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Tragant Gletscher-Tragant (Astragalus frigidus)
Systematik Eurosiden I Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales) Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae) Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae) Tribus: Galegeae Gattung: Tragant Wissenschaftlicher Name Astragalus L. Tragant (Astragalus) ist eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).
Die Gattung umfasst etwa 1600 bis 2500 Arten und ist damit die größte Gattung innerhalb der Gefäßpflanzen. Sie ist über den größten Teil der Nordhalbkugel (Holarktis) verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Tragant-Arten sind einjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen oder Halbsträucher bis Sträucher. In Mitteleuropa sind alle Vertreter ausdauernde, krautige Pflanzen mit verholztem Rhizom. Die Pflanzen sind zumeist behaart; die Haare sind einfach oder zweiästig (wie eine Kompassnadel).
Die Laubblätter sind paarig oder unpaarig gefiedert, die mitteleuropäischen stets unpaarig. Die Fiederblättchen sind ganzrandig. Die Nebenblätter können frei, mit dem Blattstiel verwachsen oder untereinander verwachsen sein.
Die Blüten stehen zu wenigen bis vielen in blattachselständigen, kopfigen, traubigen oder ährigen Blütenständen zusammen. Diese besitzen kurze Blütenstandsstiele und meist recht große Tragblätter. Blütenstiele sind deutlich vorhanden oder fehlen fast. Die zwittrigen, zygomorphen Blüten sind fünfzählig. Die fünf Kelchblätter sind röhren- oder glockenförmig verwachsen mit fünf gleichen bis ungleichen Kelchzähnen. Die fünf Kronblätter sind weiß, gelb, violett oder purpurn und lang, seltener kurz genagelt. Fahne und Flügel sind meist schmal, das Schiffchen ist stumpf. Das oberste der zehn Staubblätter ist frei. Der Fruchtknoten ist sitzend oder gestielt und besitzt meist viele Samenanlagen. Griffel und Narbe sind meist kahl.
Die je nach Art sehr unterschiedlichen Hülsenfrüchte sind kahl oder behaart, aufgedunsen, einfächerig oder häufig durch eine falsche Scheidewand zweifächrig. Die Hülsen enthalten mehrere, in der Regel kleine, harte und linsenförmige, nierenförmige oder kugelige Samen.
Blüten- und Ausbreitungsökologie
Die Blüten sind Schmetterlingsblumen und haben einen einfachen Klappmechanismus. Flügel und Schiffchen sind gelenkig verbunden. Hummeln und andere langrüsselige Apoiden sind die häufigsten Bestäuber, im Gebirge auch Schmetterlinge. Astragalus frigidus kann sich selbst bestäuben.
Die aufgeblähten Hülsen können durch den Wind ausgebreitet werden, teilweise dienen sie auch der Anlockung von Tieren (Endozoochorie). Die genaue Art des Ausbreitungsmechanismus ist für viele Arten nicht bekannt.
Systematik und Verbreitung
Das Zentrum der Verbreitung liegt in Eurasien. Die Gattung kommt auch in Nord- und Südamerika sowie im tropischen Afrika vor.
Der Gattungsname Astragalus wurde bereits in der Antike als Pflanzenname benutzt. Er gehört zu griech. astragalos = „Halswirbel, Sprungbein und daraus hergestellte Würfel“. Möglicherweise bezieht sich der Name auf die Form der Samen.
Die Gattung gehört innerhalb der Schmetterlingsblütler (Faboideae) zur Tribus Galegeae und hier zur Untertribus Astragalinae. Sie ist eine der artenreichsten Bedecktsamer-Gattungen und umfasst 1600 bis 2500 Arten. Davon kommen nur etwa 500 in der Neuen Welt vor. Fast 400 Arten gibt es in China, davon sind 55 % dort endemisch.
Gontcharov[1] hat die Gattung in neun Untergattungen unterteilt:[2]
- Untergattung Phaca mit 19 Sektionen (auch in Nordamerika)
- Untergattung Caprinus mit 17 Sektionen
- Untergattung Hypoglottis mit drei Sektionen (auch in Nordamerika)
- Untergattung Trimeniaeus mit 13 Sektionen (auch in Nordamerika)
- Untergattung Tragacantha mit drei Sektionen
- Untergattung Cercidothrix mit 31 Sektionen (auch in Nordamerika)
- Untergattung Calycophysa mit neun Sektionen
- Untergattung Calycocystis mit sieben Sektionen
- Untergattung Epiglottis mit einer Sektion
Neben den vier oben genannten Untergattungen kommen in Nordamerika noch folgende Gruppen vor, die von Barneby [3] als „Phalanxe“ bezeichnet wurden [4]:
- Untergattung Homalobi mit 46 Sektionen und 194 Arten
- Untergattung Piptolobi mit 35 Sektionen und 192 Arten
- Untergattung Orophaca mit zwei Sektionen und sieben Arten
In Südamerika gibt es über 100 Arten[5], die nicht in den obigen Klassifikationen enthalten sind.
