBN 3-476-01470-3, Sp. 553–563.
- Frances Sakoian, Louis S. Acker: Das große Lehrbuch der Astrologie. Fischer Tb, Frankfurt, 2. Auflage 2005, ISBN 978-3-596-16851-4
Weblinks
Wiktionary: Tierkreiszeichen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWikiquote: Tierkreiszeichen – ZitateCommons: Tierkreiszeichen – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Wolfgang Hübner: Die Eigenschaften der Tierkreis-Zeichen in der Antike 1982
- ↑ Herodot Historien 2.82
- ↑ Die Angaben stellen Mittelwerte dar und beziehen sich auf ein Jahr mit 365 Tagen. Schaltjahre sind in den Datierungen der Tierkreiszeichen nicht berücksichtigt. In einem konkreten Jahr (z. B. 2011) kann es daher Abweichungen um einen Tag geben.
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