Bata (Konzern)

Bata (Konzern)
BATA BRANDS S.à r.l., Luxembourg [1]
Bata.svg
Rechtsform GmbH
Gründung 1894
Sitz Luxemburg, Luxemburg
Lausanne, Schweiz [1]
(als Zweigniederlassung)
Branche Schuhe
Website Bata International

Bata (tschechisch und slowakisch Baťa, Aussprache: batja) ist der weltweit größte Hersteller von Schuhen. Der Hauptsitz befindet sich heute in Lausanne, eingetragen ist das Unternehmen allerdings als GmbH luxemburgischen Rechts in Luxemburg. Der Konzern beschäftigt über 40.000 Mitarbeiter, besitzt 40 Produktionsstätten in 26 Ländern und betreibt 4.600 Schuhläden. Es gibt vier Verkaufsregionen: Bata Europe mit Sitz in Lausanne, Bata Asia Pacific-Africa mit Sitz in Singapur, Bata Latin America mit Sitz in Mexiko-Stadt und Bata North America mit Sitz in Toronto.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Schuhfabrik Baťa wurde als "T. & A. Baťa" am 24. August 1894 durch Tomáš Baťa und seine Geschwister Antonín und Anna in der mährischen Stadt Zlín (damals in Österreich-Ungarn) gegründet. Antonín und Anna zogen sich ein Jahr später aus der Leitung des Unternehmen zurück und überließen Tomáš die alleinige Verantwortung. Nach Antoníns Tod 1908 übernahm Tomáš die Firma vollständig.

Mit der Einführung der Fabrikfertigung und der erstmaligen Belieferung des Einzelhandels revolutionierte Baťa die Schuhherstellung, die zuvor auf kleine Einmannwerkstätten beschränkt gewesen war.

1909 begann das Unternehmen mit dem Export seiner Produkte und expandierte innerhalb weniger Jahre nach Europa, Nordamerika, Asien und Nordafrika. Baťa war eines der wenigen Unternehmen, das während des Ersten Weltkriegs den rasch angestiegenen Bedarf an Militärstiefeln befriedigen konnte. Die Fabriken im Ausland wurden so organisiert, dass sie unabhängig vom Mutterhaus operieren und sich so auf die Marktbedürfnisse in den einzelnen Ländern einstellen konnten.

Der rasch wachsende Konzern hatte für die damalige Zeit ein ausgesprochen soziales Bewusstsein, ließ rund um die Fabriken Dörfer für die Arbeiter errichten und sorgte für Schulbildung und Wohlfahrtseinrichtungen. Zu diesen Dörfern zählen Batadorp in den Niederlanden, Baťovany in der Slowakei (heute Partizánske), Baťov (heute der Stadtteil Bahňák von Otrokovice) in Tschechien, Batawa in Kanada, Bataville in Frankreich und Batanagar im heutigen Bundesstaat Westbengalen in Indien. Um 1930 stieg Baťa zum Weltmarktführer auf. 1932 starb Tomáš Baťa bei einem Flugzeugabsturz (Startversuch bei Nebel) und sein Halbbruder Jan Antonín Baťa wurde Konzernchef.

Nach der Okkupation der Rest-Tschechoslowakei im März 1939 wurde Jan Antonín Baťa verhaftet, jedoch bald entlassen. Er flüchtete mit seiner Familie. Nach einem kurzen Aufenthalt in den USA ließen sie sich in Brasilien nieder. Er baute den Konzern aus den ausländischen Teilen neu auf. Jan Antonín Baťa gründete auch mehrere Städte, unter ihnen: Bataiporã, Bataguassu, Batatuba, Anaurilândia und Mariaopolis.

Der junge Sohn von Tomáš Baťa, Tomáš J. Baťa, fing während des Zweiten Weltkrieges mit eigener Geschäftstätigkeit in Kanada an. Eigentlich hätte er die dortige Filiale leiten sollen. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg verstrickte sich die Familie jahrzehntelang in langwierige, auch gerichtliche Streitereien um das Firmenerbe. Jan Antonín Baťa starb 1965 und Tomáš J. Baťa (Thomas J. Bata, 1915–2008) baute und weitete den Baťa-Konzern aus.

Nach der Wende 1989 besuchte Tomáš J. Baťa die Tschechoslowakei, verhandelte über die Rückgabe (Restitution), um schließlich einige der Reste der ursprünglichen Firma zu kaufen. Er gründete die Baťa a.s., diesmal vor allem als eine Vertriebsorganisation der inzwischen in Billiglohnländern hergestellten Produkte. 2001 wurde Thomas G. Bata, der Enkel des Firmengründers, neuer Konzernchef.

Die Baťa-Familie und der Konzern sind sozial stark engagiert, insbesondere in Kanada. In Toronto steht das Bata Shoe Museum. Thomas J. Bata unterstützte großzügig die Trent University in Peterborough, die dortige Universitätsbibliothek wurde nach ihm "Thomas J. Bata Library" benannt. Die Bata-Stiftung unterstützt kulturelle und karitative Zwecke.

Baťa in der Tschechoslowakei

Baťa-Gebäude am Wenzelsplatz in Prag

Die Tschechoslowakei war bis zur Okkupation durch das Deutsche Reich im Jahr 1939 das Zentrum der Konzernaktivitäten. Neben Schuhen produzierte Baťa unter anderem auch Reifen der Marke Barum, Spielzeuge und Plastikfasern. 1945 wurde der tschechoslowakische Teil verstaatlicht.

