- Tostig Godwinson
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Tostig Godwinson (auch Tosti, Tosty, Toste; * ca. 1026; † 25. September 1066) war von 1055 bis 1065 Graf (Earl) von Northumbria.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Tostig war der Sohn des angelsächsischen Earls Godwin Wulfnothson[1] von Wessex (Godwins) und Gytha Thorkelsdóttir, Tochter von Torkel Styrbjörnsson und Schwester von Ulf Jarl von Dänemark.[2][3] Er hatte zahlreiche Geschwister: Harald, den späteren englischen König, Sven, Gyrth, Leofwine, Wulfnoth, Waeltheow, Morcar, Edwin, Herbert, Ælfgar und seine Schwestern Edith, Elgiva, Gunhilda und Gytha.
Tostig heiratete Judith (Fausta) von Flandern (* 1030 - 5. März 1094), die Tochter des Grafen Balduin IV. Schönbart und Halbschwester von Balduin V. genannt der Fromme. Sie war somit väterlicherseits eine Tante von Mathilde von Flandern, der Frau von Wilhelm dem Eroberer. Aus der Ehe mit Judith stammen vermutlich seine Söhne Skuli Tostisson Kongsfostre (* um 1052) und Ketil Krok Tostisson (* um 1054).
Der von Symeon von Durham bezeugte Sohn Olaf, der 1066 bei der Schlacht von Stamford Bridge anwesend war[4], beruht aller Wahrscheinlichkeit nach auf einer Verwechslung mit Olav III. Kyrre, dem Sohn Harald Hardrades[1][5].
Leben
Frühe Jahre
Godwin und seine Söhne Harald und Tostig wehrten 1046 mit der königlichen Flotte einen Piratenüberfall ab[1].
Nach einer missglückten Revolte gegen König Eduard den Bekenner mussten die Godwins 1051 aus England fliehen. Godwin und seine Söhne Tostig, Swegn und Gyrth flohen zu Balduin V. nach Flandern, seine Söhne Harald und Leofwine flohen nach Irland[1][4].
1052 versöhnten sich die beiden Parteien in London wieder, vor allem deshalb, weil Eduard nicht auf die Unterstützung des mächtigen und beliebten Earl verzichten konnte. Eduard machte Godwins Sohn Tostig zu seinem Günstling, und gab der Familie Besitz und Titel zurück[4]. Godwin, Tostig und Harald verbrachten das Osterfest 1053 in Winchester am Hof Eduards, wo Godwin zusammenbrach und einige Tage später starb.[1]
Earl von Northumbria
Als Earl Siward 1055 starb ernannte Eduard der Bekenner Tostig zum Earl of Northumbria. Tostig, der aus dem sächsischen Wessex im Süden Englands stammte, hatte Schwierigkeiten sich im anglisch-dänischen Northumbria durchzusetzen. König Malcolm III. Canmore von Schottland, Tostig und Erzbischof Ealdred von York, besuchten 1059 Eduard den Bekenner. Während Tostig mit seiner Frau und Erzbischof Ealdred von York 1061 in Rom weilten, überfielen die Schotten Northumbria. Nach wiederholten Angriffen König Gruffydd ap Llywelyns von Wales sandte Eduard 1063 seine Earls Harald Godwinson und Tostig, den Oberbefehlshaber des königlichen Heeres[5], um Wales zu unterwerfen[1][4].
Exil
Earl Tostig regierte despotisch, seine häufige Abwesenheit aus seinem Earldom verschärfte den Gegensatz, der sich 1065 in einen Aufstand entlud. Als auch sein Bruder Harald II Godwinsson ihm Unterstützung verweigerte, wurde er von Eduard dem Bekenner verbannt und musste zu seinem Schwager Balduin V. nach Flandern fliehen. Harald hatte das Kalkül für seine eigenen Thronambitionen über die Familienbande gestellt, womit ihm in Tostig ein Todfeind entstanden war. Morcar wurde Tostigs Nachfolger als Earl von Northumbria[1][4].
Tostig wollte selbst auf den Thron und suchte vergeblich Unterstützung bei König Sven Estridsson von Dänemark. Er fuhr weiter nach Norwegen und konnte Harald Hardrade für eine Invasion in England gewinnen[5].
