- Ur-Krostitzer Jahresring
-
Der Ur-Krostitzer Jahresring ist ein mitteldeutscher Historikerpreis, den die Krostitzer Brauerei jährlich auslobt. Freizeithistoriker jenseits der Profession können sich mit ihren Forschungsarbeiten bewerben. Der fundierteste Geschichtsbeitrag wird mit einem Preisgeld von 1500 Euro prämiert. Der Gewinner erhält außerdem eine goldene Nachbildung des Ringes, den Schwedenkönig Gustav II. Adolf dem Krostitzer Brauereimeister 1631 als Dank für den wohlschmeckenden Labetrunk überreicht haben soll. 3000 Euro verteilt die Krostitzer Brauerei unter den Gewinnern verschiedener Kategorien (Dorfchroniken, Wirtschaft oder Kriegs- und Nachkriegsgeschichte). Mit 500 Euro ist der Jugendsonderpreis (ab 16 Jahren) dotiert. Zusätzlich vergibt die Jury „besondere Anerkennungen“ an Freizeithistoriker, deren Arbeiten neben denen der Prämierten besonders herausstechen. Mit dieser moralischen Auszeichnung sollen die Autoren in ihrem Bemühen um die Aufarbeitung der mitteldeutschen Geschichte bestärkt werden.
Inhaltsverzeichnis
Historie
Der Ur-Krostitzer Jahresring wurde anlässlich des 470-jährigen Jubiläums der Krostitzer Brauerei im Jahr 2004 ins Leben gerufen. Die Bezeichnung Ur-Krostitzer Jahresring geht auf einen schweren Goldring mit Karfunkelstein zurück, den der schwedische König Gustav II. Adolf im Dreißigjährigen Krieg über dem Handschuh getragen haben soll. Die Legende besagt, dass Gustav II. Adolf am 6. September 1631 mit seinen Truppen gen Leipzig marschierte und aufgrund des lebhaften Westwinds von großem Durst geplagt war. Auf seinem Weg machte man ihn auf einen Labetrunk im Ort Crostitz aufmerksam. Vom dortigen Brauherrn bekam er ein würziges Bier in einer Silberkanne gereicht, die der Schwedenkönig bis zur Neige austrank. Er lobte den Trank und schenkte dem Brauherrn zum Dank seinen goldenen Ring. Am nächsten Tag schlugen Gustav II. Adolf und sein Heer in der Schlacht bei Breitenfeld die kaiserlichen Truppen des Reichsgrafen Johann t'Serclaes Graf von Tilly. Der Crostitzer Brauherr brachte diesen Sieg mit seinem Bier in Verbindung und nannte den Quell, aus dem das Wasser für sein Bier stammte, fortan Schwedenquell. In Erinnerung an den königlichen Gast ist der Schwedenkopf seither das bekannte Markenzeichen für die Biere der Krostitzer Brauerei.
Der goldene Ring von Schwedenkönig Gustav II. Adolf
Der legendäre Goldring von König Gustav II. Adolf ist heute nicht mehr auffindbar. Aus diesem Grund ließ die Krostitzer Brauerei von den Goldschmiedemeistern Monika und Gunter Heyn im Jahr 2004 eine Nachbildung anfertigen. Ziel war es, den verloren gegangenen Ring so originalgetreu wie möglich neu zu gestalten. Intensive Recherchen im Vorfeld führten zu dem Ergebnis, dass es weder ein Gemälde noch eine genaue Beschreibung des Ringes gab. Jedoch hat man herausgefunden, dass der Ring mit einem großen Karfunkelstein versehen war und dass er anhand des damals üblichen Briolett-Schliffs (auch Pendeloque oder Insektenauge) hergestellt wurde.
Mit Bezug zum Schwedenkönig wollten die Goldschmiedemeister das Wappen des Hauses Wasa, dem Gustav II. Adolf angehörte, in die Nachbildung des Ringes einarbeiten. Doch das Wappen als Teil des schwedischen Staatswappens durfte für diesen Zweck nicht verwendet werden. So integrierten Monika und Gunter Heyn lediglich die Wasa-Garbe sowie die drei schwedischen Kronen.
