Totenwächter

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Bei einer Totenwache handelt es sich um ein Ritual der Bestattung verstorbener Menschen.

Eine Totenwache findet stets im Hause des Heimgegangenen statt - so sieht es jedenfalls die Tradition vor. Sein Leichnam befindet sich dabei ebenfalls an diesem Ort, weil traditionell daran geglaubt wird, dass der Leib des Verstorbenen sichtbar sein müsse; in der Hoffnung, dass er wieder mit Leben erfüllt würde.

Die moderne Totenwache jedoch wird mit zunehmender Tendenz an einem Ort abgehalten, der im deutschsprachigen Raum weniger üblich ist: dem Bestattungsinstitut (auch Pietät genannt), wobei die Grabkapelle meist ebenfalls auf dem Weg liegt, den die Trauergemeinde beschreitet. Auch der eigentliche Zweck dieses Rituals hat sich mit der Zeit geändert. Heutzutage versammeln sich dabei meist die Freunde und Bekannten des Verstorbenen vor dem Begräbnis, um dem Kreis der trauernden Hinterbliebenen Trost zu spenden. In Australien und Neuseeland jedoch findet die Totenwache gewöhnlich nach der Begräbniszeremonie statt, d. h. ohne den zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig bestatteten Leichnam, und zudem etwas anders als in den meisten übrigen Ländern: häufig wird ein alkoholisches Getränk (z. B. Sekt) gereicht, wodurch sich ein Ritual ergibt, das irgendwo zwischen Feier und Trostspende für die Familie angesiedelt ist. Dieses Ritual erinnert sowohl an die traditionelle Totenwache in Irland als auch an die ihrerseits in langjähriger Tradition stehende Zeremonie der Māori, der neuseeländischen Ureinwohner.

Inhaltsverzeichnis

Die Totenwache in Irland

Besonders in ländlichen Gebieten Irlands wird noch die traditionelle katholische Totenwache zelebriert. Unmittelbar nach dem Sterbefall werden seine Freunde, Bekannten und Nachbarn unterrichtet und kommen ins Haus des Verstorbenen. Die Nachbarn kümmern sich dabei um das leibliche Wohl der Trauergemeinde: Speisen, Tee, alkoholische Getränke. Sein Leichnam ist in weißes Leinen gehüllt und liegt auf seinem eigenen Bett, dem Sterbebett. Es werden Kerzen angezündet, und darauf geachtet, dass der Verstorbene nicht allein im Raum bleibt: es wird über den Toten gewacht, was diesem Ritual auch seinen Namen gab.

Bei der Zeremonie werden Freude und Trauer miteinander vermengt. Im Grunde handelt es sich bei dem Ritual in erster Linie um eine Rückblende auf das gesamte Leben des Verstorbenen. Hierbei wird jedoch streng zwischen den Todesumständen unterschieden: jemand, der friedlich eingeschlafen ist, wird nicht das gleiche Ritual erfahren als jemand, der verunglückt ist oder gar ermordet wurde.

Im Normalfall begann die Totenwache bei Todeseintritt und dauerte bis zum Abtransport des Leichnams unter Anwesenheit der gesamten Familie an. Trat der Tod am Abend ein, wurde mit der Totenwache bis zum nächsten Tag gewartet, um der Trauergemeinde genügend Zeit für die Anreise und die mentale Vorbereitung auf das Ereignis zu geben. Die Vorbereitungen für die Totenwache wurden unmittelbar nach Todeseintritt getroffen. Als ein Zeichen der Pietät wurden (Zeiger-)Uhren angehalten und die Frauen versammelten sich, um den Toten zu baden und zu kleiden, wobei er in weiße Gewänder gehüllt wurde. Eine eventuell notwendige gründliche Rasur wurde dabei bereits vor dem Ankleiden vollzogen. Dann wurde der Leichnam zur Ansicht auf einen Tisch oder auf ein Bett gelegt und - wie bei der katholischen Totenwache - bis zum Zeitpunkt der Beisetzung zu keiner Zeit allein im Raum gelassen. Auch eventuell im Raum befindliche Spiegel wurden entweder auf die Kehrseite gedreht oder gänzlich aus dem Raum entfernt.

Nach der Vorbereitung (Baden und Einkleiden) des Leichnams fingen die Frauen mit der Totenklage an (gälisch Caoineadh Airt Uí Laoghaire). Dieses Lamento war ein Ausdruck des Wehklagens und durfte dem Aberglauben nach auf keinen Fall vor der Vorbereitung des Leichnams vollzogen werden, da er ansonsten von bösen Geistern umringt worden wäre, die während der gesamten nachfolgenden Totenwache beigewohnt hätten. Strenggläubige irische Katholiken haben seither eine Vielzahl an Bräuchen bei der Totenwache eingeführt: in die Hände des Verblichenen wird ein Rosenkranz gelegt, jeder Trauernde kniet vor dem Leichnam und spricht ein Gebet. Gemeinhin zu mitternächtlicher Stunde wird der Rosenkranz mindestens einmal gebetet. Häufig spricht dabei ein Vorsprecher den ersten Vers, und die Trauergemeinde antwortet ihm.

