Dietrich Schnepf

Dietrich Schnepf
Dietrich (Theodoricus) Schnepf. Bild aus Erhard Cellius: Imagines Professorum Tubingesium, 1596

Dietrich oder Theodor Schnepf, auch Snepffius u. ä. (* 1. November 1525 in Wimpfen; † 9. November 1586 in Tübingen) war ein deutscher lutherischer Theologe und Kritiker der Hexenverfolgung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dietrich Schnepf war ein Sohn des Theologen Erhard Schnepf (1495−1558) und seiner Frau Margaretha Wurzelmann (um 1503−1569). Sein Taufpate und Vornamensgeber war Dietrich von Gemmingen († 1526). Schnepf besuchte die Lateinschulen in Marburg und Stuttgart und immatrikulierte sich 1539 an der Universität Tübingen. 1541 wurde er Baccalaureus und 1544 zusammen mit Jakob Dachtler d. J. (1525−1598) zum Magister promoviert. Anschließend war er Ephorus und Lehrer für Griechisch am fürstlichen Stipendium in Tübingen. 1550 lernte er zusammen mit Jacob Heerbrand (1521–1600), Jakob Andreae (1528–1590) und Jakob Dachtler privatim Hebräisch bei Erasmus Oswald Schreckenfuchs (1511–1579).

1553 wurde Schnepf Pfarrer in Derendingen. 1554 wurde er in Tübingen mit einer Disputation über die Erbsündenlehre zum Doktor der Theologie promoviert. Ab 1555 war Schnepf „Spezialsuperintendent“ (Prälat) und Stadtpfarrer in Nürtingen. 1557 wurde er als Nachfolger von Martin Frecht (1494−1556) Professor der Theologie in Tübingen. Im selben Jahr nahm er am Wormser Religionsgespräch und 1561 am Kolloquium in Erfurt teil. 1561/62 wurde Schnepf zusätzlich zu seinem Universitätsamt Superintendent und Stadtpfarrer an der Stiftskirche in Tübingen. Schnepf war sechsmal Rektor der Universität (1561/62, 1565/66, 1569/70, 1574/75, 1581, 1583/84, 1584 Prorektor eines Adelsrektors). 1564 war er am Maulbronner Religionsgespräch beteiligt. 1568 hielt er die Grabrede auf Herzog Eberhard (1545–1568), 1569 auf Herzog Christoph von Württemberg (1515–1568) und 1583 auf Dorothea Ursula von Baden-Durlach (1559–1583), die Frau Herzog Ludwigs von Württemberg (1554–1593).

1569 wurde Schnepf zusammen mit dem Professor für Rechtswissenschaft Dr. Kilian Vogler (1516–1585) als Abgesandter der Universität zur Bestätigung von deren Privilegien zum neuen Herzog Ludwig dem Frommen (1554–1593, reg. 1568) gesandt.

Um 1570 wandte sich Schnepf in Tübingen in Predigten gegen den Hexenglauben seiner Zeit. Abschnitte aus diesen Predigten verlas 1589/90 sein Schüler Wilhelm Friedrich Lutz (1541–1597) in Nördlingen zur Untermauerung seiner eigenen Kritik an der Hexenverfolgung[1].

In seiner akademischen Tätigkeit stellte Dietrich Schnepf für zahlreiche Studenten der Theologie Disputionsthesen auf, so 1571 für Johann Baptist Hebenstreit († 1638) und Johannes Liebler (um 1548-1607), 1574 für Aegidius Hunnius d. Ä. (1550-1603), 1576 für Polykarp Leyser d. Ä. (1552-1610), 1577 für Johannes Vesembeck (1548–1612), 1580 für Jakob Rulich d. J. (1559-1612), 1582 für Kaspar Lutz (1555–1609), 1584 für Andreas Pouchenius d. J. (1553-1613), 1585 für Paul Weiß (1543-1612) oder 1586 für seinen Sohn Johann Dietrich Schnepf (1564–1617.

Die Leichenpredigt auf Dietrich Schnepf hielt Jakob Andreae. Auch die akademische Grabrede („Oratio funebris“) des Professors für Poesie und Geschichte Erhard Cellius (1546–1606) ist erhalten. Das Epitaph für Schnepf und seine Frau Barbara befindet sich in der Tübinger Stiftskirche.

Familie

Dietrich Schnepf war seit 1552 mit Barbara Brenz (1532–1572), Tochter des württembergischen Reformators Johannes Brenz (1499–1570) und der Margarethe Gräter (1501–1548), verheiratet, mit der er 16 Kinder hatte, von denen 12 noch lebten, als die Mutter 1572 im Wochenbett starb. 1573 heiratete er Juliana (Julia) Engelhardt (1533–1589), die Tochter des Reichskammergerichtsadvokaten Dr. Simon Engelhard und Witwe des Hofgerichtsadvokaten Dr. Abraham Spengler.