Unter dem großen Karfunkel, der Gustav II. Adolfs Ring zierte, verstand man einen Stein von roter Farbe und rotem Glanz – gemeinhin der rote Granat. Die Goldschmiedemeister wollten diesen Kristall am ganzen Stück schleifen – nach der Technik, die im 17. Jahrhundert angewendet wurde. Solch einen großen Granatkristall zu beschaffen, stellte sich als sehr schwierig, aber nicht unmöglich heraus. In langwieriger Detailarbeit fertigten Monika und Gunter Heyn schließlich einen knapp 200 g schweren Ring in 585er Goldguss an. Das prunkvolle Stück wird von der Krostitzer Brauerei ausschließlich für repräsentative Zwecke genutzt. Die Gewinner des Ur-Krostitzer Jahresrings erhalten kleinere und abgewandelte Varianten des Rings.
Das Anliegen der Krostitzer Brauerei
Unter dem Motto „Zukunft braucht Herkunft“ will die traditionsreiche Krostitzer Brauerei aus Sachsen die Menschen anregen, sich aktiv mit der Geschichte ihrer Heimat auseinanderzusetzen. Mit dem Ur-Krostitzer Jahresring wird ihnen eine Plattform gegeben, auf der sie gewürdigt werden und ihre Forschungen der Öffentlichkeit präsentieren können. Mit qualitativ hochwertigen Arbeiten bemühen sich die Menschen, die Vergangenheit in Erinnerung zu rufen und weiterzutragen. Für den Juryvorsitzenden Professor Doktor Manfred Straube zeugen die Einsendungen der letzten Jahre von großer innerer Anteilnahme und Herzblut.
Die Jury
Bewertet werden die Einsendungen durch eine fachkundige Jury, der neben Wolfgang Welter, Geschäftsführer der Krostitzer Brauerei, auch Maik Reichel, Museumsdirektor von Schloss Lützen, angehört. In Lützen, wo eine der Hauptschlachten des Dreißigjährigen Krieges stattfand, starb der schwedische König Gustav II. Adolf 1632. Den Juryvorsitz hat von Beginn an Manfred Straube inne. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1995 war er als Professor im Fachbereich Geschichte der Universität Leipzig tätig.
Die Modalitäten des Ur-Krostitzer Jahresrings
Die Forschungsarbeiten der Teilnehmer müssen sich geografisch auf Mitteldeutschland beziehen, das in diesem Fall durch die Bundesländer Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt definiert wird. Thematische Vorgaben gibt es nicht. Der Wettbewerb wendet sich ausschließlich an sogenannte Laien- oder Freizeithistoriker, die Geschichte weder studieren bzw. studiert haben oder auf diesem Feld professionell tätig sind. Die Freizeithistoriker reichen ihre Bewerbung mit der kompletten Ausarbeitung ihres Projektes, einer Bildauswahl (wahlweise digital oder analog) sowie einem kurzen Lebenslauf bei der Krostitzer Brauerei ein. Die Preisverleihung findet jährlich im Oktober oder November statt.
Preisträger
2004
- 1. Platz: Otto Klein, Weißenfels, Gymnasium illustre Augusteum zu Weißenfels.
- 2. Platz: Arbeitsgruppe der Gemeinde Sornzig-Ablaß unter Federführung von Matthias Pohle, Das Sornziger Geschichtsbuch. und Das obere Dölnitztal.
- 3. Platz: Siegfried Haustein, Leipzig, Geschichte des tausendjährigen Wahrens.
- Besondere Anerkennung:
- Jana Wacker, Leipzig, Ein historischer Ort im Wandel der Zeit, Mittelbau-Dora von der Entstehung bis zur Gegenwart.
2005
- 1. Platz: Günther Kluge und Hanna Kämmer, Markranstädt, Markranstädt. Die Stadt am See.
- 2. Platz: Freie Literaturgesellschaft e.V., Leipzig, gegen den strom. Ein Stück originäre Leipziger Literaturgeschichte aus dem Jahre 1968.
- 3. Platz: Andreas Flegel, Hans Fröhlich und Rolf Schulze, Eilenburg, Kriegsende in Eilenburg – April 1945.
- Besondere Anerkennung:
- Günter Hübler und Annemarie Rauschenbach, Leipzig, Drei Jahrhunderte Schule Portitz – ein Stück sächsischer Kulturgeschichte.
- Stephan Zick, Wittenberg, WASAG – durch Sprengstoff zum Wohlstand.
- Anna Karoline Meinel, Leipzig, Geschichte der Geigenbauerfamilien Meisel und Hoyer und ihrer Erzeugnisse.
- Johannes Frotscher, Halle, Geschichte des Waggonbau Ammendorf.
2006
- 1. Platz: Jens Fischer, Weißenfels, Goldschmiedegeschichte im Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Weißenfels.
- 2. Platz: Birk Engmann, Leipzig, Bauen für die Ewigkeit. Monumentalarchitektur des 20. Jahrhunderts und Städtebau in Leipzig in den 50er-Jahren.