Wie Australier und Neuseeländer haben auch die Iren das Leben des Verstorbenen Revue passieren lassen, und es gab Speis und Trank während der Totenwache. Da Musik, Tanz und Gesellschaftsspiele die Totenwache eher wie eine feucht-fröhliche Party erscheinen ließen, forderte die katholische Kirche mehrfach ohne Erfolg in der Geschichte, den Genuss alkoholischer Getränke bei der Totenwache gänzlich einzustellen. In einigen Gegenden wurde traditionell sogar ein Kartenspiel gespielt, wobei der Verstorbene beim Kartengeben mit berücksichtigt wurde: auch für ihn wurde symbolisch ein Blatt ausgelegt.

Die Freunde des Toten blieben die gesamte Nacht hindurch bei ihm. Bei Tage wurde ein Rosenkranz gesprochen, und manchmal zusätzlich eine Messe im Hause des Verstorbenen abgehalten. Gewöhnlich dauerte die Totenwache bis zum darauffolgenden Nachmittag. Sodann wurde der Leichnam des Verschiedenen vom Bestatter in einen Sarg gelegt und zur letzten Ruhestätte gebracht.

Damit es auch eventuellen zu diesem Zeitpunkt neu ankommenden Trauergästen ermöglicht werden konnte, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, wurde der Sarg noch offengelassen; erst nachdem der letzte Trauergast vom Verstorbenen Abschied genommen hatte, wurde der Sargdeckel für immer geschlossen. Bevor der Tote seine letzte Ruhe finden sollte, wurde er in seinem Sarg über Nacht noch in eine Kirche überführt; erst am darauffolgenden Tag wurde er dann endgültig beigesetzt.

Auch wenn viele dieser in den vorangegangenen Abschnitten beschriebenen Bräuche im modernen Irland im Begriff sind, in Vergessenheit zu geraten, werden dennoch eine Anzahl auch heute noch praktiziert, insbesondere dass der Leichnam des Verstorbenen in seinem Hause zur Ansicht bereitgelegt wird. Jedoch finden diese Rituale in den größeren Städten zunehmend weniger Anwendung.

Die Irische Totenwache hat ihren Ursprung bei den Kelten. Für den modernen Menschen unbegreiflich jedoch empfanden die Kelten bei jeder Geburt ein Gefühl von Traurigkeit, da dies ihrer Ansicht nach bedeutete, dass ein anderer Mensch in der anderen Welt gerade verstorben sei.

Die Totenwache in Island (modern)

In Island wird die Zeremonie der Totenwache kistulagning genannt. Es handelt sich hierbei um eine Begräbniszeremonie im engsten Familien- und Freundeskreis. Sie dauert etwa eine halbe Stunde und wird in einer kleinen Grabkapelle abgehalten (isländisch kapella).

Die Totenwache in Island (historisch)

Obwohl die isländische Kultur weitgehend nordisch geprägt ist, hat das isländische Begräbnisritual mit dem der Wikinger wenig gemein. Verstorbene aus der Mittelschicht der Vorfahren heutiger Isländer wurden in kleinen Booten allein hinaus auf See getrieben, während die wohlhabenden Wikinger in ihren mit Schätzen und Reichtümern beladenen Kriegsschiffen beigesetzt wurden. Die Schiffe wurden dabei Wind und Wellen überlassen und von den Hinterbliebenen nicht weiter eines Blickes gewürdigt. Statt dessen versammelten sich diese um die Grabstätte, und erzählten sich gegenseitig Geschichten des aus dem Leben Geschiedenen.

Die „American Wake“ in den USA

Eine Familienfeier wie die oben beschriebene fand nicht nur dann statt, wenn ein Mensch verstorben war, sondern auch dann, wenn ein geliebter Mensch emigrierte. Diese Feiern sind zur Mitte des 19. Jahrhunderts hin - als die Auswanderungsquote von Iren in die USA rapide zunahm - unter dem Namen American wakes bekannt geworden, wozu keine sinnvolle deutsche Übersetzung existiert. Da viele Emigranten nie wieder ihre irischen Freunde und Nachbarn sehen würden, wurde eine Abschiedsfeier veranstaltet, die dieselbe Mischung aus Freude und Trauer wie in der Irischen Totenwache darstellte.

Siehe auch


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