Tupel

Tupel

Ein Tupel (Suffix von lat. quintuplus ‚fünffach‘, septuplus ‚siebenfach‘, centuplus ‚hundertfach‘ etc.) ist eine endliche Liste, in der, wenn sie nicht leer ist, hintereinander Angaben nicht notwendigerweise voneinander verschiedener mathematischer Objekte stehen. Ist n die Länge der Liste, dann spricht man von einem n-Tupel; 2-Tupel nennt man auch geordnete Paare, 3-Tupel Tripel und 4-Tupel Quadrupel. Das an i-ter Stelle eines nichtleeren Tupels angegebene Objekt heißt seine i-te Komponente. Notiert wird das leere Tupel oft so: (\,) und ein nichtleeres Tupel so: (x_1,\ldots,x_i,\ldots,x_n), auch mit anderen Klammern, wobei xi seine i-te Komponente ist.

Tupel sind durch das Gleichheitsaxiom charakterisiert: Zwei Tupel sind dann und nur dann gleich, wenn sie gleichlang sind und ihre entsprechenden Komponenten gleich sind.[1]

Inhaltsverzeichnis

Darstellung als Menge

Die in der Mengenstruktur einfachste Darstellung von n-Tupeln lautet:[1]

n=0:\; () := \emptyset
n>0:\; (x_1,\ldots,x_n) := \{(x_1,\ldots,x_{n-1}),\{x_n\}\}
Mit dieser Darstellung ist das geordnete Paar \,(x,y) die Menge \{\{\emptyset,\{x\}\},\{y\}\}.

Die Wirkungsweise dieser Definition lässt sich an folgender Animation nachvollziehen:

Rekursive Definition von Tupel durch Mengen (Beispiel).gif

Einer anderen Darstellung liegt die Vorstellung zugrunde, dass Tupel endliche Folgen, das heißt Funktionen mit einem eventuell leeren Abschnitt der Menge der positiven natürlicher Zahlen als Indexbereich, sind [1] (geordnete Paare hier in eckigen Klammern):

n=0:\; () := \emptyset
n>0:\; (x_1,\ldots,x_n) := \{[1,x_1],\ldots,[n,x_n]\}

Tupel können auch rekursiv auf Basis geordneter Paare definiert werden[2][3] (geordnete Paare auch hier in eckigen Klammern):

n=0:\; () := \emptyset
n>0:\; (x_1,\ldots,x_n) := [(x_1,\ldots,x_{n-1}),x_n]

Unabhängig davon, wie Tupel definiert werden, sind zwei Tupel dann und nur dann gleich, wenn sie gleichlang sind und ihre entsprechenden Komponenten gleich sind. Damit verhalten sich 2-Tupel genauso wie geordnete Paare und können wie diese verwendet werden (auch wenn sich die beiden Definitionen unterscheiden: \,^{(a,b) \not= [a,b]}).

Die letzte der drei obigen Definitionen hat den Vorteil, dass sie auch für echte Klassen definiert ist, sofern \,^{[a,b]} für echte Klassen definiert ist (vgl. Geordnetes Paar, Definition von Jürgen Schmidt). Das heißt, man kann z. B. das Monoid der Ordinalzahlen \,^{\Omega} mit Addition \,^{+} und neutralem Element \,^{0} als Tupel \,^{(\Omega, +, 0)} definieren, obwohl es sich bei den Ordinalzahlen um keine Menge, sondern um eine echte Klasse handelt.

Verwendungen

Tupel finden in vielen Bereichen Verwendung, in der Mathematik zum Beispiel als Koordinaten von Punkten oder Vektoren in n-dimensionalen Räumen, in der Informatik als Daten-Felder und -Strukturen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c V. P. Grishin: Tuple. In: Encyclopaedia of Mathematics. Springer (Online, abgerufen am 24. September 2010).
  2. Nicolas Bourbaki: Eléments de mathématique. Première partie: Les strurures fondamentales de l’analyse.. Livre I. Théorie des ensembles, Springer, Berlin 2006, ISBN 3-540-34034-3.
  3. Arnold Oberschelp: Allgemeine Mengenlehre. BI-Wiss.-Verl., Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1994, ISBN 3-411-17271-1.

Weblinks

Wikibooks Wikibooks: Mathe für Nicht-Freaks: Tupel – Lern- und Lehrmaterialien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tupel — I Tupel   das, s/ , Mathematik: Kunstwort zur Verallgemeinerung der Begriffe Paar, Tripel, Quadrupel usw.; eine entsprechende Zusammenfassung von n geordneten Elementen (a1, a …   Universal-Lexikon

  • Tupel (Informatik) — Der Begriff Tupel wird in der Informatik für geordnete Wertesammlungen (eindimensionale Arrays) und – insbesondere in der relationalen Algebra – als Synonym für Datensatz verwendet. Seine Werte werden Attribute (Datenfeld) genannt. Das „n Tupel“… …   Deutsch Wikipedia

  • Tupel der Länge n — n gliedrige Folge; n Tupel …   Universal-Lexikon

  • Tupel — Tu|pel das; s, Kunstw., wohl verselbstständigt aus ↑Tripel, 1↑Quadrupel, ↑Quintupel usw.> <zusammenfassende Bez. für aneinander gereihte bzw. zusammengehörende Elemente einer Menge (Math., Informatik) …   Das große Fremdwörterbuch

  • Tupel — Tu|pel, das; s, <Kunstwort> (Mathematik zusammengehörende Elemente einer Menge) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • N-Tupel — Ein geordnetes Tupel, auch einfach nur Tupel genannt, ist eine Erweiterung des Begriffes des mengentheoretisch definierten geordneten Paares (z. B. nach der Definition von Kuratowski). Man definiert ein Tupel der Länge n oder kurz ein n Tupel als …   Deutsch Wikipedia

  • n-Tupel — n gliedrige Folge; Tupel der Länge n * * * n Tupel,   Mathematik: Tupel …   Universal-Lexikon

  • n-gliedrige Folge — Tupel der Länge n; n Tupel …   Universal-Lexikon

  • Abgleichcode — Ein Schlüssel dient in einer Relationalen Datenbank dazu, die Tupel einer Relation eindeutig zu identifizieren. Anschaulich kann man sich eine Relation als Tabelle vorstellen. Ein Schlüssel für eine solche Tabelle ist dann eine Gruppe von Spalten …   Deutsch Wikipedia

  • Foreign Key — Ein Schlüssel dient in einer Relationalen Datenbank dazu, die Tupel einer Relation eindeutig zu identifizieren. Anschaulich kann man sich eine Relation als Tabelle vorstellen. Ein Schlüssel für eine solche Tabelle ist dann eine Gruppe von Spalten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”