- 3. Platz: Katja Barthel, Leipzig, Der sächsische Aufklärer, Schriftsteller und Universitätsprofessor Christian Fürchtegott Gellert. und Peter Altmann, Eilenburg OT Kospa, Geschichte und Geschichten in Wort & Bild aus den Oberlausitzer Dörfern Unwürde und Laucha.
- Besondere Anerkennung:
- Hans-Hermann Schmidt, Neukirchen, OT Adorf, Musikgeschichte der Stadt Chemnitz.
- Bärbel Berkholz, Dobitschen, Geschichtsverein Wasserschloß Dobitschen e.V.
2007
- 1. Platz: Jürgen Möller, Ansbach, Die amerikanische Besetzung Mitteldeutschlands im April 1945.
- 2. Platz: Heinrich Stöcker, Kaltennordheim, Krieg, Pest und Brand im Großenhainer Land.
- 3. Platz: Christiane Mai und Bernhard Mai, Magdeburg, Festung Magdeburg.
- Besondere Anerkennung:
- Anne-Maria Fischer, Weißenfels, Die Auflösung der Goldschmiede-Innung zu Weißenfels.
- Renate Krosch, Ströbeck, Das Schachdorf Ströbeck in der Literatur.
- Ingeborg Manig, Leipzig, Das älteste Kirchenbuch von Großbuch und Bernbruch im Muldentalkreis.
Zum Gedenken an den 375. Todestag des schwedischen Königs Gustav II. Adolf wurde 2007 ein Sonderpreis vergeben.
Günter Tempelhof aus Bad Düben erhielt für seine Arbeit "Erster Versuch einer Untersuchung und der Zusammenfassung des Zustandes der Ortschaften der Dübener Heide im Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges" den Sonderpreis. Eine besondere Anerkennung im Rahmen des Sonderpreises vergab die Jury an den Leipziger Wilfried Mehl für seine Arbeit "Gustav II. Adolf, der Dreißigjährige Krieg und seine Auswirkungen auf die Region".
2008
- 1. Platz: Rüdiger Bier, Naumburg (Saale), 1500 Jahre Geschichte und Geschichten um die herrschaftlichen Sitze Kirchscheidungen und Burgscheidungen und weitere Nachrichten von Burgen, Schlössern und Rittergütern an Saale und Unstrut vom Anbeginn des Thüringerreiches bis heute.
- 2. Platz: Regina Röhner, Bernsdorf OT Rüsdorf, Geschichte der Gemeinde Reinsdorf.
- 3. Platz: Cindy Geißler, Mochau OT Simselwitz, Schülertheater in der DDR im Spannungsfeld von politischer Reglementierung und künstlerischer Freiheit. und Kurt Voigt, Drackendorf, Drackendorf. Zur 725-Jahrfeier - urkundliche Ersterwähnung im Jahr 1280.
- Besondere Anerkennungen:
- Jürgen Dettmer, Döbeln, Geschichten zur Döbelner Geschichte.
- Erhard Leberecht, Farnstädt, Broschüren: Farnstädt - Geschichte eines Dorfes., Von der Bronzesichel zur Vollerntemaschine., Heimat zwischen Unstrut und Hornburger Sattel., Farnstädter Heimatblätter.
- Jugendsonderpreis:
- Jana Ulm, Leipzig, Schülerprojekt "Judenhäuser" in Leipzig 1939 bis 1945.
- Franziska Hagner, Gera, Geschichte des kleinen Dorfes Grabsdorf in Thüringen.
2009
- 1. Platz: Erwin Heinze, Leipzig, Manuskript Museum für Ur- und Frühgeschichte im Geopark Nordsachsen.
- 2. Platz: Jürgen Dettmer, Döbeln, Deutsche Revolution auch in Döbeln., Döbeln und der Nationalsozialismus in der Zeit von 1923 bis 1945., Döbeln in der Sowjetischen Besatzungszone 1945 bis 1949., Döbelner Denkmäler und Achtenswertes., Heiteres und Besinnliches - Anekdoten und Episoden aus dem alten und jungen Döbeln.
- 3. Platz: Hartmut Liebe, Stadtroda, Thüringer Kriegstagebuch 1806. und Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels in Thüringen und Sachsen 1809.
- 3. Platz: Patrice William T. Schulz, Stephan Heyer, Michael Menge und Hieu-Duc Nguyen, Gotha, Von Burg Grimmenstein zur größten frühbarocken Schlossanlage Deutschlands.
