Trägerbohlwand

Trägerbohlwand
Rückverankerte Trägerbohlwand mit Holzausfachung

Eine Trägerbohlwand (auch Träger-Bohlwand) ist ein Baugrubenverbau, der das Nachrutschen von Erdreich in eine Baugrube verhindert[1]. In der Schweiz ist der Ausdruck Rühlwand gebräuchlich. Neben der Trägerbohlwand sind auch andere Verbautechniken, wie zum Beispiel Schlitzwand, Bohrpfahlwand oder Spundwand, möglich.

Die Trägerbohlwand gibt es in verschiedenen Ausführungsvarianten, die sich in der konstruktiven Ausbildung, beim verwendeten Material und bei der Art des Einbaus unterscheiden. Am bekanntesten ist der sogenannte Berliner Verbau. Der Name leitet sich vom erstmaligen Einsatz in den 1930er Jahren beim Bau der Berliner U-Bahn ab. Häufig wird der Ausdruck „Berliner Verbau“ als Synonym für „Trägerbohlwand“ verwendet. Ausführungsvarianten sind der sogenannte Essener Verbau und der Hamburger Verbau.

Inhaltsverzeichnis

Herstellungsverfahren

Einbau der Kanthölzer

Die Herstellung einer Trägerbohlwand erfolgt in mehreren Schritten:

Zunächst werden Vertikalträger entlang des künftigen Baugrubenrandes in regelmäßigen Abständen (zirka 1,5 m bis 2,5 m) abgeteuft. Beim Berliner Verbau werden hierfür meistens Breitflanschträger vom Typ HEA oder HEB, alternativ über Laschen verbundene U-Profile verwendet. Bei lockeren Böden werden die Träger meistens eingerüttelt (einvibriert), früher eingerammt. Zur Verminderung von Lärm und Erschütterungen ist es in städtischern Bereichen meistens üblich, verrohrte Löcher vorzubohren, in die die Träger eingestellt werden. Dabei können bei den Trägern zur Erhöhung der Verformungssteifigkeit auch Betonfüße zur Anwendung kommen.

Danach beginnt der Baugrubenaushub, bei steifen und bindigen Böden bis auf eine Tiefe von zirka 1,25 m. Bei ungünstigen Bodenverhältnissen kann es erforderlich sein, dass der Voraushub nur eine Bohlenbreite beträgt. Anschließend werden Kanthölzer oder Holzbohlen zwischen die freigelegten Flansche der Stahlträger eingebracht und mit Keilen gegen den Boden verpresst. Alternativ zur Verwendung von Holz kann die Ausfachung auch mit Spritzbeton, Stahlbeton, Stahlbeton-Fertigteilen oder Stahlelementen (Kanaldielen) durchgeführt werden.

Abhängig von den Baugrundkennwerten und unter Berücksichtigung der Verkehrs- und Bauwerkslasten wird meistens bereits ab einer Baugrubentiefe von 2 bis 3 m eine Rückverankerung der Trägerbohlwand mittels Verpressankern oder Aussteifung zur gegenüberliegenden Verbauwand notwendig. Bei tiefen Baugruben wird die Trägerbohlwand auf mehreren Ebenen verankert oder ausgesteift.

In vielen Fällen wird die Trägerbohlwand nach Abschluss der Bauarbeiten rückgebaut. Dabei werden schrittweise die Ausfachungen ausgebaut und die Baugrube verfüllt. Die Träger selbst können zum Schluss gezogen werden. Eine Wiederverwendung ist möglich. Die Rückverankerung verbleibt im Baugrund.

Einsatzgebiete

Trägerbohlwände bieten sich zur Sicherung von Baugruben und beim Kanalbau mittlerer und größerer Tiefe an, auch bei komplizierten Grundrissformen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Baugrubensohle oberhalb des Grundwasserspiegels liegt. Bei den umfangreichen Anwendungen des Bauverfahrens in Berlin vor dem Zweiten Weltkrieg zum U- und S-Bahnbau wurde der Grundwasserspiegel mit leistungsfähigen Pumpen abgesenkt, was jedoch zu Schäden bei der Nachbarbebauung, insbesondere mit Holzpfahlgründungen führte. Bei entsprechender Ausführung kann die Trägerbohlwand auch als dauerhafte Sicherung eingesetzt werden.

Varianten

  • Beim Berliner Verbau existiert zwischen Baukörper und Bohlwand kein Arbeitsraum. Die Ausfachung ist verloren.
  • Der Hamburger Verbau ist gekennzeichnet durch einen Arbeitsraum zwischen Baukörper und Bohlwand. Die Verbaubohlen können dadurch wiedergewonnen werden.
  • Der Essener Verbau kommt bei steil geneigten Verbauwänden zur Anwendung. In der Regel werden zwei miteinander durch Laschen verbundene U-Profile als Träger verwendet, die durch Verpressanker an der Böschung befestigt sind. Die Ausfachung besteht beispielsweise aus Spritzbeton mit Baustahlgewebematten. Es ist kein Arbeitsraum vorgesehen.[2]

Vor- und Nachteile

Trägerbohlwände lassen sich leicht an jede beliebige Grundrissform anpassen. Aussparungen für Bodeneinbauten sind relativ leicht herzustellen. Bis auf die Erdanker kann die Trägerbohlwand komplett zurückgebaut werden, so dass keine Baubehelfe im Baugrund verbleiben. Eine Trägerbohlwand ist häufig der kostengünstigste Verbau.

Falls Grundwasser ansteht und eine Grundwasserabsenkung nicht möglich ist, können Trägerbohlwände nicht mehr hergestellt werden. Trägerbohlwände werden im Gegensatz zu Schlitz- und Bohrpfahlwänden zu den „weichen“ Baugrubenverbauten gezählt. Das Erdreich hinter ihnen tendiert eher zu Setzungen. Dies ist auch verfahrensbedingt, da die horizontalen Kanthölzer oder Dielen kaum vollflächig und kraftschlüssig gegen den stehenden Boden eingebaut werden können.

Literatur

  • Bernhard Wietek: Grundbau – Einführung in Theorie und Praxis. MANZ Verlag Schulbuch GmbH, Wien 2002, ISBN 3-7068-1206-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. DIN 4124: Baugruben und Gräben - Böschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten
  2. IBBS: Verfahrenstechnik - Baugruben

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