Zu diesem Zweck wurde ein Schauprozess veranstaltet, in dem aber das Gericht den der Kollaboration mit den Nationalsozialisten beschuldigten Konzernchef Jan Antonín Baťa vollumfänglich freigesprochen hatte. So mussten schnell zwei andere "Schuldbeweise" konstruiert werden, die zur "Verurteilung" führten.

Das Unternehmen erhielt den Namen Svit und die kommunistische Regierung versuchte, sämtliche Erinnerungen an Tomáš und Jan Antonín Baťa und ihre Errungenschaften zu unterdrücken. Die Baťas wurde als rücksichtslose Kapitalisten dargestellt, die für höhere Profite ihre Arbeiter ausgebeutet hatten.

Im Dezember 1989, nach der Samtenen Revolution, wurde Thomas J. Bata von der Bevölkerung und der Regierung ein warmer Empfang bereitet. Allerdings konnte er die verstaatlichten Teile nicht in den Konzern übernehmen, er kaufte einige der Reste zurück.

Das Stammhaus in Zlín trat bis zum Bankrott unter dem Namen Svit a.s. als Konkurrent von Baťa auf. Die von Baťa gegründete tschechische Tochtergesellschaft Baťa a.s. ist hauptsächlich eine Verkaufsgesellschaft, besitzt jedoch eine kleine Fabrik in Dolní Němčí und ein Schuhmuseum in Zlín.

Die Hauptstraße der Stadt Zlín und die dortige Universität (Univerzita Tomáše Bati ve Zlíně) sind nach dem Unternehmensgründer Tomáš Baťa benannt.

Firmen in der Schweiz

Im schweizerischen Handelsregister sind folgende Bata-Firmen eingetragen:

Bata Brands Sàrl, Luxembourg, succursale de Lausanne / Zweigniederlassung in Lausanne – Zweck: Prise et gestion de participations. (Ergreifung und Verwaltung von Teilnahmen.) (Handelsregister (HR))

Bata Schuh AG/ Chaussures Bata SA, heute in Pratteln – Zweck: Handel (Detail und Engros) mit Schuhen, Schuhbestandteilen, Bekleidung und Zubehören aller Art; die Gesellschaft kann Schuhreparaturwerkstätten und Abteilungen für Fusspflege und Orthopädie betreiben, Zweigniederlassungen und Tochtergesellschaften errichten, sich an anderen Unternehmungen beteiligen, Grundeigentum erwerben, belasten, verwalten und veräussern sowie mit Wertschriften handeln. (HR)

Bata Schuh Stiftung/ Bata Shoe Foundation, in St. Moritz – Zweck: Verwaltung und Verwendung des Stiftungsvermögens und -ertrags, zur Förderung der Fabrikation und des Vertriebes von gutem und preiswertem Schuhwerk und damit verwandter Produkte in allen Erdteilen, hauptsächlich durch die von Thomas Bata sel. ins Leben gerufene Industriegruppe, hiernach Bata Schuh Organisation (BSO) genannt, durch finanzielle Unterstützung einzelner, diesen Zweck erstrebender Unternehmungen, Forschungsarbeiten, Personaltraining usw., sowie zur Förderung von wissenschaftlichen, kulturellen, erzieherischen, künstlerischen und philanthropischen Unternehmungen und Tätigkeiten, insbesondere in der Schweiz, im weitesten Sinne in allen ihren möglichen Formen. (HR)

Bata Westhold AG, in Zürich – Zweck: Beratung von Gesellschaften der Bata-Gruppe, Tätigung von Finanzgeschäften aller Art sowie Erwerb, Verwaltung und Verwertung von Markenrechten. (HR)

Literatur

  • Eugen Erdély: Thomas Bata. Ein Schuster erobert die Welt. Bonn 2004, ISBN 3-934662-84-6 (Nachdruck der Ausgabe Kahler, Leipzig 1932).
  • Egon Erwin Kisch: Schuhwerk. In: Bodo Uhse, Gisela Kisch (Hrsg.): Prager Pitaval - Späte Reportagen - Gesammelte Werke in Einzelausgaben II/2. Berlin / Weimar 1969, S. 415-428.
  • Mariusz Szczygiel: Kein Schritt ohne Bata. In: Gottland. Reportagen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008 (übersetzt von Esther Kinsky), ISBN 978-3-518-41966-3, S. 7-50 (Originalausgabe (polnisch) Wołowiec 2006, tschechisch: Prag 2007).
  • Winfried Nerdinger (Hg.) in Zusammenarbeit mit L. Hornáková und R. Sedlákova: "Zlín – Modellstadt der Moderne", JOVIS Verlag Berlin 2009, ISBN 978-3-86859-051-7
  • Katrin Klingan (Hg.) in Zusammenarbeit mit Kerstin Gust: "A Utopia of Modernity : Zlín", JOVIS Verlag Berlin 2009, ISBN 978-3-86859-034-0

Siehe auch

  • Borovo (Unternehmen) (Kroatien)
  • Botswana Bata Shoe Company
  • Congo (RDC) Bata Shoe Company
  • Kenya Bata Shoe Company
  • Malawi Bata Shoe Company
  • Mauritius Bata Shoe Company
  • South Africa Bata Shoe Company
  • Tansania Bata Shoe Company
  • Uganda Bata Shoe Company
  • Zambia Bata Shoe Company
  • Zimbabwe Bata Shoe Company

Quellen

  1. a b Eintrag im Handelsregister des Kanton Waadt

Weblinks

 Commons: Bata – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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