Umstellungsosteotomie

Umstellungsosteotomie

Die Osteotomie (v. griech. ὀστέον „Knochen“ und τομή „Schnitt“) bezeichnet ein in der Chirurgie angewandtes Operationsverfahren, bei dem ein oder mehrere Knochen gezielt durchtrennt werden um beispielsweise Fehlstellungen wie unphysiologische Beinachsen (O- bzw. X-Beine) oder Hüftfehlstellungen u. v. a. m. zu korrigieren (Umstellungsosteotomie). Darüber hinaus finden Osteotomien auch in vielen anderen Bereichen Anwendung, z. B. in der zahnärzlichen Chirurgie als Zahnosteotomie.

Häufige angewendete Osteotomien

  • DVO (Derotations-Varisationsosteotomie): Bei Fehlstellungen des Hüftgelenkes, die als präarthrotische Deformität eingestuft werden, wird der Oberschenkelschaft unterhalb des Rollhügels oder Trochanter durchtrennt, ein im Winkel genau berechneter Knochenkeil entfernt und der Schenkelhals mit einer als Klingenplatte bezeichneten, gelochten Metallschiene wieder fest mit dem Oberschenkelknochen verschraubt.
  • TKO (Tibiakopf-Osteotomie): Bei O-Beinfehlstellungen (Varus-Deformität) des Kniegelenkes wird der Unterschenkelknochen kurz unterhalb der Gelenkfläche des Kniegelenkes von lateral (seitlich) her durchtrennt, ein vor der Operation in seinem Winkel errechneter Keil entfernt („close wedge“ Operationstechnik, im Gegensatz zu „open wedge“, wo von medial (mittig) ein Keil entnommen wird und die Knochen nicht zur Deckung gebracht werden, so dass ein Spalt bestehen bleibt, welcher aber zuwachsen kann), der Unterschenkel in die gewünschte Position geschwenkt und von lateral her mit meistens zwei Klammern (Implantaten) wieder fixiert. Wenn der laterale Teil des Kniegelenkes bei einer Varusgonarthrose noch keine schweren arthrotischen Veränderungen aufweist, kann damit der prothetische Ersatz des Knies um einige Jahre hinausgezögert werden oder gar verhindert werden.
  • Operation nach Maquet-Bandi: Manche Probleme mit dem Kniescheibengleitlager können dadurch behandelt werden, dass der Ansatz der Kniesehne zusammen mit einem kräftigen Knochenklotz aus dem Schienbein herausgemeißelt, nach seitlich und vorne verlagert und dort festgeschraubt wird.
  • Basisnahe Schwenkosteotomie des ersten MFK (Mittelfußknochens): Bei Fußdeformitäten im Sinne eines Hallux valgus wird der erste Mittelfußknochen basisnah durchtrennt, nach entsprechender Stellungskorrektur mit einer Lochplatte oder mit Bohrdrähten wieder fixiert.
  • Beckenosteotomie nach Chiari: Manchmal ist das Dach der Gelenkpfanne einer Hüfte nicht breit genug. Die Lastverteilung im Hüftgelenk ist dann ungünstig, der vorzeitige Verschleiß zu erwarten. Bei der Operation wird der Beckenknochen direkt über dem Hüftgelenk durchtrennt, das Gelenk nach innen geschwenkt und die neue Stellung mit Schrauben oder Bohrdrähten gehalten. Das Ziel liegt darin, das Pfannendach der Hüfte zu verbreitern.
  • Verlängerungsosteotomie: Durch Unfälle, aber auch durch angeborene Defekte kann ein Bein wesentlich kürzer sein als das andere. Bis zu 4 cm Unterschied lassen sich ohne Weiteres durch eine entsprechende Schuhzurichtung ausgleichen. Wird der Unterschied größer, kann es sinnvoll sein, den betroffenen Knochen operativ zu verlängern. Der Schaft etwa des Oberschenkels wird der Länge nach zur Hälfte gespalten. Über lange, durch die Haut von außen eingebrachte Schrauben wird ein „Distraktor“ angebracht, der jeden Tag etwas weitergedreht wird, bis die gewünschte Länge erreicht ist. Anschließend wird das Ergebnis durch eine am Knochen verschraubte Lochplatte gehalten.
  • Zahnosteotomie: Verfahren wird auch in der Kieferchirurgie angewandt, um z. B. das Extrahieren von Weisheitszähnen zu ermöglichen.
  • Reizosteotomie (nach Illarramendi): Zur Behandlung von Morbus Kienböck (Kienbock’s disease, Lunatumnekrose) wird Radius und Ulna „angeschabt“ um die Heilung des (teil-)nekrotischen Mondbeins (Lunatum) anzuregen.

Siehe auch

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