- Trip
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--Lyserg 03:51, 5. Jun. 2011 (CEST)
Trip (engl. Ausflug, Reise) ist die Bezeichnung für einen durch Psychedelika, aber auch andere halluzinogene Drogen, hervorgerufenen Rauschzustand. Dieser ist durch veränderte oder verstärkte Sinnes- und Selbstwahrnehmung, grundlegende Veränderungen im Denken und der Assoziationsfähigkeit[1] sowie das eventuelle Auftreten von Pseudohalluzinationen charakterisiert. Den mit dem Trip einhergehenden veränderten Bewusstseinszustand bezeichnet man als psychedelisch.
Inhaltsverzeichnis
Kulturgeschichte des Trips
Die Praxis der Nutzung entheogener Substanzen zu medizinischen und religiösen Zwecken reicht vermutlich bis in die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurück.[2] So ist die kultische Verwendung halluzinogener Pilze in mehreren Teilen der Welt vor 7000 Jahren belegt[3][4], und diese hat sich bis in die Gegenwart im Kontext des sibirischen und zentralamerikanischen Schamanismus erhalten. Die psychoaktiven Eigenschaften des Stechapfels waren bereits im alten Griechenland bekannt.[5] Auch wurde in Mitteleuropa dem Bier bis in das 17. Jahrhundert oft Bilsenkraut zugegeben, um die Wirkung zu verstärken.
Spätestens im Zuge des Zeitalters der Aufklärung kam der psychedelische Bewussteinszustand zunehmend in Verruf, überlebte aber in indigenen Gesellschaften. Ende der 1950er Jahre wurden psilocybinhaltige Pilze dank der „Wiederentdeckung“ durch R. Gordon Wasson einem breiten Publikum bekannt. Albert Hofmann gelang die Extraktion des Hauptwirkstoffs Psilocybin und die Synthese von LSD. Beide Substanzen wurden zunächst erfolgreich in der Psychotherapie eingesetzt. Der verbreitete Gebrauch innerhalb der aufkommenden, antiautoritär orientierten Hippiebewegung und der massive Gegendruck seitens systemtreuer Medien führten jedoch wenige Jahre darauf zur Illegalisierung der Psychedelika.
Seit den 1980er Jahren werden Psychedelika vorwiegend innerhalb der Technokultur wieder verstärkt konsumiert, und in jüngerer Zeit ist die Forschung bezüglich der medizinischen Nutzbarkeit neu aufgenommen worden.
Bis heute existieren viele Gemeinschaften, in denen der geregelte Gebrauch halluzinogener Substanzen eine zentrale Rolle einnimmt, etwa die Santo Daime-Kirche und die Native American Church. Doch auch Einzelpersonen nutzen privat Halluzinogene, um mit psychonautischen Mitteln die eigene Psyche zu erforschen oder spirituelle Zustände zu erfahren.
Verlauf eines Trips
Einteilung in diskrete Phasen
Intensität und Charakter der triptypischen (körperlichen wie psychischen) Effekte korrelieren direkt mit der Konzentration der Droge in der Blutbahn. Tripdauer und -verlauf hängen davon ab, auf welchem Weg und wie schnell die Droge metabolisiert wird. Die Gesamtdauer eines Trips liegt je nach Droge und Dosierung meist bei 3-10 Stunden und wird üblicherweise in drei Phasen unterteilt[6]:
- Das Hochkommen oder Coming-Up, in dem graduell zunehmend stärkere Effekte auftreten
- Das Plateau oder den Peak, die im Vergleich zur Tripdauer relativ kurze Phase größter Intensität
- Das Herunterkommen oder Coming-Down, während dessen der Trip langsam abklingt und welches sich oft über viele Stunden erstreckt
Der Übergang zwischen den Phasen ist im Regelfall deutlich wahrnehmbar, da bestimmte Effekte der Droge relativ abrupt auftreten bzw. abklingen.
Eigenheiten des psychedelischen Trips
Auf psychedelischen Drogen können sich Wahrnehmung und gedankliche Assoziation in allen Aspekten stark verändern, wobei das Bewusstsein, dass man „trippt“, normalerweise nicht verloren geht. Momentan bearbeitete, ebenso als Erinnerung oder Vorstellung gespeicherte wie auch archetypische Bewusstseinsinhalte können optisch oder akustisch manifest werden. Die nichtreale Natur dieser Illusionen und Pseudohalluzinationen wird immer erkannt. Die veränderte Assoziation kann in überraschenden Wendungen des Wahrgenommenen und des Trips an sich resultieren und als einsichtsreich empfundene innere Erlebnisse hervorrufen, bis hin zu spirituellen Erfahrungen[7][8].
