Velomobil

Velomobil
Cab-Bike als geschlossenes Velomobil
Offenes Velomobil (Alleweder)
Fantom als Zweisitzer-Cabrio
Waw
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Ein Velomobil (frz. und schweizerdt. "vélo" - Fahrrad) ist ein muskelkraftbetriebenes Fahrzeug, das mit einer geschlossenen Verkleidung (Stromlinienverkleidung) ausgestattet ist, die den Fahrer vor Wind und Regen schützt. Velomobile werden oft aus Liegerädern entwickelt und haben in der Regel drei Räder.

Vom Zweck und von der Bauform her sind Velomobile meist deutlich sportlicher ausgelegt als z. B. Rikschas; außerdem sind sie leicht. Unterstützung durch Elektromotoren ist oft möglich. Verbrennungsmotoren werden selten verwendet, da sie dem meist gleichzeitig zugrunde gelegten Anspruch auf eine gesunde, umweltschonende und sozial verantwortliche Mobilität zuwiderlaufen können.

Inhaltsverzeichnis

Bauform und Konstruktion

Manche Velomobile sind vollverschalte Liegedreiräder, die auch ohne Verschalung gefahren werden können. Dazu zählen die Leitra und das Thunderstorm. Bei manchen Velomobilen ist die Verschalung Teil der tragenden Konstruktion, sodass diese Fahrzeuge nicht ohne Verschalung fahren können. Dazu zählen neben anderen Quest und Mango.

Velomobile werden sowohl vollständig geschlossen als auch in halboffener Bauform gefertigt. Bei Letzterer ist der Kopf des Fahrers im Freien. In der Praxis unterscheiden sich die beiden Bauformen vor allem im Wetterschutz, bei der Aerodynamik und bei den Sichtverhältnissen bei Regen und Schnee. Manche Velomobile haben abnehmbare Kopfhauben, sodass sie sowohl offen als auch geschlossen gefahren werden können. Im Prinzip können alle Velomobile zusätzlich mit einem Elektromotor ausgestattet werden. Dieser erleichtert das Erklimmen steiler Anstiege und ermöglicht auch Menschen mit geringer körperlicher Fitness die Benutzung.

Das Leergewicht kommerziell erhältlicher Velomobile liegt allgemein zwischen 25 und 40 kg. Um den Luftwiderstand niedrig zu halten, sind Velomobile oft stromlinienförmig konstruiert. Sie besitzen in der Regel drei Räder, wobei die sogenannte Tadpole-Bauform mit zwei Vorderrädern und einem Hinterrad am meisten verbreitet ist. Es existieren auch vierrädrige Fahrzeuge, wie die Anfang der 1930er-Jahre von Charles Mochet gebauten Velocars.

Vollverschalte Liegeräder mit zwei Laufrädern werden im Allgemeinen nicht als Velomobil betrachtet und sind fast ausschließlich bei Rennen zu sehen, da sie mehr Geschicklichkeit seitens des Fahrers erfordern als ein mehrspuriges Fahrzeug. Speziell das langsame Fahren am Berg und das Anhalten sind schwierig, weil der Fahrer die Füße nicht besonders schnell auf den Boden bekommt und die Gefahr des Umkippens besteht. Vollverschalte Liegeräder für Rekordfahrten haben nicht einmal Löcher für die Füße, sodass das Anfahren und Anhalten nur mit Hilfe von außen möglich ist.

Vierrädrige Velomobile sind selten, denn mit ihrem höheren Gewicht bieten sie im Vergleich zu dreirädrigen Konstruktionen kaum Vorteile. Velomobile sind bis auf wenige Einzelexemplare Einsitzer.

Alltags- und Wettertauglichkeit

Im Vergleich zu herkömmlichen Fahrrädern bieten geschlossene Velomobile hervorragenden Wetterschutz vor Wind, Regen, Schnee, Hagel und Kälte. Sie können meist ohne Regenschutzkleidung gefahren werden. In Velomobilen, bei denen der Kopf des Fahrers dem Fahrtwind ausgesetzt ist, sind jedoch Mütze oder Helm erforderlich. Alternativ dazu bietet z. B. der Hersteller des „Versatile“ ein leichtes, halboffenes und klappbares Dach an, das sich auch an vielen anderen offenen Velomobilen montieren lässt.

