Troposphärenfunkzentrale 301

Troposphärenfunkzentrale 301
Dekontamination - Arbeitsplatz des Schleusenkommandanten

Der Bunker Wollenberg ist eine Bunkeranlage bei Bad Freienwalde in Brandenburg. Die Troposphärenfunkzentrale 301 war eine von drei Nachrichtenzentralen in der DDR. Die Nachrichtenzentrale 302 liegt in der Gemeinde Lindholz (Eichenthal) und die Nachrichtenzentrale 303 bei Königsbrück. Diese Anlagen gehörten zum strategischen Troposphären-Nachrichtensystem „BARS“ (Schneeleopard) der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages, auch als Warschauer Pakt bezeichnet. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Bunker der Schutzklasse D. Die Grundfläche beträgt ca. 30 x 30 m. Die Tarnlegende der Anlage war die vorgebliche Nutzung als militärische Flugwetterstation.

Inhaltsverzeichnis

Vorwende-Nutzung

Drucktür und Blick in den Zugangsstollen

Die Tarnlegende der Troposphärenfunkstationen im gedeckt vorbereiteten Nachrichtensystem der NVA bestand in ihrer Bezeichnung als Stütznachrichtenzentralen 301 bis 303 (StNZ 301-303). Eine weitere Verschleierung und Tarnung ihrer Existenz war die Zuordnung taktischer Tarnnamen.

Der technische Ausstattungsgrad der Troposphärenfunkstation 301 erlaubte die Bildung von 60 Nachrichtenkanälen in jeder der drei betriebenen Richtungen. Von insgesamt 180 Nachrichtenkanälen konnten bis zu 48 Nachrichtenkanäle der Hauptführungsstelle des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR im Bunker Harnekop bereitgestellt werden. Erstmalig im April 1989 wurden Nachrichtenkanäle aus dem Troposphärenfunksystem im Rahmen einer internationalen Schaltübung bereitgestellt. Aus der Hauptnachrichtenzentrale des Ministeriums für Nationale Verteidigung wurden im Mai 1990 die ersten operativen Nachrichtenkanäle als Reserve WTsch-Regierungsverbindungen ins Ausland über die StNZ 301 geschaltet. Die stationär (ortsfest) eingesetzte Troposphärenfunk-Technik kam aus der Produktion der UdSSR und trug die Bezeichnung R-417 „BAGET-S“. Ergänzend war in der StNZ 301 konventionelle Funk- und Fernmeldetechnik installiert.

Die Ausbreitung der elektromagnetischen Wellen im Troposphärenfunksystem basiert auf der Nutzung der Eigenschaften der Troposphäre (Bereich des Wetters, 12-17 km), wo sie ein Feld der Strahlungsbegegnung bilden. In diesem entsteht ein Streustrahlungsvolumen das Teile der homogenen Atmosphäre im Verhältnis zu den Wellenlängen in Schwingungen versetzt, welche sich in Richtung der Gegenstellen ausbreiten. Nach einer Kernwaffendetonation ist die Troposphäre mit zusätzlichen Schmutz- und Staubpartikeln angereichert, d.h. auch das Feld der Strahlungsbegegnung, was zu einer Erhöhung der Schwingungsbewegung und damit zu einer Feldstärkeerhöhung der Signale sowie zu einer Verbesserung der Qualität der Verbindung führt. Im Zusammenhang mit den Ausbreitungsbedingungen elektromagnetischer Wellen wird das Feld der Streustrahlbegegnung oft als „Reflektorschicht“ bezeichnet. Flächenmäßig nahm die Troposphärenfunkstation ein Areal von rund 10 ha ein.

Heutige Nutzung

Der Bunker wird mit viel Engagement vom dort ansässigen Verein „Militärhistorisches Sonderobjekt 301 Wollenberg e.V.“ wieder hergerichtet. Auch wenn die eigentliche Troposphärenfunkanlage heute nicht mehr in Betrieb ist, so kann doch mit der im Bunker vorhandenen Kurzwellentechnik noch gefunkt werden. Auch hier gibt es eine Gemeinschaft mit engagierten Funkamateuren und Vereinen, welche das Objekt und die Anlagen nutzen.

Überhaupt erscheint der Bunker für einen Besucher „sehr lebendig“. Die rekonstruierten und teilweise noch erhaltenen Details in den Exponaten, Anlagen und Räumen sind deutlich umfassender als in vergleichbaren Objekten - nicht nur der Bunker selbst, sondern auch die Außenanlagen und Stabsgebäude. Ein ganz besonderes Ausstellungsmerkmal sind die vielen, zum größten Teil mit mobiler Funktechnik ausgestatteten, Militärfahrzeuge, die in fahrbereiten Zustand sind. Der Bunker ist als Militärhistorisches Denkmal geschützt und kann besichtigt werden.

Literatur

  • Joachim Kampe: TUSHURKA die Troposphärenfunkstation 301. Broschüre und Videodokumentation. online: TUSHURKA - eine geheime Bunkeranlage
  • Hans-Werner Deim u.a.: Die militärische Sicherheit der DDR im Kalten Krieg. ISBN 978-3-932566-80-6

Weblinks

52.74132777777813.9620777777787Koordinaten: 52° 44′ 29″ N, 13° 57′ 43″ O


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