Totengebet

Totengebet

Das Totengebet ist eine traditionelle Gebetsform für Verstorbene. Es ist in eigenen Formen im Judentum, im Christentum, im Islam und bei den Bahai bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Judentum

Im jüdischen Glauben gilt Kaddisch als das zentrale Totengebet. Das Gebet ist im Wesentlichen eine Lobpreisung Gottes. Obwohl sich mit der Zeit Assoziationen mit Tod und Trauer entwickelt haben, erscheinen diese Begriffe nicht selbst im Gebet.[1] Ein weiteres wichtiges Gebet zum Andenken an Verstorbene ist El male rachamim („Gott voller Barmherzigkeit“). Es gibt dazu verschiedene Versionen, darunter eine zum Andenken an die Opfer der Shoa.

Christentum

Römisch-katholische Kirche

Das Totengebet der römisch-katholischen Kirche soll den Verstorbenen Gott anempfehlen.

Das Totengebet geht auf das Urchristentum zurück. Traditionell betet man Bußpsalmen, deren wichtigster und bekanntester der Psalm 130, das De profundis, ist:

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir:
Herr, höre meine Stimme! Wende dein Ohr mir zu, / achte auf mein lautes Flehen!
Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, / Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung, / damit man in Ehrfurcht dir dient.
Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, / ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf den Herrn / mehr als die Wächter auf den Morgen.
Mehr als die Wächter auf den Morgen /
soll Israel harren auf den Herrn.
Denn beim Herrn ist die Huld, / bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird Israel erlösen / von all seinen Sünden.

Noch im 20. Jahrhundert kam man an den drei Abenden vor der Beerdigung im Haus des Verstorbenen zusammen und betete kniend im Kreis der Familie, Verwandten und Nachbarn, zumeist den Rosenkranz. Mit dem Überführen des Leichnams in die Friedhofskapelle wird heute in den Gemeinden das Totengebet oft durch Vorbeter oder Gottesdienstbeauftragte gestaltet, die einen Wortgottesdienst oder eine Andacht mit den Gläubigen in der Kirche halten.

Das geläufigste Totengebet der katholischen Kirche ist:

V: O Herr, gib ihm (ihr/...) und allen Verstorbenen die ewige Ruhe.
A: Und das ewige Licht leuchte ihnen.
V: Lass sie ruhen in Frieden.
A: Amen.

Häufig geht ihm ein Vaterunser (ohne Doxologie) sowie ein Ave Maria voraus. Es dient auch als Abschluss der meisten anderen Totengebete und kann im Verstorbenenrosenkranz an die Stelle des Gloria Patri treten. Auch kommt es im Schlussteil der Beisetzungsfeier vor.

Von großer Bedeutung ist auch die Litanei für die Verstorbenen im Gotteslob.

Das Erzbistum Bamberg verlegt ein Heft mit Totengebeten.[2]

Islam

Nach dem Hadith ist für die islamisch-religiöse Trauer das Totengebet ausführlich beschrieben.[3]

Bahai

Das Heiligste Buch der Bahai, der Kitab-i-Aqdas, gibt Anweisungen für die Bestattungszeremonie. Das Totengebet ist vor dem Begräbnis zu rezitieren (Art. 150). In der Regel wird es gesungen – entweder im arabischen Original oder in einer Übersetzung der jeweiligen Landessprache. Es ist das einzige Pflichtgebet der Bahai, das kein rein individuelles Gebet ist, sondern in Gemeinschaft gebetet wird. Es besteht aus einem kurzen einleitenden Gebet, in dem Gott darum gebeten wird, die Seele des Verstorbenen anzunehmen und im Jenseits willkommen zu heißen, sowie aus sechs weiteren Versen, die jeweils neunzehnmal wiederholt werden, und ein gemeinsames Gebet der gesamten Trauergemeinde darstellen, um der gemeinsamen Beziehung zu Gott zu gedenken und ein friedvolles Abschiednehmen zu erleichtern. Darüber hinaus gibt es weitere Bahai-Gebete für Verstorbene, die jedoch nicht zu den Pflichtgebeten zählen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. „Jüdisches Leben: Tod und Trauer“, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit-Pfalz, eingesehen am 2. November 2008
  2. „Totengebet (Texte Totengebet)“, Erzbistum Bamberg, eingesehen am 2. November 2008
  3. „Ist es Frauen erlaubt das Totengebet zu beten und an einem Begräbnis teilzunehemen?“, DMK, eingesehen am 2. November 2008

Literatur

  • Totengebet. Modelle und Hilfen für das Totengedenken in der Gemeinde., Herausgegeben von den Liturgischen Instituten Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz, 2005, 112 Seiten

Weblinks


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