Kinder:

  1. Anna Maria Schnepf (* 1553),
  2. Margarethe Schnepf (* um 1555), heiratete 1574 Mag. Christoph Heerbrand (1549/50–1609), Sohn von Jacob Heerbrand (1521–1600) und Margarete Stammler († 1597), Diakon in Nürtingen, 1576 Pfarrer in Weilheim,
  3. Sabine Schnepf (1556–1590/91), heiratete 1586 Vitus Etzel, Sohn von Vitus Etzel aus Markgröningen, 1588 Stadtschreiber in Wildberg, Vogt in Calw,
  4. Sophia Schnepf (1557–1618), heiratete 1580 Conrad Hiller (1553–1628), Sohn von Kammer-Prokurator Martin Hiller (1522–1579) und Maria Feßler, Geistlicher Stiftsverwalter in Herrenberg, Epitaph in der Stiftskirche Herrenberg,
  5. Katharina Schnepf (* 1559, † vor 1563) ,
  6. Christiana Schnepf (1560–1625), heiratete Abraham Hölzel von Sternstein (um 1580–1651) aus Tirol, 1598 immatrikuliert in Tübingen, enger Freund von Johann Valentin Andreae (1586–1654), Drucker und Kupferstecher[2],
  7. Blandina Schnepf (* 1562), heiratete vor 1586 Johann Sigler, Sekretär des Grafen von Hanau,
  8. Katharina Schnepf (* 1563, † zwischen 1572 und 1586),
  9. Johann Dietrich Schnepf (1564–1617), 1584 Magister, 1590 bis 1591 Diakon in Urach, 1591 bis 1592 Oberdiakon in Tübingen, 1592 bis 1617 Pfarrer in Derendingen, heiratete 1590 Kunigunde Graseck (* 1572, † nach 1617), Tochter des Florens Graseck d. Ä. (1521–1594), Fürstlicher Sekretär in Stuttgart; Epitaph in der St. Galluskirche Derendingen,
  10. Erhard Schnepf (1566–1633), heiratete 1600 Barbara Schmidlapp (1582–1633), Tochter von Markus Schmidlapp (1546–1598) und Barbara Haug († 1617), 1599 Diakon in Göppingen, 1604 Pfarrer in Liebenzell, 1607 Superintendent in Wildbad, 1612-1633 Superintendent in Güglingen,
  11. Barbara Schnepf (* 1567) und Zwilling
  12. Regina Schnepf (* 1567); eine der Zwillinge † vor 1572,
  13. Susanna Schnepf (1570–1621), heiratete 1604 den Professor für Politik, Geschichte und Beredsamkeit am Tübinger Collegium Illustre Dr. Thomas Lansius (1577–1657),
  14. N. (* 1572).

Quellen

  • Mitschriften von Tübinger Predigten Schnepfs aus den Jahren 1563 bis 1572 von Martin Crusius (1526–1607) (Universitätsbibliothek Tübingen, Mc 101)
  • Vorlesungsmitschriften von Vitus Müller (1561–1626) (Universitätsbibliothek Tübingen, Mc 54; Mc 179; Mc 180, Mc 198; vgl. Mc 39)
  • Jacob Heerbrand: Concio Iacobi Herbrandi ... habita in funere ... Barbarae Brentiae, ... Ioannis Brentij filiae ... Theodorici Sneppsij ... coniugis. A Martino Crusio in templo excepta. Accesservnt Carmina & Epicedia doctißimorum virorum, in honorem eiusdem matronæ, Tübingen: Georg Gruppenbach 1572
  • Jakob Andreae: Leichpredig Bey der Begräbnus des Ehrwürdigen Hochgelerten ... Dieterich Snepffen der heiligen Schrifft Doctorn unnd Professorn Pfarrers unnd General-Superintendenten zu Tübingen. Den 10. tag Nouembris Anno [15]86 gehalten Durch Jacobum Andreae ..., Tübingen: Alexander Hock 1587
  • Erhard Cellius: Oratio funebris De Vita, Et Obitv Reverendi, Et Clarissimi Viri Theodorici Scnepffii, Vuimpinensis, Sanctæ Theologiæ Doctoris, & Professoris in Academia Tubingensi celeberrimi, ac Ecclesiæ ibidem Pastoris vigilantissimi: An[n]o 1586. die 9. Nouembris piè in Domino mortui, habita à M. Erhardo Cellio, Poetices, & Historiarum in eadem Academiâ Professore, Tübingen: Hock 1587

Werke (in Auswahl)

Literatur

  • Boris Wagner-Peterson: Schnepf(f)/Snepf(ius), Dietrich/Theodoricus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 19, Nordhausen 2001, ISBN 3-88309-089-1, Sp. 1251–1257.
  • Hermann Jantzen: Die Gedenktafel für Dietrich Schnepf und Frau Barbara, geb. Brenz, in der Stiftskirche zu Tübingen. Ikonographische Studie und historischer Bildhintergrund, o. O. o. J. [1975]
  • Adolf Rentschler: Zur Familiengeschichte des Reformators Johannes Brenz, Tübingen: Fischer 1921
  • Hedwig Röckelein: Die lateinischen Handschriften der Universitätsbibliothek Tübingen (Handschriftenkataloge der Universitätsbibliothek Tübingen 1), Wiesbaden: Otto Harrassowitz 1991, S. 26f

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Gustav Wulz, Wilhelm Friedrich Lutz (1531–1597), in: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 5, hrsg. von Götz Freiherr von Pölnitz, München: Max Hueber 1956, S. 198-220, S. 212.
  2. 1609 wegen Viehhaltung und Weinausschank vom Senat der Universität gerügt; vgl. Martin Brecht: Theologen und Theologie an der Universität Tübingen. Beiträge zur Geschichte der Evangelisch-Theologischen Fakultät, Tübingen: Mohr 1977, S. 280.

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