Die durch die körperliche Anstrengung produzierte Wärme reicht aus, um für ein angenehmes Klima innerhalb der Verschalung zu sorgen. Die meisten Velomobile bieten zudem Stauraum für kleine bis mittlere Transporte von Reisegepäck oder Einkäufen, sodass die Fahrzeuge in verschiedenen Alltagssituationen eingesetzt werden können. Entscheidender Faktor bei der Alltagstauglichkeit eines Velomobils ist die Belüftung. Ist bei einem Velomobil eine ausreichende Belüftung nicht gewährleistet, so beschlagen die Scheiben und die Sicht wird unter Umständen stark beeinträchtigt. Auch sonst kann es im Innenraum zur Kondenswasserbildung kommen, wodurch sich in den zumeist geschlossenen Bodenwannen teilweise sogar Pfützen bilden können.

Bei sommerlichen Temperaturen ab 30 Grad aufwärts heizen sich Velomobile mit schlechtem Kühlkonzept stark auf. Andererseits bleibt der Fahrer bei geschlossenen Velomobilen ohne große Fensterflächen von den heizenden Sonnenstrahlen verschont. Gut funktionierende Fahrtwindkühlung ist ein wichtiges Merkmal bei der Konstruktion dieser Fahrzeuge. Die meisten Velomobile können weitgehend als allwettertaugliche Ganzjahresfahrzeuge bezeichnet werden.

Einschränkungen gelten für Fahrten bei Schnee, da hier die Traktion des Antriebsrades stark nachlässt. Ab einer bestimmten Schneehöhe kann außerdem die Verschalung aufsetzen. Das Überwinden von Schneehindernissen ist problematisch, auch unzureichende Wege können eine Herausforderung darstellen.

Weitere Vor- und Nachteile gegenüber dem Fahrrad

Die Geschwindigkeitsvorteile schneller Velomobile beruhen in erster Linie auf dem wesentlich niedrigeren Luftwiderstandsbeiwert. Dies ergibt trotz der meist etwas größeren Frontfläche einen wesentlich reduzierten Luftwiderstand, wodurch Velomobile, gleich starke Fahrer vorausgesetzt, in erreichbaren Maximal- und Reisegeschwindigkeiten anderen Fahrrädern überlegen sind.

Das höhere Gewicht von Velomobilen macht sich vor allem beim Beschleunigen und an Steigungen negativ bemerkbar. Mit einer entsprechend ausgelegten Gangschaltung sind jedoch auch Steigungen zu bewältigen. Dreirädrige Velomobile sind bei sehr geringen Geschwindigkeiten zudem fahrstabiler als Zweiräder, die permanent balanciert werden müssen. Velomobile können ihre Vorteile vor allem in der Ebene ausspielen. Daher, aber auch dank der wesentlich besseren Fahrradverkehrsinfrastruktur, sind Velomobile beispielsweise in den Niederlanden ungleich stärker verbreitet als in deutschsprachigen Ländern. Ihre geringe Verbreitung kann teilweise durch ihren hohen Preis erklärt werden (z. B.: Alleweder: ab ca. 2.700 Euro; [1] Cab Bike ab ca. 4.600 Euro.[2]) Velomobile werden ausnahmslos von Hand in Kleinserie gebaut. Velomobilisten sind daher oft ausgesprochene Fahrrad-Enthusiasten.

Die Konzeption eines kostengünstigen, alltagsorientierten Velomobils sowie mögliche Strategien zur Erreichung der für die Massenfertigung notwendigen Stückzahlen waren Gegenstand des Forschungsprojekts RegInnoMobil.[3]

Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Fahrrädern (ohne Anhänger) ist der größere Stauraum, der sich verschließen lässt und von außen nicht einzusehen ist. Eine modulare Erweiterung analog dem Fahrrad mit Satteltaschen, Low-Rider, Rucksack, Korb oder Anhänger ist allerdings meist nicht vorgesehen.

