Ulrich Molitor

Ulrich Molitor
Hexerei-Traktat „Tractatus de lamiis et phitonicis mulieribus

Ulrich Molitor, auch Ulricus Molitoris (* um 1442 in Konstanz; † 1507 oder 1508) war ein Jurist und Hexentheoretiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Molitor arbeitete in seiner Geburtsstadt Konstanz am bischöflichen Gericht als Notar, ab 1482 am Hof von Herzog Siegmund von Tirol. Es folgte die Ernennung als herzoglicher Rat und als Kanzler des Herzogtums Tirols (1495/1496). Mit einer Empfehlung von Kaiser Maximilian wurde er 1497 Prokurator am Reichskammergericht und starb 1507 (oder 1508).

Er publizierte mehrere politisch-juristische Texte. Wohl im Auftrag des Herzogs Siegmund von Tirol ist sein berühmtestes Werk verfasst worden, der Hexerei-Traktat „Tractatus de lamiis et phitonicis mulieribus“ (1489 in Ulm). Bald erschien eine deutsche Übertragung „Von den Unholden oder Hexen“. In seinem Traktat schlugen sich auch die Hexenprozesse gegen 48 Frauen in der Diözese Konstanz (1481 - 1485) nieder. Das kleine Hexenbuch wurde bis ins späte 16. Jahrhundert mehrfach ins Deutsche übertragen.

Hexentheoretiker

Als einer der ersten Autoren engte Molitor den Hexenbegriff auf das weibliche Geschlecht ein und bezeichnete Hexen als Ketzerinnen, die von Gott abgefallen sind. Den Teufelspakt stellte Molitor ebenso wenig wie die im „Hexenhammer“ beschriebene Teufelsbuhlschaft in Frage.

Der Jurist Molitor lehnte die Geständnisse, die durch die Folter erzwungen wurden, als Beweis ab. Er leugnete die Auffassung von der Macht des Teufels und der Hexe zum Schadenzauber – nur mit der Zulassung Gottes können sie Schaden bewirken. Gleichwohl trat er dafür ein, dass die Hexen wegen ihres Abfalls von Gott mit der Todesstrafe zu belegen sind.

Illustrationen zu den angeblichen Hexenvergehen

Bekannt geworden sind die Illustrationen zu den angeblichen Hexenvergehen aus seinem Buch „De lamiis et phitonicis mulieribus“: Ausgabe Reutlingen, J. Otmar, um 1489.

Literatur

Lexika

  • K. Schulz.: Molitoris, Ulrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 111.
  • Edward Bever: Ulrich Molitor (1442-1508), in: Richard M. Golden (Hg.), Encyclopedia of Witchcraft. The Western Tradition, Volume 3, Santa Barbara/Denver/Oxford 2006, S. 776-777
  • Jürgen Beyer: Molitor, Ulrich, in: Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, Band 9, Berlin u. New York: Walter de Gruyter 1997-99, Spalte 767-769

Artikel und Bücher

  • Wolfgang Ziegeler: Möglichkeiten der Kritik am Hexen- und Zauberwesen im ausgehenden Mittelalter, Zeitgenössische Stimmen und ihre soziale Zugehörigkeit, (= Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im Mittelalter; Band 2), Köln; Wien 1973
  • Jörg Mauz: Ulrich Molitoris aus Konstanz (ca. 1442 - 1507), Diss. Konstanz 1983
  • Gerd Schwerhoff: Rationalität im Wahn, Zum gelehrten Diskurs über die Hexen in der frühen Neuzeit, in: Saeculum 37/1986, Seite 45-82
  • Martina Deter: Ulrich Molitoris und Johannes Geiler von Kaisersberg und die Anfänge des Hexenwahns in Deutschland, 1988
  • Jörg Mauz SJ: Ulrich Molitoris. Ein süddeutscher Humanist und Rechtsgelehrter, Wien 1992
  • Ulrich Molitoris: Schriften, hg. v. Jörg Mauz SJ (=Studien zur Kulturgeschichte, Bd. 1), Konstanz 1997
  • Ulrich Molitor: Von Unholden und Hexen Kommentierte Neuübertragung aus dem Frühneuhochdeutschen, Diedorf, 2008 ISBN 978-3-86608-089-8

Weblinks

Quellen

Artikel


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