- Verdeutschung
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Verdeutschung (Verb: verdeutschen) bezeichnet das Einbeziehen eines fremden Objekts in die deutsche Kultur.
Inhaltsverzeichnis
Sprachlicher Aspekt
Mit dem deutschen Renaissancehumanismus bedeutete die Verdeutschung zunächst die allgemeine deutsche Übersetzung von Texten aus den klassischen Sprachen.
Der Begriff wurde populär durch Luthers Biblia. Das ist die gantze Heilige Schrifft, verdeutscht durch Martinum Lutherum.
Im 20. Jahrhundert suchte Martin Buber mit seinem Bibelübersetzungprojekt Die Schrift. Verdeutscht. einen Kontrapunkt zur allgemeinen Übersetzungspraxis, indem er durch Festhalten an inneren Sprachstrukturen des Hebräischen als fremder Sprache auch im Deutschen das besondere und zu respektierende einer heiligen Schrift eine deutsche Fassung eigenen Charakters nachschuf.
Sprachwissenschaftlich versteht man neuerdings unter Verdeutschen das bewusste Ersetzen von Fremdwörtern durch inhaltlich entsprechende deutsche Begriffe bzw. Begriffskombinationen in der deutschen Umgangssprache. Dieses erfolgt im Spannungsfeld zwischen Sprachpurismus und sprachlicher Überfremdung.[1]
Hinsichtlich der heutigen deutschen Sprachentwicklung bemühen sich Sprachpflegevereine um die Verdeutschung von Anglizismen.
Der ähnliche Begriff Eindeutschung bezeichnet hingegen die Angleichung der Schreibung von Fremdwörtern an die deutsche Laut-Buchstaben-Zuordnung.
Sozio-kultureller Aspekt
Der Begriff wird ebenfalls im sozio-kulturellen Bereich verwendet, wenn es um die Unterwerfung (Germanisierung) fremder Gebiete und Bevölkerungen unter die deutsche Kultur geht (= zwangsweise Assimilierung).
Literatur
- Jürgen Schiewe: Joachim Heinrich Campes Verdeutschungsprogramm, in: Deutsche Sprache, Heft 1, 1988, S. 17 ff.
Quellen
Weblinks
Wiktionary: Verdeutschung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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