- Toni Negri
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Antonio Negri (* 1. August 1933 in Padua), auch kurz als Toni Negri bekannt, ist ein italienischer Politikwissenschaftler und ein bedeutender Vertreter der neomarxistischen Strömung des Operaismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Negri war in jungen Jahren Mitglied der aktivistischen katholischen Jugend Gioventú Italiana di Azione Cattolica (GIAC). 1956 trat er der Sozialistischen Partei bei (PSI). Anfang der 1960er engagierte er sich in der Redaktion der Quaderni Rossi. Negri und andere Operaisten dominierten damals die lokale Zeitung der PSI (Progresso Veneto) und Negri war Stadtrat der PSI in Padua. Aus Protest gegen die Koalition mit den Christdemokraten (DC) verließ er 1964 die PSI. 1963 kam es zum endgültigen Bruch in der Redaktion der Quaderni Rossi und Romano Alquati, Alberto Asor Rosa, Rita Di Leo, Pier Luigi Gasparotto, Claudio Greppi, Toni Negri, Massimo Paci und Mario Tronti gingen aus der Redaktion und gründeten die Zeitung Classe Operaia (Januar 1964).
Negri hatte eine steile akademische Karriere und wurde bereits in jungen Jahren Professor für Staatstheorie. 1969 war Negri Mitgründer der Gruppe Potere Operaio.
Anfang der 70er verkündete Negri das Ende des Wertgesetzes und propagierte den bewaffneten Aufstand. Potere Operaio löste sich 1973 auf. Viele Mitglieder und Sympathisanten landeten bei Prima Linea, einer bewaffneten Gruppe, oder schlossen sich der Autonomia von Negri an. Die aufkeimende 77er-Bewegung, die offen mit der Arbeiterbewegung der 68er brach, versucht Negri mit dem Begriff "gesellschaftlicher Arbeiter" zu fassen. Die Fabrik sei nicht mehr der zentrale Ort der Produktion und des Kampfes, sondern die ganze Gesellschaft. Die Konfrontationen mit dem Staat wurden heftiger, es gab eine vielzahl bewaffneter Gruppen und Demonstrationen mit Schusswechseln, entsprechend wurde die ganze 77er-Bewegung mit Repression überzogen.
Am 7. April 1979 wurden Negri und viele andere mit der Autonomia Organizzata in Verbindung stehende Intellektuelle und Universitätswissenschaftler verhaftet und angeklagt. Der Vorwurf lautete Terrorismus und versuchter Umsturz gegen den Staat. Die Autonomia Organizzata sollte, nach Vorstellung des Richters, der Kopf der Roten Brigaden sein, was die Angeklagten widerlegen konnten. Negri wurde 1984 zu 30 Jahren Haft verurteilt und 1986 zu weiteren viereinhalb, weil er die Zusammenstöße in den 60ern und 70ern moralisch unterstützt hatte. Während er noch auf die Anklage wartete, wurde Negri 1983 für die Radikale Partei ins Parlament gewählt, wo er Immunität genoss. Bevor die Immunität aufgehoben werden konnte, floh Negri nach Frankreich, wo er 14 Jahre schrieb und lehrte.
In Frankreich setzte er sich intensiv mit den poststrukturalistischen Denkern wie Michel Foucault und vor allem Gilles Deleuze und Félix Guattari auseinander. 1997 kehrte er nach mehr als 15 Jahren des Exils wieder nach Rom zurück, wo er abermals inhaftiert wurde. Die letzten Jahre seiner Haft musste er jedoch nur die Nacht im Gefängnis verbringen. Seit dem Jahr 2003 kann Negri sich wieder frei bewegen. Er schrieb später auch für Futur Antérieur mit Leuten wie Paolo Virno. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Michael Hardt die Bücher Empire – die neue Weltordnung und Multitude, die in der globalisierungskritischen Linken intensiv rezipiert wurden.
Auf Anregung der Pariser Regisseurin Barbara Nicolier schrieb Negri 2005 Essaim, eine Bühnenfassung von Empire, die auf deutsch den Titel Schwarm trägt. Seine deutsche Uraufführung hatte das Stück im Januar 2009 am Theater Bielefeld unter der Regie von Christian Schlüter mit Silvia Weiskopf in der Hauptrolle.[1]
Siehe auch
Filme
- Antonio Negri. Eine Revolte, die nicht endet. Dokumentarfilm von Alexandra Weltz und Andreas Pichler. Produzent: Christian Beetz. Deutschland 2004. gebrueder beetz filmproduktion / ZDF / arte; 52 Minuten. Verleih und DVD-Bestellung: Neue Visionen Filmverleih.
Einzelnachweise
- ↑ Tania Martini: Der Verführer der Jugend. "Empire" als Theaterstück, taz vom 12. Januar 2009.
Weblinks
- Literatur von und über Antonio Negri im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gespräch mit Toni Negri in der Zeitschrift grundrisse
- Hinweis auf TV-Doku: Antonio Negri: Eine Revolte, die nicht endet (siehe Filme)
- Interview in "Subtropen" (Supplement der Jungle World)
- Auszug aus Empire – Konstituierende Macht und transnationaler Staat von Michael Hardt und Antonio Negri (im Internet Archive)
- Interview mit Michael Hardt und Tonio Negri
- Rezeption des Buches Multitude
Personendaten NAME Negri, Antonio ALTERNATIVNAMEN Negri, Toni (Kurzform) KURZBESCHREIBUNG italienischer Moral- und politischer Philosoph GEBURTSDATUM 1. August 1933 GEBURTSORT Padua
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