Wegen des höheren Gewichts und der größeren Abmessungen sind Velomobile (z. B. im Fahrradkeller) im Vergleich zu herkömmlichen Fahrrädern schwieriger unterzustellen. Transporte mit der Bahn sind meist nur eingeschränkt (z. B. nur in bestimmten Waggontypen) oder gar nicht möglich.

Umweltschutz und Verhältnis zu Kraftfahrzeugen

Verglichen mit dem Auto sind Velomobile als umweltschonende Niedrigstenergie-Verkehrsmittel für den Alltagsgebrauch zu sehen. Elektroantriebe zur Ergänzung der Muskelkraft werden manchmal gegen Aufpreis angeboten bzw. können wie bei herkömmlichen Fahrrädern nachgerüstet werden. Vergleichsweise einfach ist die Umrüstung zum so genannten Pedelec, hier leistet der Motor lediglich eine Tretunterstützung, die oberhalb von 25 km/h endet. Wird ein Velomobil mit einem Motor ausgestattet, der auch das Fahren ganz ohne Mittreten erlaubt bzw. der Tretunterstützung bis 45 km/h ermöglicht, wird das Fahrzeug versicherungspflichtig; die Zulassung eines solchen Antriebs als Einzelumbau ist extrem aufwendig und kostspielig. Einige Hersteller bieten die dann S-Pedelec genannten Fahrzeuge, die ein Versicherungskennzeichen wie bei Mofas oder Kleinkrafträder tragen müssen, ab Werk an. Sie gelten, anders als Pedelecs, nicht mehr als Fahrrad sondern als Kraftfahrzeuge und dürfen daher nicht mehr auf Radwegen benutzt werden.

Sicherheit

Die geringe Verbreitung von Velomobilen lässt keine statistisch belegbaren Aussagen über die Sicherheit zu. Schwerwiegende Unfälle mit Personenschaden sind bislang nicht bekannt.

Die Fahrstabilität von dreirädrigen Velomobilen wird in erster Linie von Spurweite und Höhe des Fahrzeugschwerpunktes bestimmt. Die Mehrzahl der Velomobile ist ausreichend kippstabil. Wie die Praxis zeigt, sind jedoch auch Velomobile nicht vor dem Umkippen gefeit.

Die Karosserie von Velomobilen ist nicht mit modernen Fahrgastzellen von Kraftfahrzeugen vergleichbar. Die aus Gewichtsgründen meist sehr leichten Verschalungen bieten bei einer Kollision aber immerhin ein wenig Schutz. Bei Velomobilen aus faserverstärkten Kunststoffen kann es durch Splitterung des Materials allerdings zu Verletzungen kommen.

Ein Vorteil von Velomobilen ist die liegende Position des Fahrers. Ein Aufprall auf ein von vorn kommendes Hindernis erfolgt so zuerst mit den Füßen und nicht mit dem Kopf. Bei kleineren Unfällen wird außerdem verhindert, dass der Fahrer vom Rad fällt. Stürze sind bei normalen, unverkleideten Fahrrädern die Hauptursache für Verletzungen.

Positiv ist zu sehen, dass die Verkleidung bei Unfällen den direkten Kontakt zur Straße oder einem leichten Unfallgegner verhindern kann. Weiche oder gepolsterte Formen helfen, scharfkantige Einbauten in der Verkleidung können allerdings bedingte zusätzliche Verletzungen hervorrufen.

Die meist niedrige Sitzhöhe verringert die Übersicht des Fahrers, Gurte sind nicht vorhanden, ein besonderer Kopfschutz oder Überrollbügel fehlen bei den meisten Bauarten.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Preisliste Alleweder als Akkurad. Stand 01/2010 (PDF). Website des Herstellers.
  2. Preisliste Cab Bike. Stand Juni 2009. Website des Herstellers.
  3. Harald Buschbacher: Das kostengünstige Alltagsvelomobil – ein neuartiges Fahrzeug für kurze Wege im ländlichen Raum. Projektstudie im Rahmen der Programmlinie „ways2go“, des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie.

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