Basaliom

Basaliom
Basaliom in Nahaufnahme
Klassifikation nach ICD-10
C44 Sonstige bösartige Neubildungen der Haut
ICD-10 online (WHO-Version 2011)
Basaliom an der Wange

Der Basalzellenkrebs (ältere Bezeichnung: Basaliom; auch: weißer Hautkrebs, Basalzellkarzinom; Epithelioma basocellulare; engl.: basal cell carcinoma, baslioma, basal cell epithelioma) ist ein Tumor (Krebserkrankung) des Epithels der Haut. Die bevorzugten Auftrittsgebiete (Lokalisationen) sind meist der Sonne ausgesetzte Hautstellen (Nase, Gesicht, Stirn, Schläfe, Ohren). Er entwickelt sich aus den basalen Schichten der Epidermis und der Haarfollikel. Der Tumor wird als halbbösartig – semimaligne – bezeichnet, da er zwar wie ein bösartiger (maligner) Tumor das umliegende Gewebe schädigt und sogar Knochen infiltrieren kann, aber nur extrem selten (in 0,03 % der Fälle) Metastasen bildet.

Inhaltsverzeichnis

Epidemiologie

Basaliome treten vor allem zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Sie stellen mit 65% den größten Anteil der malignen Hauttumoren und kommen etwa zehnmal häufiger als Spinaliome (Plattenepithelkarzinome der Haut) vor. Die Prävalenz schwankt je nach Sonneneinstrahlung zwischen 20–50 (Mitteleuropa) und 250 (Australien) Erkrankungen auf 100.000 Einwohner. In Deutschland sind es ca. 171.000 Neuerkrankungen pro Jahr.[1]

Bei immunsupprimierten (z.B. HIV-Infizierten oder Transplantationspatienten) überwiegt hingegen das Spinaliom.

Risikofaktoren und Pathogenese

Der größte Risikofaktor ist die langjährige Einwirkung von Sonnenstrahlen. Daher entstehen Basaliome bevorzugt im Gesicht – 80 % entstehen in den Bereichen um die Augen, also Stirn, Wangen, Nase, Oberlippe – wie auch im Nacken sowie auf dem dünnbehaarten oder kahlen Kopf. Im Unterschied zum malignen Melanom verursachen nicht häufige Sonnenbrände die Tumoren, sondern die Belastung der Haut durch UV-Strahlen.[2]

Der langwellige Anteil des UV-Lichts, UV-A (320–400 nm Wellenlänge), ist durch eine größere Eindringtiefe ausschlaggebend für die Entstehung eines Basalioms. Die kurzwellige UV-B-Strahlung wird zum größten Teil bereits in den oberen Hautschichten absorbiert und verursacht bevorzugt Schäden in den oberflächlichen Epithelzellen der Haut, siehe Plattenepithelkarzinom der Haut.

Neben der Lichtexposition sind aber auch genetische Veranlagung und Umweltfaktoren mit verantwortlich. Eine helle Haut (Hauttyp I oder II) ist ein wichtiger Risikofaktor. Außerdem sind genetische Störungen wie Xeroderma pigmentosum und das Basalzellnävus-Syndrom[3] in seltenen Fällen an der Entstehung beteiligt. Eine wichtige chemische Noxe ist Arsen. Die Exposition kann noch nach Jahren zu Basaliomen führen.[4]

Formen und Klinischer Verlauf

Knotiges solides (noduläres) Basaliom[5]
Pigmentiertes Basaliom[5]
Sklerodermiformen Basalion (Morphea-Basalion)[5]

Man unterscheidet sechs verschiedene Formen von Basaliomen:

  • knotiges solides Basaliom, häufig Teleangiektasien und (halb)kugeliges Erscheinungsbild.
  • oberflächliches Basaliom, auch Rumpfhautbasaliom genannt, oft vergesellschaftet mit Psoriasis und bei älteren Patienten, die eine Exposition mit Arsen in der Anamnese aufweisen.
  • pigmentiertes Basaliom, dieses kann leicht mit einem malignen Melanom verwechselt werden.
  • sklerodermiformes Basaliom, mit bloßem Auge oft nicht von normaler Haut abzugrenzen und daher schwer zu entfernen.
  • exulzerierend wachsendes Basaliom, auch Ulcus rodens genannt – von lat. rodere = nagen, perlschnurartiger Rand ist typisch.
  • destruierend wachsendes Basaliom, auch Ulcus terebrans genannt – von lat. terebrare = bohren – ist eine gefürchtete Form, die stark in die Tiefe wächst und Knochen und Knorpel zerstört. Die Folgen sind in der Regel schwere Verstümmelungen.

Der weitaus größte Teil der Basaliome findet sich im sog. zentrofazialen Bereich, einem Streifen vom Haaransatz bis zur Oberlippe. Etwa 15 % der Basaliome sind an der Ohrmuschel, an der behaarten Kopfhaut und im unteren Gesichtsdrittel zu finden. Nur etwa 5 % der Basaliome liegen am Stamm oder an den Extremitäten.

