- Ural (LKW)
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Der Ural ist ein allradgetriebener russischer Lastkraftwagen in Haubenlenkerbauweise mit der Antriebsformel 6x6.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Entwicklung des URAL geht auf ein Projekt vom Anfang der 1950er-Jahre zurück. Das Militär forderte damals einen LKW höchster Geländegängigkeit. Mitte der 50er-Jahre wurde das Projekt erneut aufgegriffen und da die Entwicklung schon abgeschlossen war, konnte der Prototyp NAMI 20 im Jahre 1956 bereits erprobt werden. Nachdem dies erfolgreich verlief, wurde der LKW in die Produktion überführt. Der Ural diente und dient noch heute als geländegängiges Transport- und Rüstfahrzeug für verschiedene, meist militärische Anwendungen.
Modellentwicklung
Die ersten Fahrzeuge (URAL-375) hatten noch ein Allwetterverdeck aus abnehmbarem Segeltuch. Später wurde dieses durch ein geschweißtes Ganzstahlfahrerhaus ersetzt (URAL-375D). Als Motorisierung diente ein V8-4-Takt-Ottomotor mit einer Nennleistung von etwa 132 kW (180 PS). In der NVA (Nationale Volksarmee) waren die Motoren auf eine Höchstleistung von 128 kW (175 PS) gedrosselt. Der Motor wurde auf höchste Drehzahlelastizität optimiert und verbraucht auf der Straße etwa 45 Liter auf 100 Kilometer bei einer konstanten Geschwindigkeit von 60 km/h. Im Gelände kann der Verbrauch ungefähr auf das Doppelte ansteigen, wobei hier auch mit Untersetzung, höheren Drehzahlen und niedrigen Gängen gefahren wird. Der URAL-375D erreicht mit der maximalen Nutzlast eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h.
Seit Beginn an wurden alle zivilen Ural für den Einsatz in Sibirien und anderen abgelegenen Regionen ausschließlich mit orangefarben lackierten Fahrerkabinen ausgestattet, um Fahrzeuge aus der Luft besser orten zu können. Dies war bei Pannen oder Havarien fernab der Zivilisation überlebenswichtig.
Mit Einführung des URAL-4320 in die Produktion in den 1980er-Jahren kam ein neuer Motor vom Typ KAMAZ 740.10 zum Einsatz. Dieses Aggregat ist ein V8-Diesel, leistet nun 156 kW (210 PS) und ist bei etwas verbesserten Fahrleistungen um einiges wirtschaftlicher als der Ottomotor.
Die Modelle 375D und 4320 wurden während der 1980er-Jahre sehr lange parallel gebaut – besonders in Gebieten mit vorherrschend sehr niedrigen Temperaturen bietet der Ottomotor einige Vorteile gegenüber dem Dieseltriebwerk. In dieser Zeit wurden in einem Joint-Venture-Projekt in Zusammenarbeit mit Magirus-Deutz bzw. Iveco ebenfalls einige Sonderfahrzeuge entwickelt und gebaut.
Im Prinzip wird der Ural 4320 heute noch weiterentwickelt und mit verschiedenen russischen V6-(YaMZ- 236)- und V8-(YaMZ-238)-Dieselmotoren für unterschiedliche Einsatzzwecke gebaut.
Technische Besonderheiten
Der Ural hat drei permanent angetriebene Achsen mit großer Einzelbereifung und einem sperr- und untersetzbaren Verteilergetriebe. Die hohe Geländegängigkeit wird durch die typische Bereifung mit Ackerschlepperprofil und dem während der Fahrt veränderbaren Reifendruck erreicht. Die Nutzlast beträgt 5 Tonnen, die zulässige Gesamtmasse etwa 14 Tonnen.
Das Fahrzeug ist ein Universalträgerfahrzeug, das es beispielsweise als Tieflader, Kran, Erdbohrgerät, Kommunalfahrzeug, Feuerwehrwagen, Tankwagen, Langholztransporter, Pritschenwagen, Flugfeldfahrzeug, Ölfeldfahrzeug, Kofferfahrzeug und vielen weiteren Ausführungen gibt.
Militärische Bedeutung
Eine erhebliche Anzahl Ural-LKW fand sich nach dessen Einführung 1965 auch in der Nationalen Volksarmee der DDR wieder, wo sie als Spezialfahrzeug in verschiedenen Versionen (Aufbauten) verwendet wurden. Bei der Übernahme durch die Bundeswehr waren noch etwa 13.600 Exemplare vorhanden. Die meisten wurden schließlich aufgrund des Abrüstungsabkommens verschrottet, einige wenige Exemplare befinden sich heute in privater Hand.
Aktuell
In jüngster Zeit ist der Ural wegen seiner Geländegängigkeit wieder im Truck Trial zu finden, wo er neben Unimog, Tatra, MAN gl (Militärversion 5 t und 10 t) und anderen zu Geschicklichkeitsfahrten im schweren Gelände eingesetzt wird. Einige Enthusiasten benutzen einen Ural im Hobbybetrieb als Spaßfahrzeug oder Fernreisemobil.