In Europa gibt es 127 Arten[6], wovon folgende in Mitteleuropa vorkommen:
In Deutschland und Österreich vorkommend [6][7]:
- Alpen-Tragant (Astragalus alpinus)
- Sand-Tragant (Astragalus arenarius)
- Südlicher Tragant (Astragalus australis)
- Kicher-Tragant (Astragalus cicer)
- Dänischer Tragant (Astragalus danicus)
- Stängelloser Tragant, Boden-Tragant (Astragalus exscapus)
- Gletscher-Tragant, Kälte-Tragant (Astragalus frigidus)
- Süß-Tragant, Bärenschote (Astragalus glycyphyllos)
- Esparsetten-Tragant, Langfahnen-Tragant (Astragalus onobrychis)
- Blasen-Tragant, Hänge-Tragant (Astragalus penduliflorus)
Zusätzlich in Österreich (und Südtirol) vorkommend:[6]
- Rau-Tragant (Astragalus asper)
- Österreich-Tragant (Astragalus austriacus)
- Liege-Tragant (Astragalus depressus)
- Purpur-Tragant (Astragalus hypoglottis)
- Lienz-Tragant (Astragalus leontinus)
- Montpellier-Tragant (Astragalus monspessulanus)
- Norwegen-Tragant (Astragalus norvegicus)
- Dorn-Tragant (Astragalus sempervirens)
- Furchen-Tragant (Astragalus sulcatus)
- Blasen-Tragant, Aufgeblasener Tragant (Astragalus vesicarius)
Weitere europäische Arten:
- Astragalus angustifolius
- Astragalus austro-aegaeus
- Astragalus boeticus
- Astragalus depressus
- Astragalus echinatus
- Astragalus epiglottis
- Astragalus hamosus
- Astragalus idaeus
- Astragalus nummularius
- Astragalus pelecinus
- Astragalus peregrinus
- Astragalus sinaicus
Außereuropäische Arten:
- Astragalus arequipensis (Nordchile)
- Astragalus friederikeanus (Südtürkei)
Heilpflanze
Die Wurzel von Astragalus mongholicus, besser bekannt unter dem Synonym Astragalus membranaceus, gehört zu den 50 wichtigsten Arzneimitteln der TCM und wird dort unter dem Namen Huang Qi (黃芪) geführt.[8]
Belege
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
- Xu Langran, Dietrich Podlech: Astragalus. In Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China Volume 10: Fabaceae. Science Press u.a., Beijing u.a. 2010, ISBN 978-1-930723-91-7, S. 328-453. (textgleich online).
- Dietrich Podlech: Thesaurus Astragalorum. Index of all taxa described within the genus Astragalus L. and other genera but belonging to the genus Astragalus. Taxa of the Old World and related taxa of the New World. München 2008 (PDF).
Einzelnachweise
- ↑ N. F. Goncharov, A.G. Borisova, S. G. Gorshkova, M. G. Popov & I. T. Vasilchenko: Astragalus in V. L. Komarov & B. K. Shishkin [eds.]: Flora of the U.S.S.R., Volume 12, 1965, 1-918. Israel Program for Scientific Translations, Jerusalem, Smithsonian Institution and the National Science Foundation, Washington, D.C.
- ↑ Subgeneric and sectional classification of Old World Astragalus
- ↑ R. Barneby: Atlas of North American Astragalus. In Memoirs of the New York Botanical Garden, 1964, 13: 1-1188.
- ↑ Classification of North American Astragalus Species by Phalanx and Sections
- ↑ List of South American species of Astragalus
- ↑ a b c Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verb. u. erw. Auflage. Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- ↑ Werner Rothmaler (Begr.), Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen. 13. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1983, ISBN 3-06-012539-2.
- ↑ U. Bomme, R. Bauer, G. Heubl, H. Heuberger: Feldanbau von Astragalus mongholicus Bunge, einer in Deutschland neuen, chinesischen Heilpflanzenart. Posterpräsentation bei der 5. Fachtagung für Arznei- und Gewürzpflanzen, 18. bis 21. Februar 2008 in Bernburg-Strenzfeld. (PDF).
Weblinks
Commons: Tragant – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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