Rückkehr und Tod
Anfang Mai 1066 unternahm Tostig den Versuch, mit Waffengewalt aus der Verbannung nach England zurückzukehren. Er verwüstete die Isle of Wight und besetzte dann Sandwich, wo er Seeleute in seinen Dienst nahm und mit 60 Schiffen an der Ostküste bis zur Mündung des Humber segelte. Als er dann in Lincolnshire auf Raubzug ging, wurde sein Heer durch die Earls Edwin von Mercia und Morcar von Northumbria vernichtet. Die Überlebenden flüchteten, Tostig segelte mit verbliebenen 12 Schiffen nordwärts und nahm Zuflucht bei König Malcolm III Canmore von Schottland, mit dem er ein Bündnis geschlossen hatte[2]. Harold Godwinson begab sich zur Insel Wight, um die Südküste gegen den normannischen Herzog zu rüsten. Von Harald III Hardrade wusste man schon, dass er eine Invasion vorbereitete und auch mit Tostig in Verbindung stand, der in Schottland abwartete, aber Harolds Aufmerksamkeit galt vor allem Wilhelm[1][4].
Harald Hardrade segelte mit einer großen Flotte von 200 Kriegsschiffen, den erforderlichen Versorgungsschiffen und zahlreichen kleineren Booten zu den Orkney Inseln, deren Jarle Paul and Erlend sich ihm anschlossen. Tostig schloss sich den Truppen des norwegischen Königs Harald Hardrade in Schottland an. Bei Klifland landeten sie plündernd in England und eroberten Scarborough[5]. Am 20. September schlug das Heer drei Kilometer südlich von York bei Hellornes[5] (Fulford) ein englisches Aufgebot aus dem Norden Englands in die Flucht[4]. Dann eroberten sie schließlich York[5], das Tostigs Brüder Waeltheow und Morcar verteidigten[5]. Am 25. September 1066 fielen Tostig und Harald Hardrade in der Schlacht von Stamford Bridge gegen König Harald II.[4]
Sein Neffe, Wilhelm der Bastard (wie er da noch genannt wurde), jedoch wagte nur 3 Tage später eine zweite Invasion, die am 14. Oktober in der Schlacht bei Hastings Erfolg hatte. Harald II. wurde geschlagen und fand den Tod, Wilhelm wurde König und zu Wilhelm I., dem Eroberer[1][4].
Tostigs Söhne Skuli und Ketil fuhren ins Exil nach Norwegen. Seine Witwe Judith heiratete um 1070 Herzog Welf I. von Bayern.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Angelsächsische Chronik
- ↑ a b Hamburgische Kirchengeschichte Buch III, Kap. 12, Schol. 65, Kap 51
- ↑ Heimskringla, Ólafs saga helga
- ↑ a b c d e f g h i Historia regum Anglorum et Dacorum
- ↑ a b c d e f g Heimskringla, Haralds Harðráði saga Sigurðarsonar
Literatur
Primärquellen
- anonym, Angelsächsische Chronik
- Symeon von Durham, Historia regum Anglorum et Dacorum
- Adam von Bremen, Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum, Hamburgische Kirchengeschichte
- Snorri Sturluson, Heimskringla
Populärwissenschaftlich (englisch)
- David Howarth: 1066 The Year of the Conquest. 1977, ISBN 0-88029-014-5
- Alan Lloyd: The Making of the King 1066. 1966, ISBN 0-88029-473-6
- Julian Rathbone: The Last English King. 2000, ISBN 0-349-11385-8
Weblinks
- The Anglo-Saxon Chronicle im Project Gutenberg (englisch)
- Symeon von Durham; Übersetzer: J. Stevenson (1855): The Historical Works of Simeon of Durham. Church Historians of England, volume III, part II. Seeley’s. Abgerufen am 3. Oktober 2009.
- The Online Medival & Classic Library: Heimskringla or The Chronicle of the Kings of Norway)
- Potentieller Stammbaum Tostig Godwinsons
Vorgänger Amt Nachfolger Siward Earl of Northumbria
1055–1065Morcar
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