Batavia (Schiff)

Batavia (Schiff)
Batavia
Nachbau der Batavia

Nachbau der Batavia

p1
Schiffsdaten
Flagge Republik der Sieben Vereinigten ProvinzenRepublik der Sieben Vereinigten Provinzen Vereinigte Niederlande
Schiffstyp Galeone
Eigner Niederländische Ostindien-Kompanie
Bauwerft Peperwerft, Amsterdam
Stapellauf 1628
Indienststellung 29. Oktober 1628
Verbleib Am 4. Juni 1629 gestrandet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
56,6 m (Lüa)
45 m (KWL)
Breite 10,5 m
Verdrängung 1.200 tdep1
 
Besatzung ca. 340 Mann
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Segelfläche 1.180 m²
Bewaffnung
  • 21 bis 24 gusseiserne Kanonen
  • 8 bronzene Kanonen

Die Batavia war ein Segelschiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Es sank 1629 auf seiner ersten Fahrt. Unter den Überlebenden kam es zu Massakern. Ein Nachbau des Schiffs wurde von 1985 bis 1995 auf der Bataviawerft in Lelystad gefertigt.

Inhaltsverzeichnis

Das VOC-Schiff Batavia

Heckspiegel des Nachbaus der Batavia

Die Batavia wurde 1628 auf der Peperwerft in Amsterdam für die Niederländische Ostindien-Kompanie (niederländisch: Vereenigde Oostindische Compagnie, abgekürzt: VOC oder Compagnie) gebaut. Das Schiff brach am 29. Oktober 1628 von Texel aus unter dem Befehl des Kapitäns/Navigators Adriaan Jakobsz zu seiner ersten Reise auf.

In der Hierarchie der Niederländischen Ostindien-Kompanie war der Kapitän bzw. Skipper allerdings nur für die Fahrt des Schiffs verantwortlich. Die Leitung der Expedition oblag dem kommerziell verantwortlichen Oberkaufmann, der auch dem Kapitän Weisungen erteilen konnte. Oberkaufmann auf der Batavia war Francisco Pelsaert, der schon seit längerer Zeit ein äußerst spannungsgeladenes Verhältnis zum Kapitän des Schiffs hatte, was maßgeblich zum Untergang der Batavia beitrug.

Schiffskatastrophe, Meuterei, Überlebendendrama 1629

Am 14. April 1629 erreichte das Schiff das Kap der Guten Hoffnung und blieb dort acht Tage, um neue Vorräte aufzunehmen. Infolge der damaligen Navigationsmöglichkeiten und der noch nicht erforschten und verzeichneten Küstenverläufe kam das Schiff zu nahe an die australische Küste. Am 4. Juni 1629 lief das Schiff auf ein Riff der Gruppe der Wallabi-Inseln, etwa 60 km vor der australischen Westküste. Das unter Seeleuten als sehr gefährlich bekannte Riff war zwar in den Karten eingezeichnet, doch Kapitän Adriaan Jakobsz hatte die Position des Schiffes falsch berechnet. Der Ausguck hatte die Brandung als Leuchten von Wellen im Widerschein des Mondes interpretiert.

Unter Segeln (Bugansicht)

Zehn Menschen starben während der sechsmonatigen Reise; bei der unmittelbaren Havarie kamen etwa 20 Personen ums Leben. Die meisten Besatzungsmitglieder und Passagiere konnten sich auf kleine Inseln retten. Der Oberkaufmann, der Kapitän und einige ausgewählte Seeleute brachen anschließend in dem stärkeren der zwei Beiboote in das gut 900 Meilen entfernte Batavia (Jakarta) auf Java auf. Dank der unglaublichen Meisterleistung des Kapitäns, das kleine Boot mehr als 1.000 Seemeilen über das Meer zu navigieren, erreichten sie glücklich die Handelsniederlassung und konnten mit Hilfe zurückkehren.