Technische Daten Ural Typ 4320
Basisfahrzeug Antriebskonzept, Räderformel Permanent Allrad, 6 x 6.1 Leergewicht Rahmen, kg (incl. Seilwinde) min. 8745, (plus Aufbau) Nutzlast, kg 5.000 Zulässige Anhängelast, kg 11.500 Zulässige Gesamtmasse, kg 13.675 Höchste Vorderachslast, kg 4.260 Höchste Mittel-/Hinterachslast, kg 9.415 Höchstgeschwindigkeit, km/h 85 Kraftstoffvorrat (incl. Reservetank), l 210 oder 300 (Haupttank) + 60 (optionaler Reservetank) Mittlerer Fahrbereich inkl. Reserve, km 700-1100 Mittlerer Kraftstoffverbrauch l/100km, Langstrecke 32 Steigfähigkeit bei voller Masse 30° Minimaler Wendekreis, m 22 Maximal durchfahrbare Wassertiefe, m 1,5 Motor Modell KamAZ 740.10 Bauart Viertakt-Diesel, flüssigkeitsgekühlt, Direkteinspritzer mit Mittenkolbenbrennraum Zugelassener Kraftstoff Dieselkraftstoff Bauform 90°-V-Achtzylinder Nennleistung bei 2600 min-1, kW / PS 156 / 210 Gesamthubraum, l 10,85 Verdichtungsgrad 17,0 Höchstes Drehmoment, Nm (1500...1800 min-1) 667 Niedrigster spezifischer Kraftstoffverbrauch, g/kWh (bei 1800 min-1 / 118 kW bzw. 160 PS) 224,3 Niedrigste Leerlaufdrehzahl, min-1 600 Höchste Leerlaufdrehzahl, min-1 2930 Höchste Dauerdrehzahl, min-1 2600 Zündfolge, Gesamtmotor 1-5-4-2-6-3-7-8 Zylinderreihenfolge Zylinderbank links 1-2-3-4 Zylinderreihenfolge Zylinderbank rechts 5-6-7-8 Drehsinn der Kurbelwelle Rechts Ölduck bei betriebswarmem Motor, kp/cm2 1-5,5 Schmiersystem Druckumlauf / Spritzöl Kraftstoffpumpe Mechanisch geregelte Achtstempelpumpe in V-Bauform Einspritzdüsen Kennzeichnung "33", Öffnungsdruck 180 kp/cm2, Fünfloch Kraftstofffilter Zweistufig grob/fein mit Wasserabscheider Kraftübertragung Kupplung KamAZ-14 Zweischeiben-Trockenkupplung, mechanisch betätigt Wechselgetriebe Kamaz, mechanisch, fünf Gänge + R-Gang, 1. Gang ohne Synchronisation Übersetzungen 5,62 / 2,89 / 1,64 / 1,00 / 0,724 / R=5,3 Verteilergetriebe Mechanisch, Zweigang, sperrbar Drehmomentverteilung VA : HA 1 : 2 Übersetzung Straße / Gelände 1,3 / 2,15 Gelenkwellen Offen, nadelgelagert Achsenantrieb Zweistufiges Getriebe, ohne Sperre Gesamtübersetzung der Achsen 7,32 Laufwerk Rahmen Genietete Längs-und Querträger Anhängevorrichtungen zwei starre Schlepphaken vorn, gepuffertes Zugmaul hinten Bereifung 14.00-20 Schlauchreifen für veränderbaren Luftdruck Felge dreiteilig, 10-20 Reifendruck, verstellbar von ... bis, kp/cm2 0,5-3,2 Elektrische Anlage Verdrahtung Einleiter, minus an Masse Betriebsspannung, V 24 Generator Wasserfest, Drehstrom, 48 A Spannungsregelung elektronischer Halbleiterregler, kontaktlos Batterien 190 Ah, zwei Stück Motoranlasser 7,73 kW mit Magnetschalter, ferngesteuert über Zündschloss Scheinwerfer H4 Halogen 55/65 Watt, wasserdicht Sonderausrüstung, gegen Mehrpreis auf gesonderte Bestellung Zusätzliches Abzweiggetriebe Mechanisch, von der Antriebswelle des Verteilergetriebes über Gleitkupplung angetrieben. 40 % der maximalen Motorleistung entnehmbar Seilwinde Heckseitig eingebaute Trommelwinde, vom zusätzlichen Abzweiggetriebe in Gang gesetzt. Arbeitslänge des Seils: 65 m. Dicke des Seils: 17,5 mm. Maximale Zugkraft: 70 kN (Entspricht etwa einer frei aushebbaren Masse von 7 Tonnen) Abdichtungssystem abgedichtete Antriebseinheiten für Betrieb im tiefen Wasser Motorvorwärmung Dieselkraftstoffbefeuerte Kesselheizung für Kühlflüssigkeit, Nennwärmeleistung: 30 kW, Fahrerhaus-Heizanlage kühlwassergespeister Wärmeübertrager mit elektrischem Ventilator Reserveradhalter hydraulisch betätigter Halter, senkrecht hinter der Fahrerkabine angeordnet Zusätzlicher Kraftstofftank 60 Liter Inhalt, über Absperrhahn in den Haupttank entleerbar (Quelle: Betriebsanleitung Ural 4320, gedruckt 1989 in der UdSSR)
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