- Besondere Anerkennung:
- Jörg Bauerfeld, Niederröblingen, Richard Lorenz. Stationen seines Lebens.
- Hildegard Bernick, Magdeburg, Rettung und Rückführung des Chorgestühls, des Nikolausaltars und von zwei Kirchenfenstern aus dem Magdeburger Dom 1943 bis 1954: Eine Dokumentation über bisher nicht oder kaum bekannte Tatsachsen und Zusammenhänge.
- Claus Bräutigam, Regis-Breitingen, Die Geschichte einer kleinen Stadt und ihrer eingemeindeten und umliegenden Orte.
- Olaf Ditzel, Vacha, Die Studenten der Stadt Vacha im Mittelalter.
- Christoph Ehrhardt, Chemnitz-Grüna, Flüchtlinge und Vertriebene des 2. Weltkrieges in Grüna.
- Helmut Enger und Dietmar Enge, Zabeltitz und Treugeböhla, Geschichtsblätter Zabeltitzer Heimat (12 Hefte)
- Adolf Eser, Muldenstein, Die Chemische Industrie in Zscherndorf.
- Lars-Uwe Freiberg, Delitzsch, Delitzscher Internierte in sowjetischen Speziallagern 1945 bis 1950.
- Robert Gerboth, Eric Honnef-Steiger, Lucas Rahm und Stefan Schonauer, Saalfeld OT Beulwitz, Das Gefecht 1806 bei Saalfeld.
- Ralph Grüneberger, Leipzig, Monografie Heinz Müller. Immer wieder neu sehen.
- Siglind König und Jürgen Petry, Naumburg und Leipzig, Löbnitz. Ein Dorf in Deutschland.
- Steffen Marx, Schwerz, Chronik von Schwerz mit den Ortsteilen Kneipe und Dammendorf.
- Heinz Rehmann, Schkopau, Das Buna-Werk Schkopau. Das erste deutsche Buna Synthesekautschuk-Werk 1936 bis 1995.
- Eberhard Schmidt, Buttelstedt, Die Gutsbesitzersippe von Gottfarth in Thüringen und Sachsen-Anhalt.
- Ruth-Barbara Schlenker, Niedertrebra, Flieg, Taube, flieg! Geschichten um Krieg und Frieden 1933 bis 1945.
- Wolfgang Schwaneberg und Gerhard Brandt, Rodeberg/Struth, Schulgeschichten des Eichsfelddorfes Struth.
- Günter Stresow, Radeberg, Dresdner Fürstenzug und Sächsisches Brauwesen.
- Manfred Tittel, Erfurt, rund 1100 Beiträge zu frühgeschichtlichen Themen in Thüringen
- Gerhard Wenzel, Gräfenroda/Ilmkreis, Auf den Bierischen Spuren des 2. Brauerei-Besitzers Kaurt Vitzthum von Eckstädt zu Wernigen-Vargule/Thüringen.
- Jürgen Zöhrens, Eisenberg, Studien zur Geschichte von Eisenberg.
2010
- Gesamtsiegerin: Sabine Ulbricht, Dresden, Fürstinnen in der sächsischen Geschichte.
- Sieger Jugendsonderpreis: Martin Reichel und Richard Kurth, Grimma, Die Gedanken sind frei - Otto Leonhard Heubner, Revolutionär und Turnvater.
- Sieger Kategorie Heimatgeschichte: Wolfgang Jonke, Freital, Hans Biener. Begründer des Steinkohlenbergbaus im Plauenschen Grund bei Dresden.
- Sieger Kategorie Biografie: Wolfgang Lerch, Oberhof, Johann Jäger. Vom Ziegenhirten zum Rektor. Crotus Rubianus.
- Sieger Kategorie Wirtschaftsgeschichte: Siegfried Rau, Mengersgereuth-Hämmern, mit seiner Arbeit über die Märbelherstellung im Thüringer Wald Rückschau auf ein vergangenes Gewerbe.
- Sieger Kategorie Industriegeschichte: Wolf-Dieter Ostermann, Aschersleben, mit seiner Arbeit über Wilhelm Schmidt, dem Pionier der Heißdampf und Hochdruckdampftechnik
- Sieger Kategorie Lebenswerk: Dietmar Buchholz, Am Großen Bruch OT Gunsleben, mit zahlreichen Ausarbeitungen zur Geschichte seines Heimatkreises Börde
Weblinks
Kategorien:- Wissenschaftspreis (Deutschland)
- Mitteldeutschland
- Historikerpreis
Wikimedia Foundation.