Basaliome wachsen sehr langsam über einige Jahre und machen sie damit differentialdiagnostisch unterscheidbar zum innerhalb von Wochen entstehenden und reizlos abheilenden Keratoakanthom. Den Beginn stellt meist ein kleiner, harter Knoten („Basaliomperle“) oder eine umschriebene Verhärtung (Induration) dar. Oft finden sich am Rand der Läsion sehr feine, neu gebildete Blutgefäße, die zart durch die Haut schimmern, die sog. Teleangiektasien), sowie perlschnurartige Verdickungen am Rand des Tumors. Die das Basaliom bedeckende Epithelschicht schimmert perlmuttartig und ist ein weiterer wichtiger differentialdiagnostischer Aspekt.

Lange Zeit findet ein Wachstum in horizontaler und vertikaler Richtung statt. Entstehung von Geschwüren (Ulcerationen) und zerstörerisches Wachstum (Destruktionen) kommen in späteren Stadien vor und sind je nach klinischer Form unterschiedlich stark ausgeprägt.

  • Als Sonderform wird in der Literatur vom seltenen, verwilderten Basaliom (Syn: Metatypisches Karzinom oder auch intermediäres und basosquamatöses Karzinom) berichtet. Hierbei handelt es sich um stark dedifferenzierte Basaliomzellen (basal- oder stachelzellähnliche Zellverbände), die aggressiv zerstörerisch (destruktiv) wachsen und in der unmittelbaren Umgebung (lokal) metastasieren. Die Prognose für diese Erkrankungsform ist entsprechend schlechter, weil dieser Typ metastasieren kann.[6]

Therapie

Zahlreiche Behandlungsformen stehen zur Verfügung. Die Behandlungsform mit der geringsten Rückfallquote ist noch immer die chirurgische Behandlung mit histologischer (mikroskopisch kontrollierter) Schnittrandkontrolle. Andere Behandlungsformen kommen meist nur dann als alleinige Therapie zum Einsatz, wenn die Operation nicht möglich ist wie beispielsweise aufgrund von Alter oder Vorerkrankungen des Patienten, der Lokalisation des Tumors oder ähnlichem. Wegen des langfristig zerstörerischen (destruierenden) Wachstums sollten Basaliome frühzeitig im Ganzen operativ entfernt werden, um eine Schädigung tieferliegender Gewebebereiche zu vermeiden. Ein Wiederauftreten des Tumors (Rezidive) ist jedoch immer möglich.

Große oder nicht operable Basaliome bei älteren Menschen werden erfolgreich mit Röntgenweichstrahlen therapiert. Weitere Behandlungsverfahren sind die Kürettage mit lokaler chemochirurgischer Nachbehandlung, die Vereisungsbehandlung (Kryotherapie) sowie die medikamentöse örtliche Krebsimmuntherapie.

Seit Juli 2004 ist eine neue Behandlungsmethode für das oberflächliche Basaliom zugelassen: Der Wirkstoff Imiquimod wird mit einer Creme über mehrere Wochen vom Patienten selbst aufgetragen. Imiquimod aktiviert lokal das körpereigene Immunsystem der Haut, welches dann die Tumorzellen gezielt angreift. Sichtbare und mit bloßem Auge noch nicht sichtbare Tumorareale werden schmerzfrei beseitigt. Narben bleiben nach der Therapie nicht zurück.

Eine weitere Methode zur Behandlung bestimmter knotiger oder oberflächlicher Basaliomformen ist die photodynamische Therapie mit einer Methyl-5-amino-4-oxopentanoat-Creme (MAOP), die neoplastische Zellen photosensibilisiert. Nach einer derartigen Sensibilisierung werden die Zellen durch eine anschließende Behandlung mit speziellem Rotlicht selektiv zerstört. Diese Behandlungsoption zeichnet sich durch eine Kombination von guten medizinischen und kosmetischen Ergebnissen aus, wie besonders im Gesichtsbereich erwünscht. Bei narbig-flachen (sklerodermiformen) Basaliomen ist die Rezidivgefahr sehr hoch.

Die Prognose ist im Allgemeinen gut, da in den meisten Fällen keine Metastasierungsneigung besteht. Patienten mit aggressiven Formen (Basalioma terebrans und Basalioma exulcerans) haben je nach Organbefall eventuell eine schlechtere Prognose.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hautkrebs. Umdenken! Dem Krebs aktiv vorbeugen.. In: krebshilfe.de. Deutsche Krebshilfe, archiviert vom Original am 14. April 2011, abgerufen am 14. April 2011.
  2. I.Moll: Duale Reihe – Dermatologie, 2005, S. 319 ff
  3. Konrad Bork, Walter Burgdorf, Nikolaus Hoede: Mundschleimhaut- und Lippenkrankheiten: Klinik, Diagnostik und Therapie. Atlas und Handbuch, Schattauer Verlag, 2008, ISBN 3-7945-2486-1,S.361–362
  4. Carlos Thomas:Spezielle Pathologie, Schattauer Verlag, 1996, ISBN 3-7945-2110-2, S. 85–86
  5. a b c M. Sand, D. Sand, C. Thrandorf, V. Paech, P. Altmeyer, F. G. Bechara: Cutaneous lesions of the nose. In: Head & face medicine Band 6, 2010, S. 7, ISSN 1746-160X. doi:10.1186/1746-160X-6-7. PMID 20525327. PMC 290354. (Review).
  6. Thomas C.: Spezielle Pathologie, Schattauer Verlag, 1996, S.87, ISBN 3794521102, hier online

Quellen

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