- Umberto Bossi
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Umberto Bossi (* 19. September 1941 in Cassano Magnago in der Provinz Varese) ist ein italienischer Politiker und Vorsitzender der norditalienischen Regionalpartei Lega Nord. Seit Mai 2008 ist er zum zweiten Mal Reformminister in der Regierung Silvio Berlusconis.
Nach abgebrochenen Medizin- und Jurastudien beginnt Bossi seine politische Karriere Ende der 1970er Jahre nach einer Begegnung mit Bruno Salvadori, dem Führer der Autonomiebewegung des Aostatals (Union Valdôtaine). So wird er innerhalb von Gruppierungen aktiv, die mehr Autonomie bzw. die Unabhängigkeit für Norditaliens Regionen anstreben.
Anfang der 1980er Jahre ist er Mitbegründer der lombardischen Autonomiebewegung Lega Lombarda und wird deren Sekretär. 1987 wird Bossi zum ersten Mal ins Parlament gewählt und erhält so seinen bis heute gültigen Beinamen il Senatur.
Im Jahre 1989 verbindet sich die Lega Lombarda mit anderen Gruppierungen zur Partei Lega Nord, deren Vorsitzender Bossi seitdem ist. Im gleichen Jahr wird Bossi Abgeordneter des Europäischen Parlaments.
Zentraler Programmpunkt der Partei ist die Verlagerung von Kompetenzen des Italienischen Zentralstaates auf die Regionen ("Devolution"). Daneben wird Bossi bekannt durch seine oft scharfe Polemik gegen Rom als Zentrum der Korruption, gegen die Bürokratie und den italienischen Süden überhaupt. Dem setzt er die Vision eines unabhängigen, norditalienischen Staates entgegen, den er Padania (Padanien) nennt.
Anfang der 1990er Jahre wird während des Untergangs des politischen Systems der ersten Italienischen Republik die Lega Nord im Norden zur Massenpartei. Nach dem Wahlsieg der Rechtsparteien im Jahre 1994 tritt Bossis Bewegung in die erste Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi ein. Schon Ende des Jahres entzieht Bossi jedoch dem viel geschmähten Berlusconi (Bossi bezeichnet ihn als Berluscaz (Zusammensetzung mit cazzo "Schwanz" bzw. als Berluskaiser) das Vertrauen und es kommt zum Sturz der Regierung.
In den Jahren danach verstärkt Bossi in der Opposition seine separatistischen Bestrebungen (Einsetzung eines Parlaments von Padanien; Ausarbeitung einer padanischen Ideologie, die sich am antiken Keltentum inspiriert; Fest des vergöttlichten Flusses Po, mit dessen Wasser Bossi jedes Jahr an der Quelle eine Phiole füllt und danach in Venedig ins Meer schüttet, als Symbol der "Reinheit" des Nordens). Zudem wird ein neuer Schwerpunkt des Parteiprogramms der Kampf gegen die Immigration in Italien, oft von umstrittenen und rassistischen Aktionen begleitet, und gegen die Europäische Union.
Vor den Parlamentswahlen 2001 verbündet sich Bossi gezwungenermaßen erneut mit Berlusconi und tritt nach dem Wahlsieg des Mitte-Rechts-Bündnisses als Minister für institutionelle Reformen ins Kabinett ein.
Am 11. März 2004 erlitt Bossi einen Herzinfarkt und einen Hirnschlag. Nach diesem gesundheitlichen Rückschlag und langer Rekonvaleszenz erklärte er schließlich, aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes nicht mehr in der Lage zu sein, seine Regierungsaufgaben voll ausführen zu können, und verließ am 19. Juli 2004 die Regierung von Silvio Berlusconi. Sein Ministeramt übernahm Roberto Calderoli. Bossi selbst zog sich nach seinem Rücktritt verstärkt in die Europapolitik zurück, kandidierte im selben Jahr für die Lega Nord in der Europawahl und wurde ins Europaparlament gewählt.
Am 8. Mai 2008 wurde er nach dem überraschenden Erfolg seiner Partei bei den vorgezogenen Parlamentswahlen von Silvio Berlusconi neben drei weiteren Parteifreunden (Maroni, Calderoli und Zaia) erneut als Minister für institutionelle Reformen in sein viertes Kabinett berufen.
Literatur
- Gerhard Feldbauer - Von Mussolini bis Fini. Die extreme Rechte in Italien. Espresso Verlag, 2001. ISBN 3-88520-575-0
Weblinks
Commons: Umberto Bossi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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