Umland

Umland

Unter dem Umland, Vorortgürtel, Agglomerationsgürtel oder umgangssprachlich „Speckgürtel“ versteht man die suburbane Umgebung einer Stadt. In der Regel bezieht sich der Begriff auf politisch selbständige Gemeinden außerhalb der Stadtgrenzen einer Kernstadt. Kernstadt und Umland bilden zusammen ein organisches Ganzes, die Stadtregion. Das Verhältnis zwischen Stadt und Umland, das sich in den Industriestaaten seit Jahrzehnten durch den Prozess der Suburbanisierung zugunsten des Umlands verändert, ist eines der wichtigsten Forschungs- und Arbeitsfelder der Regionalplanung.

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaftliche und finanzpolitische Probleme

Erhebliche soziale, ökonomische und ökologische Probleme entstehen dadurch, dass die umliegenden Gemeinden insbesondere durch die Stadt-Umland-Wanderung relativ einkommensstarker Haushalte wachsen und vom breiten Infrastrukturangebot der Kernstadt profitieren, ohne über Steuern zu dessen Finanzierung beizutragen. Auch arbeitet ein Großteil der Erwerbstätigen als Pendler in der Kernstadt, zahlt die Lohn- und Einkommensteuern aber in den Wohnsitzgemeinden. Der Begriff „Speckgürtel“ bezieht sich ironisch auf dieses Missverhältnis.

Spezielle Probleme von Stadtstaaten und Grenzregionen

Dieses fiskalische Problem stellt sich in besonderer Schärfe für Stadtstaaten, da sie von ihren Umlandgemeinden politisch nicht nur durch eine Stadt-, sondern auch durch eine Landesgrenze getrennt sind: Während die Ausbildung eines Speckgürtels etwa um Frankfurt am Main oder München für die Städte selbst nachteilig ist, werden die damit verbundenen Steuerkraftverluste über den jeweiligen Landeshaushalt und über den landesinternen kommunalen Finanzausgleich doch zumindest teilweise kompensiert. Die Steuerkraft der Umlandgemeinden der Stadtstaaten kommt hingegen allein den Nachbarländern zugute und wird dort nur intern umverteilt.

Ein ähnliches Problem tritt auf, wo die Agglomeration durch Landes- oder internationale Grenzen zerteilt wird und die jenseits der Grenze liegenden Vororte für die Kernstadt politisch, planerisch und fiskalisch unerreichbar sind. Aufgrund der unterschiedlichen politischen und Rechtssysteme ist hier auch die Bildung von Stadt-Umland-Organisationen schwer durchführbar. Ein gutes Beispiel stellt hier die Stadt Basel und ihr Ballungsraum dar, der sich in den Kanton Basel-Landschaft sowie nach Deutschland und Frankreich erstreckt.

Probleme der Stadtentwicklung und Raumordnung

Durch die Zersiedelung im Umland großer Städte verschwimmt die klare Trennung zwischen Stadt und Land; Stadt und umliegende Dörfer wachsen zusammen, Grünzäsuren werden bebaut und damit auch für das Kleinklima der Stadt wichtige Kaltzonen und Sauerstoff produzierende Waldgebiete vernichtet.

Die Entwicklung eines Speckgürtels trägt auch zur Ausbildung städtischer Monokulturen bei: Die strikte räumliche Trennung von Wohn- und Arbeitsbereich führt gleichzeitig zur Bildung von Trabantenstädten, die tagsüber wie ausgestorben wirken, zur kulturellen Auszehrung der Städte, die von den Menschen nach Feierabend fluchtartig verlassen werden, und zur Entwicklung permanenter Verkehrsüberlastung durch die Pendlerströme zwischen Speckgürtel und Innenstadt.

Um solchen Entwicklungstendenzen planerisch vorzubeugen, unterhalten deutsche Stadt- und Metropolregionen Regionalverbände und gemeinsame Landesplanungen. Auch das Prinzip der Bildung von Sektoralkreisen, soll den Nachteilen der Speckgürtel entgegenwirken.

Literatur

  • Dirk Bronger: Metropolen, Megastädte, Global Cities. Die Metropolisierung der Erde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-16286-2
  • Norbert Fischer: Die modellierte Region. Stormarn und das Hamburger Umland vom Zweiten Weltkrieg bis 1980. Wachholtz, Neumünster 2000, ISBN 3-529-07099-8
  • Johann Hartl: Die Grenze der gebauten Stadt zur freien Landschaft. Inhalte von formellen und informellen Planwerken am Beispiel von Gemeinden des Münchner Umlandes. Dissertation, TU Berlin 2006 (Volltext)

Weblinks


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