Treibe

Treibe

Die Treibe war ein Bach in Hildesheim, der die Hauptwasserader der Stadt bildete und in den Mühlengraben-Arm der Innerste mündete.[1]

Die Treibe verlief ursprünglich stark gekrümmt[2] am Rande der Altstadt[3] und bildete eine natürliche Befestigungsanlage nach Süden und Osten im Verlauf des heutigen Bohlwegs.[4] Den Namen „Treibe“ bekam sie wahrscheinlich, weil sie mindestens eine Mühle antrieb.[5]

Der Bach wurde einerseits zum Gerben genutzt, woran der Name der Eckemekerstraße erinnert (erchmeker ist niederdeutsch für Weißgerber).[6] Andererseits mündeten auch zahlreiche Aborte hinein, etwa am Hückedahl (niederdeutsch für „hocke nieder“) die der Dom-Immunität.[7] Für die Reinigung der Treibe von hineingeworfenen Tierkadavern durch den städtischen Abdecker wurde seit etwa 1440 ein „Drievengeld“ von den Anliegern erhoben.[8] Dennoch beklagten noch 1673 die Kartäuser, dass nach jedem Gewitter tote Katzen, Hunde und sogar Schweine auf ihr Grundstück geschwemmt würden.[9] 1695 wurde das Gewässer westwärts dahin verlegt, wo jetzt die Treibestraße ist.[10]

Nebenarme der Treibe waren das Schmutzige Wasser (lat. aqua lutea) in der Nähe des Pfaffenstiegs[11] und die Hagenbeke, welche sich an der Grenze des Weichbildes von ihr trennte, am Hückedahl wieder in sie mündete und mehreren Urkunden zufolge ebenfalls als neben der sog. Alten Mauer verlaufender Stadtgraben genutzt wurde.[12] Der Baugrund in der ganzen Gegend war und ist aufgrund des hohen Grundwasserspiegels sumpfig,[13] was für Hochbauten teilweise Betonpfeiler als Fundament erforderlich macht.[14]

1862 beschloss der Rat im Zuge der Planungen für die ersten Bauabschnitte der Hildesheimer Kanalisation, neben den Stadtgräben auch die Treibe zu begradigen und in einen unterirdischen Kanal zu verlegen.[15]

Am 2. August 2010 entdeckten Archäologen die Treibe in der Nähe des Domhofes in drei verschiedenen Ausbaustufen. Der unterirdische Bach unterquert die ganze Stadt.

Literatur

  • Johannes Heinrich Gebauer: Geschichte der Stadt Hildesheim. 2 Bände Lax, Hildesheim/Leipzig 1922/24 (unveränderter Nachdruck)

Einzelnachweise

  1. http://nibis.ni.schule.de/nli1/rechtsx/nlpb/pdf/Regionen/Hildesheim_Kapitel1.pdf, S. 15 (Abgerufen am 9. Dezember 2007 um 23:00)
  2. Gebauer, Band I, S. 16
  3. http://nibis.ni.schule.de/nli1/rechtsx/nlpb/pdf/Regionen/Hildesheim_Kapitel1.pdf, S. 15
  4. Gebauer, Band I, S. 16
  5. Gebauer, Band I, S. 371
  6. http://nibis.ni.schule.de/nli1/rechtsx/nlpb/pdf/Regionen/Hildesheim_Kapitel1.pdf, S. 15
  7. http://nibis.ni.schule.de/nli1/rechtsx/nlpb/pdf/Regionen/Hildesheim_Kapitel1.pdf, S. 15
  8. Gebauer, Band I, S. 230
  9. Gebauer, Band II, S. 184
  10. Gebauer, Band II, S. 486
  11. Gebauer, Band I, S. 16
  12. Gebauer, Band I, S. 44
  13. Gebauer, Band I, S. 16, 29
  14. http://nibis.ni.schule.de/nli1/rechtsx/nlpb/pdf/Regionen/Hildesheim_Kapitel1.pdf, S. 15
  15. Gebauer, Band II, S. 419

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