Trutfetter

Trutfetter

Jodocus Trutfetter (auch: Jodocus von Eisenach, Jodocus Isenacensis, Justus Trautvetter, Doktor Eisenach; * um 1460 in Eisenach; † 9. Mai 1519 in Erfurt) war ein deutscher katholische Theologe, Logiker, Rhetoriker und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Knabe immatrikulierte er sich 1476 an der Universität Erfurt, wo er als Schüler des Johann Buridanus 1478 den ersten akademischen Grad eines Baccalaurus der freien Künste erwarb. 1484 wird er Magister und übernimmt an der philosophischen Fakultät eine Professur der Logik. Zudem beschäftigte er sich mit der scholastischen Theologie, erwarb 1493 das Lizentiat der Theologie, ließ sich im selben Jahr zum Priester weihen, übernahm bis 1501 ein Pfarramt an der St. Andreaskirche und promovierte am 14. Oktober 1504 zum Doktor der Theologie. Nachdem er in den Wintersemestern 1493, sowie 1499 Dekan der philosophischen Fakultät geworden war, hatte er sich seit dem 29. April 1501 auch mit den Rechtswissenschaften beschäftigt und stand der juristischen Fakultät im Wintersemester des gleichen Jahres als Dekan vor. Zuvor hatte er jedoch als Rektor im Sommersemester 1501 gewirkt.

Da er 1505 aus politischen Gründen bei einer Lehrstuhlbesetzung in Erfurt übergangen wurde, wendete er sein Augenmerk auf die 1502 neu entstandene Universität Wittenberg. Am 9. Dezember 1506 trat er eine Stelle als Archiediakon an der Wittenberger Schlosskirche an, erhielt im darauf folgenden Jahr eine theologische Professur und bekleidete im Wintersemester 1507 das Rektorat der Wittenberger Hochschule. Trutfetter war ein glänzender Vertreter der via moderna, der dem Humanismus aufgeschlossen war und beispielsweise mit dem Humanisten Christoph von Scheurl in Wittenberg freundschaftlich verkehrte. Nachdem sich 1510 in Erfurt die politische Lage gebessert hatte, kehrte er wieder dorthin zurück. In Erfurt erhielt Trutfetter 1510 eine Stelle als Archiediakon am Erfurter Dom und bekleidete damit automatisch eine theologische Professur an der Hochschule.

Trutfetter, der sich genauso wie Bartholomäus von Usingen mit den Grundfragen Wilhelm von Ockhams beschäftigte, hatte durch sein Geschick als ausgezeichneter Rhetoriker und scharfsinniger Dialektiker bei der Quodlibetdisputation von 1497 bereits an der Erfurter Universität für ein neues Denken gegenüber der Scholastik des Mittelalters gewirkt. Aus dem Drang, die Welt mit der menschlichen Vernunft zu erfassen, bildete er ohne Frage auch die Frühformen des Erfurter Humanismus mit, dem er als Spätscholastiker offen gegenüberstand. Sein einstiger Erfurter und Wittenberger Schüler Martin Luther griff diesen Ansatz auf und formte ihn zu einer neuen, von Trutfetter abgelehnten Bewegung.

Werkauswahl

  • Breviarium dialecticum logices, Erfurt 1500
  • Summula tius logice, Erfurt 1501

Literatur

  • Johann Christoph Erdmann: Lebensbeschreibungen und Litterarische Nachrichten von den Wittenberger Theologen, Wittenberg 1804 S. 7
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817, Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917,
  • Irene Dingel, Günther Wartenberg: Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602, Leipzig 2002, ISBN 3374020194
  • Gustav Leopold Plitt: Jodocus Trutfetter von Eisenach, der Lehrer Luthers, 1876
  • D. v. d. Pfordten (Hg.): Jodocus Trutfetter (1460-1519) und der Erfurter Nominalismus, in: Große Denker Erfurts und der Erfurter Universität, Göttingen 2002, 96-117.

Weblinks


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