Tübinger Stiftskirche

Tübinger Stiftskirche
Kirchturm der Stiftskirche

Die Stiftskirche zu St. Georg in Tübingen wurde in ihrer heutigen Form von 1470 bis 1483 unter Graf Eberhard im Bart aufgrund der Übersiedlung des Chorherrnstiftes von Sindelfingen und der Gründung der Tübinger Universität erbaut. Baumeister waren Peter von Koblenz und Hans Augsteindreyer.

Vor der heutigen Kirche standen an dieser Stelle bereits zwei Vorgängerkirchen.

Inhaltsverzeichnis

Innenraum

Die Stiftskirche von Norden, rechts im Vordergrund die Johanneskirche

Der Chorraum der Kirche, der als erster Bauabschnitt errichtet wurde, diente zunächst als Chorherrnkirche oder Priesterkirche und enthielt einen Hochaltar. Dieser wurde im Bildersturm 1536 vernichtet. Das ehemalige Chorgestühl des Chorraumes ist heute im Kirchenschiff aufgestellt.

Der steinerne Lettner trennte den Chor und das Kirchenschiff in die Priester- und die Laienkirche. Diese Trennung wurde mit der Reformation aufgehoben. In der Folge bestimmte Herzog Ulrich den Chorraum zur Grablege des württembergischen Herrscherhauses.

Die Glasmalereien der Kirchenfenster stammen von 1475 und sind aus der Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau, der auch Kirchenfenster in Ulm, Augsburg, Nürnberg, München und Straßburg gestaltete. Im Hauptfenster ist neben dem Stifter Graf Eberhard und dem Schutzpatron der Kirche St. Georg die Marienlegende zu sehen.

Das Altarbild des Klappaltars von 1520 ist ein Werk des Dürer-Schülers Hans Schäufelin, der in Nördlingen als Stadtmaler tätig war.

Der Innenraum der Kirche wurde in den Jahren 1962–65 grundlegend renoviert. Dies wurde notwendig, nachdem an der Fassade und im Kirchenschiff Risse sichtbar geworden waren. Zurückzuführen war die Setzungsbewegung der Kirche auf einen vom Holzmarkt aus unter der südwestlichen Fassade der Kirche entlang laufenden und dann in die Münzgasse abbiegenden Luftschutzkeller aus dem Zweiten Weltkrieg. Gedacht für die Polizei- und Gestapodienststelle im Gebäude Münzgasse 13 und die Bürger der Innenstadt, wurde der Bau des Luftschutzkellers von Zwangsarbeitern geleistet. Nach dem Krieg geriet der Bunker in Vergessenheit und kam erst mit den Schäden an der Stiftskirche wieder ins Bewusstsein. Nachdem der Bunker großteils mit Beton verfüllt worden war, stabilisierte sich auch die Bewegung der Stiftskirche.

Seit vielen Jahrzehnten spielen am Sonntagmorgen etwa gegen 8.30 Uhr Bläser mit Posaunen oder ähnlichen Instrumenten einige Stücke, besonders Bach, vom Turm der Stiftskirche, was in der ganzen Altstadt zu hören ist.

Orgel

Die Stiftskirchenorgel ist mit ihren fast 5000 Pfeifen das größte Musikinstrument Tübingens. Wegen der besonders gelungenen Abstimmung auf den Raum der Kirche vermag sie Gottesdienste und Konzerte zum besonderen Klangerlebnis zu machen. 1965 gebaut, wird sie zurzeit renoviert und um 508 neue Pfeifen bereichert.

Kanzel

Die Stiftskirchenkanzel ist nicht nur wegen der vielen bedeutenden Prediger berühmt, die seit etwa 1500 bis heute dort zu hören waren und sind, sondern auch als Kunstwerk. In der Figur unter der Treppe, dem Tübinger Kanzelmännchen, dürfte sich Anton Pilgram, der später als Baumeister des Stephandoms in Wien berühmt wurde, ein frühes Denkmal gesetzt haben.

