Unterdominante

Unterdominante

Unter Subdominante versteht man in der musikalischen Funktionstheorie den Akkord über der IV. Stufe einer Tonleiter. Aber auch die IV. Stufe allein nennt man Subdominante. Der Grundton der Subdominante liegt eine Quinte unter (bzw. eine Quarte über) dem Grundton der Tonika. Hiervon leitet sich auch der Name Subdominante ab: Jean-Philippe Rameau prägte den Begriff Dominante für Akkorde, die eine Quinte über dem Zielakkord liegen; Akkorde, die eine Quinte unter dem Zielakkord liegen, heißen demnach Subdominante (Unterdominante).

Beispiele:

  • Der Dreiklang auf der vierten Stufe von C-Dur besteht aus den Akkordtönen f - a - c. Die Subdominante von C-Dur ist somit der F-Dur-Dreiklang.
  • Der Dreiklang auf der vierten Stufe von d-Moll besteht aus den Akkordtönen g - b - d. Die Subdominante von d-Moll ist somit der g-Moll-Dreiklang.

In ihrer klanglichen Wirkung stellt die Subdominante (Funktionssymbol: S, in Moll: s) ein Gegengewicht zur Dominante (D) dar und wird oft als Ruhepol empfunden. In ihrer Zielrichtung ist sie im Vergleich zur Dominante, die zur Tonika (T/t) zurückstrebt, wesentlich offener. Sie wird häufig als Ausgang für anstehende Modulationen verwendet. Gegenüber T und D hebt sie sich insbesondere durch ihren vergleichsweise farbigen Klangcharakter ab; typische Anwendung: Harmonisierung des als melodischer Höhepunkt verwendeten sechsten Skalentons (Beispiel: Händel, „Halleluja“ aus dem „Messias“). Innerhalb der gängigen Kadenz S - D - T allerdings wird die Subdominante formelhaft verwendet.

Der Plagalschluss als Akkordfortschreitung Subdominante - Tonika wirkt weniger zwingend als der authentische Schluss Dominante - Tonika.

Die Wirkung der Subdominante lässt sich durch das Hinzufügen der großen Sexte verstärken (in C-Dur ein dem F-Dur-Dreiklang hinzugefügtes d, in c-Moll entsprechend f-as-c-d). Der so entstehende Subdominantquintsextakkord wurde bereits von Jean-Philippe Rameau beschrieben („l'accord de la sixte ajoutée“). Gebräuchlich ist auch die Kurzbezeichnung „Rameau-Akkord“. Im Barock (Bach-Choral) und in der Wiener Klassik war er charakteristisches Element einer abschließenden Kadenz, in der Klassik allerdings überwiegend in abgewandelter Form mit Sexte statt Quinte (Subdominant-Sextklang, kurz: S6). In der Romantik (z.B. Brahms, Tschaikowsky) wurde er in der Moll-Form gern plagalschlüssig als besonders reizvolle, emotionale Farbwirkung auch in Durtonarten eingesetzt (in C-dur also f-as-c-d).

Ein weiterer subdominantischer Akkord ist der neapolitanische Sextakkord (kurz: „Neapolitaner“). Er ist - in Moll und Dur gleichermaßen - eine Variante der Moll-Subdominante, bei der aber die Quinte durch die tonleiterfremde kleine Sexte ersetzt wird (in C-Dur und c-Moll f-as-des). Da das Tonmaterial des Neapolitaners mit dem im Quintenzirkel weit entfernten Des-Dur-Akkord identisch ist, bietet er sich für Modulationen an.

Siehe auch

  • Harmonik, für einen allgemeinen Überblick über die Lehre der Akkordverbindungen
  • Quintenzirkel, für die Subdominant- und Dominantbeziehungen zwischen den Tonarten.
  • Kadenz, für das Grundmodell einer Akkordfolge
  • Doppelsubdominante

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