Eine phänomenologische Beschreibung des psychedelischen Trips an sich ist nicht möglich; letztlich ist ein Trip stets eine höchst subjektive, sprachlich nur oberflächlich vermittelbare Erfahrung und auch die neurochemischen Grundlagen sind nur teilweise erforscht. Eine zentrale Komponente besteht in der visionären Umstrukturierung, der Veränderung des Denkens und Assoziierens hin zum Vorverbalen, verbunden mit der Manifestation des Unbewussten in allen Aspekten der Wahrnehmung.[9] Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Störung der Normalfunktion bestimmter vom Serotoninsystem kontrollierter Regelschleifen, wodurch die Filterfunktion des Thalamus wegfällt und es darüber hinaus zu einer Überflutung des Stirnhirns mit neuroexzitatorischem Glutamat kommt.[10] Ein weiterer grundlegender Aspekt eines Trips ist die (euphorische oder angstvolle) Ich-Auflösung beziehungsweise ozeanische Selbstentgrenzung, die Aufhebung der Grenzen zwischen Ich und Außenwelt. Durch die veränderte Freisetzung von Neurotransmittern kommt es hierbei zu einer Überaktivierung des Locus caeruleus im Mittelhirn. Die darauf folgende Ausschüttung von Noradrenalin im gesamten Gehirn bewirkt einen Zustand extremer Wachheit und geistiger Transzendenz.[11]
Äußere Reize (z.B. Musik), aber auch Reize von innen, wie die eigenen Gedanken und Gefühle, können auf einem Trip die verschiedensten Inhalte in der Wahrnehmung manifest werden lassen, oder bereits Manifestiertes verändern, wobei die Inhalte auf intensiven Trips zunehmend visuell in Erscheinung treten. Dieser Mechanismus macht einen Trip prinzipiell über lange Strecken steuerbar und ermöglicht die Arbeit mit dem Selbst, sofern die Aufmerksamkeit auf dieses gerichtet ist. Viele mögliche Wahrnehmungsveränderungen sind jedoch auch rein neurologischer Natur, etwa „Morphen“ (Sich-Verbiegen oder Zittern von Gegenständen) aufgrund gestörter Muster- und Kantenerkennung, abstrakte geometrische Effekte durch Interferenzen in der Sehbahn[12], oder Veränderungen der Tonhöhe gehörter Musik. Auf besonders starken Trips kann es auch zu einer Überinterpretation von gesehenen Mustern kommen, wodurch nicht tatsächlich vorhandene Objekte wahrgenommen, jedoch als Illusionen erkannt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der psychedelische Trip einen Zustand vollständig erhaltenen Wachbewusstseins unter den Umständen einer gehirnweit umorganisierten, gelockerten Kognition darstellt.
Eigenheiten des dissoziativen Trips
Der Trip auf dissoziativen Drogen unterscheidet sich qualitativ grundlegend vom klassischen psychedelischen Trip, da andere neurochemische Mechanismen in Gang gesetzt werden. Durch die Funktion als Dopamin-Wiederaufnahmehemmer und insbesondere die Aktivierung von Sigma-1-Rezeptoren können hohe Dosen jedoch ebenfalls psychedelische und transzendente Zustände auslösen. Charakteristisch für den dissoziativen Trip ist der durch Blockade von NMDA-Rezeptoren bewirkte weitgehende oder völlige Verlust der Körper- und Sinneswahrnehmung und das damit verbundene Erleben eines außerkörperlichen, „ätherischen“ und andersweltigen Bewusstseinszustandes. Da auf dem Trip mentale Prozesse teilweise dissoziiert, also vom Bewusstsein entkoppelt werden können, kann es zu dem Eindruck kommen, an mehreren Orten gleichzeitig zu existieren oder sich zwischen mehreren Existenzebenen bewegen zu können. Auch kann die real vorhandene Umgebung unwirklich erscheinen. Auf höheren Dosen treten lebhafte, detaillierte und zunehmend realistische Pseudohalluzinationen auf. Auch Synästhesien sind möglich, etwa die Visualisierung von gehörter Musik oder das Hören von Gefühlen.
Eigenheiten des deliranten Trips
Der Trip auf Delirantia unterscheidet sich deutlich vom psychedelischen und dissoziativen Trip darin, dass er von vollständiger gedanklicher Dissoziation geprägt ist. Es treten typische anticholinergische Nebenwirkungen auf, die einem Delirium ähneln. Hierdurch wird der Trip als desorientiert, wirr, episodenhaft und nicht „klar“ erlebt, auch kann es zu wiederholten Amnesien („Filmrissen“) kommen. Es kommt nicht zu psychedelischen oder transzendenten Bewussteinszuständen. Echte, nicht als solche erkannte, Halluzinationen können auftreten und auch das Bewusstsein über den Trip an sich kann verloren gehen. Es kann zu „Phantomhandlungen“, also Interaktionen mit nicht vorhandenen Objekten und Personen, mit entsprechender Unfallgefahr kommen. Bei mit Halluzinogenen unerfahrenen Nutzern ist die Gefahr, auf einen Horrortrip zu gelangen, bei dieser Art Trip durch den starken Realitäts- und Kontrollverlust besonders hoch.
