Barry W. Boehm

Barry W. Boehm
Barry Boehm 2006

Barry W. Boehm (* 16. Mai 1935 in Santa Monica, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Softwareingenieur, der durch seine Kostenbetrachtungen von großen Softwareprojekten bekannt wurde. Er sah Software als den primären Kostenfaktor für zukünftige Informationstechnologien. So erfand er die COCOMO-Softwarekostenberechnung, das risiko- und kostensenkende Vorgehens-Spiralmodell und u.a. eine erweiterte Delphi-Methode (wideband delphi). Er war als Berater und als Forscher mit vielen militärischen und zivilen Großprojekten befasst.

Boehm studierte ab 1957 an der Harvard University Mathematik. 1964 wurde er an der University of California, Los Angeles zum PhD in Mathematik promoviert. Danach arbeitete er viele Jahre als Lehrer und Forscher. Später war er Berater für die Unternehmen Rand Corporation, TRW und DARPA. Heute ist er Professor für Software Engineering, Computer Science, an der University of Southern California (USC).

Inhaltsverzeichnis

Softwarekostenschätzung mit der COCOMO-Methode

Barry W. Boehms Buch Software Engineering Economics von 1981 beschrieb unter anderem sein Constructive Cost Modell (COCOMO).

COCOMO (81)

COCOMO ist ein algorithmisches Modell zur Kosten- und Aufwandschätzung für die Entwicklung von Computerprogrammen. Der Aufwand (gemessen in Staff Month (152 Arbeitsstunden)) wird in Abhängigkeit von der Softwaregröße, welche in Delivered Source Instructions (DSI)[1] gemessen wird, anhand von statistischen Berechnungsmethoden über gesammelte Daten vergangener Projekte, berechnet. COCOMO unterteilt die Projekte der Größe nach in drei Gruppen. Die Berechnung des Aufwands erfolgt in drei Feinheitsgraden, wobei das einfachste Modell eine noch eher grobe Schätzung liefert:

Aufwand = k * (DSI)P
  • k = konstanter Skalierungskoeffizient für den Aufwand
  • P = Dieser Exponent repräsentiert die Ersparnisse durch Produktionsvergrößerung (economies of scale); speziell die Einsparungen durch Vermeidung von nicht wertbringenden Aktivitäten (z.B. Leerzeiten, Verzögerungen, Kommunikationsoverhead, etc.)

Die weiteren Berechnungsmodelle schließen verschiedene Kostenfaktoren (z.B. Erfahrung der Programmierer, Qualitätsanforderungen der Software, etc.) mitein und unterteilen das Projekt in verschiedene Subkomponenten sowie das Projekt in verschiedene Phasen. Somit erreicht COCOMO einen relativ hohen Genauigkeitsgrad.

ADA COCOMO

ADA COCOMO ist eine Weiterentwicklung von COCOMO 81 – welches sehr stark vom Batch-Processing und dem Wasserfall-Prozessmodell geprägt ist – zur Anpassung an die TRW Implementierung des ADA Prozessmodells. Dieses Modell beinhaltet Risk Management, Architektur Skeletons, inkrementelles Implementieren und Testen und einheitliche Software-Metriken. Hauptaugenmerk des Modells sind die Verringerung des Kommunikationsoverheads, Vermeidung späten Überarbeitens aufgrund instabiler Anforderungen.

COCOMO II

COCOMO II wurde ebenfalls, wie seine beiden Vorgänger, von Barry W. Boehm entwickelt und das erste Mal 1997 publiziert. Die offiziell bekannte Version ist jedoch 2000 mit dem Buch Software Cost Estimation with COCOMO II veröffentlicht worden. COCOMO II repräsentiert die Änderungen in der "modernen" Software-Entwicklung. Es werden wieder, wie in COCOMO 81, drei verschiedene Schätzarten unterschieden, mit dem Unterschied jedoch, dass sich diese vermehrt auf den Entwicklungsstand des Projekts beziehen, jedoch wird auf die Unterteilung nach Projektgröße verzichtet.

Das Vorgehensmodell Spiralmodell

Boehm entwickelte aus seinen umfangreichen Erfahrungen heraus ein neues Vorgehensmodell für die Softwareentwicklung. Dieses Spiralmodell soll durch spiralförmiges, wiederholtes Betrachten der Phasenergebnisse, das Risiko des Scheiterns verkleinern. Das Spiralmodell hat viele nachfolgende Vorgehensmodelle beeinflusst.

Wideband Delphi

Boehm verfeinerte die Delphi-Methode und nannte diese verfeinerte Methode Wideband Delphi. Damit wurde sie für einen größeren Bereich anwendbar.

Auszeichnungen

  • 1992 – Award for Excellence (Office of the Secretary of Defense).
  • 1994 – Lifetime Achievement Award von der ASQC.
  • 1997 – Distinguished Research Award in Software Engineering von der ACM.
  • 2005 – Mellon Award for Excellence in Mentoring von der USC.

Er ist Fellow der AIAA, der ACM und der IEEE. Außerdem ist er Mitglied der National Academy of Engineering.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Zählen von Lines of Code (LOC) oder auch Source Lines of Code (SLOC) ist problembehaftet und wurde oft kritisiert. Eine entsprechende Zusammenfassung der Problematik, findet sich aktuell nur in englischer Sprache

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