Für die Zurückgebliebenen, die unter ständigem Wassermangel litten, begann derweil unter der Führung des Unterkaufmanns Jeronimus Cornelisz eine grausame Terrorherrschaft mit dem Ziel, sich für den Fall einer Rettung die wertvolle Ladung der Batavia zu sichern. Die meisten Überlebenden des Schiffbruchs wurden ermordet, wobei der Unterkaufmann auf die Hilfe der bereits auf dem Schiff angeworbenen Meuterer zurückgriff. Insgesamt 125 Männer, Frauen und Kinder ließ der Unterkaufmann, manche aus strategischen Überlegungen, manche aus einer Laune heraus, von seinen Tötungskommandos hinrichten.

Nachdem der Oberkaufmann Monate später mit einem Rettungsschiff aus Java zurückkehrte, konnte er nur durch die Hilfe und Warnung einiger auf eine Nebeninsel geflüchteter loyaler Soldaten einer Enterung durch die Meuterer entgehen. Der Unterkaufmann wurde noch an Ort und Stelle samt einiger Spießgesellen verurteilt und hingerichtet. Der Rest der Meuterer landete zusammen mit dem Kapitän im Gefängnis von Java, wo zu dieser Zeit der Java-Krieg tobte.

Der Batavia-Nachbau unter Segeln (Heckansicht)

Der obere Heckaufbau des Wracks sowie die Ballast-Ladung von behauenen Sandsteinblöcken für ein 6 m hohes Portal, ursprünglich für den Hauptsitz der VOC in Batavia gedacht, wurden im 20. Jahrhundert gehoben und restauriert. Sie befindet sich heute im Museum in Fremantle, Australien.

Der Nachbau in der Batavia-Werft

Auf Initiative des Schiffbauers Willem Vos wurde von 1985 bis 1995 ein Nachbau in Lelystad erstellt. Dieser ist eine möglichst genaue Kopie des ursprünglichen Schiffs. Im 17. Jahrhundert wurden im Schiffbau allerdings noch keine Zeichnungen verwendet. Durch die kurze Lebensdauer des Schiffes sind zudem nur wenige Abbildungen vorhanden. Die Details des Nachbaus wurden daher mit Hilfe archäologischer Forschungsergebnisse und nach historischen Beschreibungen ähnlicher Schiffe dieser Zeit ergänzt. Beim Bau des Schiffes wurden dank der praktischen Umsetzung wertvolle Erkenntnisse in verschiedenen alten Handwerkstechniken gewonnen. Beteiligt waren unter anderem viele Auszubildende, die bei diesem außergewöhnlichen Projekt ihr Können beweisen durften. Anlässlich der Olympischen Spiele in Australien erreichte der Nachbau im Jahre 2000 den Hafen von Sydney. Obwohl die neue Batavia segelfähig ist, wurde diese Fahrt im Schlepp durchgeführt.

Literatur

  • Ongeluckige voyagie, van’t schip Batavia, nae de Oost-Indien … Amsterdam 1647 (Pelsaert Journal)
  • Silke Kern: Batavia – 1629. ISBN 3-404-14365-5
  • Henrietta Drake-Brockmann: Voyage to Disaster. 1963, Australien
  • M.R.C. Fuhrmann-Plemp van Duiveland (Hrsg.): Der Untergang der Batavia und andere Schiffsjournale und Originalberichte aus der großen Zeit der niederländischen Seefahrt im 17. und 18. Jahrhundert. Horst Erdmann, Tübingen 1976, ISBN 3-7711-0194-8.
  • Mike Dash: Der Untergang der Batavia. 2007, ISBN 3-442-30984-0
  • Annette von Droste-Hülshoff: Die Vergeltung. wortblume.de
  • Colin Falconer: Zorn der Meere. Heyne, 2002, ISBN 3-453-21100-6. (Roman)
  • Batavia Cahiers. Stichting „Nederland bouwt VOC-Retourschep“, Lelystad 1990–1995, ISBN 90-73857-01-5 bis 90-73857-05-8
  • Gretler, Parthesius, van der Zee: Batavia. Stichting „Nederland bouwt VOC-Retourschip“, Den Haag 1991, ISBN 90-12-06873-8

Weblinks

 Commons: Batavia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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