Bad Trip und Horrortrip
Bei schlechtem Set und Setting und besonders bei Unerfahrenheit mit psychedelischen Zuständen kann es vorkommen, dass der Trippende sich mit sich manifestierenden negativen Bewusstseinsinhalten emotional sehr stark beschäftigt, oder sich schlichtweg vor ihnen fürchtet oder sie nicht als Teil des Trips und damit seiner selbst akzeptiert. Die Fixierung auf die negativen Inhalte kann sehr schnell dazu führen, dass zunehmend mehr davon produziert werden und den inneren Fokus des Trippenden in immer größerem Maße auf sich ziehen, bis der Trip durch diese Art Rückkopplung in einen Bad Trip oder Horrortrip übergeht. Dieser kann, muss aber nicht, von starken Angstgefühlen und entsprechenden Reaktionen (z.B. Desorientierung, Weinkrämpfe, im Extremfall Panikreaktionen) begleitet sein.
Schlechte Trips sind nicht völlig vermeidbar und treten selbst bei erfahrenen Nutzern halluzinogener Substanzen gelegentlich auf. Grundlegende Maßnahmen zur Prävention sind: ausreichendes Wissen um die Wirkung der Droge, Verzicht auf Halluzinogene bei instabiler Persönlichkeit oder psychischer Erkrankung, Nichteinnahme bei gedrückter oder angespannter innerer Verfassung, sowie im Zweifelsfall die Hinzuziehung eines Tripsitters.[13]
Andere Bedeutungen
LSD-Träger
Als Trip bezeichnet man in einem engeren Sinne auch einen LSD-Blotter, also ein mit LSD-Lösung beträufeltes Stück saugfähiges Papier.
Realitätskonstruktion
Der Begriff Trip hat im Laufe der Zeit noch eine weitere, allgemeinere Bedeutung angenommen. Er bezeichnet hierbei den Realitätstunnel, in dem sich eine Person befindet. Ähnlich wie eine psychedelische oder halluzinogene Substanz einen Menschen „auf einen Trip schicken“ kann, so können es auch seine Prägungen, Konzepte, geistigen Haltungen und Realitätskonstruktionen. Ein Schüler kann etwa „voll auf 'nem Kunsttrip oder Mathetrip“ sein, jemand anderes vielleicht auf einem Machttrip („Egotrip“). Jede innerpsychische „Reise“ kann gemeint sein, ob drogeninduziert oder nicht.
Im Laufe der Zeit ist die Benutzung des Begriffes immer beliebiger geworden. Er bezeichnet, häufig abwertend oder belächelnd, eine Phase, in der sich jemand besonders stark mit einer Sache beschäftigt (diese Sache also stark seine Realität bestimmt).
Siehe auch
Wiktionary: Trip – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenLiteratur
- Robert Anton Wilson und Robert Shea, Illuminatus!, Sammelausgabe, Hugendubel Verlag, ISBN 3-7205-2320-9
- Timothy Leary Neuropolitik (mit Robert A. Wilson u. George A. Koopman), Basel 1981, ISBN 3-85914-503-7
Einzelnachweise
- ↑ Psilocybin's effects on cognition: Recent research and its implications for enhancing creativity – Drugtext
- ↑ Kriminaltechnische Untersuchung von Drogen – Landeskriminalamt Thüringen
- ↑ Andrea Blätter: Rausch und Ekstase zwischen Normalität und Ächtung. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Das Parlament. Nr. 3, 17. Januar 2005 (HTML, abgerufen am 7. November 2010).
- ↑ http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_history.shtml Erowid: Psilocybe Mushroom History, 2005.
- ↑ Psychoactives in History – Erowid, Fire. "Psychoactives in History: A Sample of Some of the Earliest Evidence of the Use of Psychoactives". Erowid Extracts. May 2003; 4:12-17.
- ↑ Coming up – Drug Scouts
- ↑ Psilocybin can occasion mystical-type experiences having substantial and sustained personal meaning and spiritual significance – SpringerLink
- ↑ Spiritualität auf Knopfdruck? – Heise Telepolis
- ↑ Drogeninduzierte und andere außergewöhnliche Bewußtseinszustände – Eve & Rave
- ↑ Edelrausch im Labor – Neuro Culture Lab
- ↑ Psychedelika – sterneck.de
- ↑ Entopic Hallucination – Psychedelic Information Theory
- ↑ How to Avoid a Bad Trip – Shroomery
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