Chorgestühl

Figur am Chorgestühl

Das Chorgestühl gehörte ursprünglich zur Erstausstattung des Chorraums: In diesen Stühlen wurde die Universität gegründet. Heute steht es im Kirchenschiff rechts und links vom Altarbereich. Vier geschnitzte Figurenpaare zeigen Aaron und Mose, König David und Christus, die Apostel Paulus und Jakobus, einen Adligen und einen Handwerker.

Lettner

Wie in vielen gotischen Kirchen bildete der Lettner einst die Schranke zwischen dem (der Geistlichkeit vorbehaltenen) Chorraum und dem Kirchenschiff der Laien, denen von dort die Lesungen („Lettner“ = „Lektorium“) vorgetragen wurden. Als mit der Reformation die Chorschranken fielen, wurden auch landauf landab die Lettner entfernt. Dass es in Tübingen anders kam, verdanken wir einer Idee Herzog Ulrichs, der 1534 in Württemberg die Reformation einführte. Er machte den Chorraum zur Grablege des Württembergischen Fürstenhauses - so konnten Gottesdienste fortan nur noch im Schiff gefeiert werden - und der Lettner stehen bleiben.

Grablege

Grab im Chorraum

In der Grablege im Chorraum der Stiftskirche befinden sich heute die folgenden Gräber:

Weblinks

48.5200972222229.05599722222227Koordinaten: 48° 31′ 12″ N, 9° 3′ 22″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stiftskirche (Tübingen) — Kirchturm der Stiftskirche Die Stiftskirche zu St. Georg in Tübingen wurde in ihrer heutigen Form von 1470 bis 1483 unter Graf Eberhard im Bart aufgrund der Übersiedlung des Chorherrnstiftes von Sindelfingen und der Gründung der Tübinger… …   Deutsch Wikipedia

  • Tübinger Studentenwerk — Sitz der Verwaltung Typ …   Deutsch Wikipedia

  • Stiftskirche Tübingen — Kirchturm der Stiftskirche Die Stiftskirche zu St. Georg in Tübingen wurde in ihrer heutigen Form von 1470 bis 1483 unter Graf Eberhard im Bart aufgrund der Übersiedlung des Chorherrnstiftes von Sindelfingen und der Gründung der Tübinger… …   Deutsch Wikipedia

  • Tübinger Studentenwerk e.V. — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Vergenhans — Johannes Nauclerus Johannes Nauclerus (* 1425; † 5. Januar 1510 in Tübingen; eigentlich Johannes Vergenhans) war ein deutscher Gelehrter, Jurist, Theologe und Historiker. Als Vertrauter Graf Eberhards im Bart war er nach Gründung der Universität… …   Deutsch Wikipedia

  • Nauclerus — Johannes Nauclerus Johannes Nauclerus (* 1425; † 5. Januar 1510 in Tübingen; eigentlich Johannes Vergenhans) war ein deutscher Gelehrter, Jurist, Theologe und Historiker. Als Vertrauter Graf Eberhards im Bart war er nach Gründung der Universität… …   Deutsch Wikipedia

  • Dietrich Schnepf — Dietrich (Theodoricus) Schnepf. Bild aus Erhard Cellius: Imagines Professorum Tubingesium, 1596 Dietrich oder Theodor Schnepf, auch Snepffius u. ä. (* 1. November 1525 in Wimpfen; † 9. November 1586 in Tübingen) war ein deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Stephan Kienlin — († 1570) war Bürgermeister von Tübingen. Neben dem Bürgermeisteramt, das er von 1561 bis 1570 innehatte, war Kienlin von Beruf Gerber. Darüber hinaus war er viele Jahre lang Gemeinderat, Spitalpfleger und Mitglied des Stuttgarter Landtags. Sein… …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Nauclerus — (* 1425; † 5. Januar 1510 in Tübingen; eigentlich Johannes Vergenhans) war ein deutscher Gelehrter, Jurist, Theologe und Historiker. Als Vertrauter Graf Eberhards im Bart war er nach Gründung der Universität Tübingen im Jahr 1477 deren erster… …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard I. (Herzog von Württemberg) — Eberhard im Bart, 1492 Anlässlich seiner Erhebung zum Herzog nahm Eberhard I. 1495 dieses neue Wappen an …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”