Tongestaltung

Tongestaltung

Tongestaltung (engl. sound design) ist die kreative Arbeit mit Klängen und Geräuschen. Heute ist die englische Bezeichnung Sound Design, seltener Sounddesign auch im deutschen Sprachraum gebräuchlicher.

Ein digitalisiertes Tonsignal – Basis vieler Tongestaltungsvorgänge.

Inhaltsverzeichnis

Tongestaltung bei Filmen

In der Postproduktion von Filmen wird darunter die gestalterische Arbeit an allen akustischen Elementen mit Ausnahme der Musik verstanden, also an Dialog, Geräuschen, Atmosphären und Soundeffekten. Diese Klangelemente werden – je nach Budget und Verwendungszweck – selbst aufgenommen und/oder aus Geräuscharchiven entnommen und anschließend bearbeitet. So kann aus tibetanischem Mönchsgesang das Geräusch eines Raumschiffs entstehen, aus Gibbongebrüll die Sirene eines fliegenden Polizeiautos aus der Zukunft.

Die Gestaltung des Tons wird von dramaturgischen Anforderungen bestimmt und soll die Bildwirkung unterstützen: Er gibt die realen Komponenten des Films wieder, also beispielsweise die Dialoge der Akteure, das Plätschern eines Baches, den Start eines Flugzeuges. Diese Geräusche sind notwendig um beim Zuschauer die Illusion zu erzeugen „im Geschehen“ dabei zu sein. Er kann aber auch zusätzliche Informationen enthalten, die nicht im Bild zu sehen sind, beispielsweise eine sich unterhaltende Menschenmenge, die hinter einer verschlossenen Tür steht und nicht im Bild zu sehen ist.

Außerdem können Klangelemente unmittelbar die Gefühlsebene der Zuschauer ansprechen. Dies geschieht zunächst durch die akustischen Dimensionen wie bestimmte Frequenzen, eine rhythmische Gestalt und/oder die Lautstärke bzw. dynamische Entwicklung. Unter anderem können hohe sirrende Klangobjekte enervierend, tiefe rumpelnde Geräusche bedrohlich wirken. Bestimmte Klänge können auch unbewusste Erinnerungen wachrufen.

Ein weiterer Faktor, der die Tongestaltung beeinflussen kann, sind Genrekonventionen, denn jedes Genre hat ein eigenes Klangrepertoire hervorgebracht, was aber auch beständig erweitert wird.

Moderne digitale Audiomischstation

Tongestaltung im industriellen Kontext

Der Begriff wird auch im industriellen Kontext verwendet. Dort ist der sinnverwandte Begriff Akustik-Design gebräuchlicher. Dabei geht es um die Definition und Umsetzung von akustischen Qualitäten einzelner Bauteile und Baugruppen, um dem Benutzer des Produktes bestimmte Eigenschaften oder bestimmte Funktionen zu signalisieren. Beispiele:

  • Im Bereich der Automobilindustrie wird Motorengeräusch über den Auspuff, die Abstimmung der Motorlager, die Motoraufhängung und den Ansaugtrakt gestaltet, um den Erwartungen unterschiedlicher Zielgruppen zu entsprechen. Entsprechend werden auch Türen durch Dämmung und Schloss akustisch optimiert.
  • Bei Getränkeflaschen wird durch die Formgebung ein spezieller Klang beim Öffnen und Außgießen der Flasche erreicht.
  • Bei Würstchen wird das Knackgeräusch beim Anbiss untersucht und optimiert.

Im Hörfunk wird der Begriff Sound Design als Bezeichnung für das „Layout“ eines Senders, den technischen Klang (Einstellung der Bearbeitungsgeräte wie z.b. Optimod) und die Produktion der damit verbundenen Elemente (Jingles, Trailer, Transitions usw.) verwendet. Die Abteilung Sound Design ist verantwortlich für die Produktion, Aktualisierung und Weiterentwicklung des Stationsounds.

Besonders wird die Laufzeitverzögerung zum Zweck der künstlerischen Gestaltung (Manipulation) beim Abmischen einer Schallaufnahme mit unterschiedlichen Wirkungen eingesetzt.

Tongestaltung bei Computerspielen

Durch die rasante Entwicklung der Videospielbranche, die danach strebt, möglichst realitätsnah zu sein, ist der Beruf des Sounddesigners immer wichtiger. So wird z. Bsp. in Ego-Shootern versucht, die Geräusche der Waffen zu optimieren, in Autorennsimulationen sind die Fahr- und Unfallgeräusche fast nicht mehr von den Echten zu unterscheiden. In Computer-Rollenspielen und Actionspielen etc. wird der Spielverlauf zusätzlich von Musik untermalt, was dem Geschehen auf dem Bildschirm etwas filmartiges verleiht.

Literatur

  • Barbara Flückiger (2001): Sound Design. Die virtuelle Klangwelt des Films. Marburg: Schüren. 3. Auflage 2006.
  • Jörg Udo Lensing: Sound-Design - Sound-Montage - Soundtrack-Komposition. Media-Books. 1. Auflage 2006.

Siehe auch

Weblinks


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