Verlagslektor

Verlagslektor

Ein Verlagslektor (lateinisch lector: Leser), meist nur Lektor genannt, ist ein in der Verlagsbranche tätiger Mitarbeiter zur Auswahl, Korrektur und Bewertung von Manuskripten. Lektoren haben oft ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert, meist Germanistik, Anglistik und Sprachwissenschaften. Lektoren in Fach- oder Wissenschaftsverlagen haben meist ein Studium in dem von ihnen betreuten Fachgebiet abgeschlossen. Die Verlagsabteilung, der Lektoren meist zugeordnet sind, heißt Lektorat.

Inhaltsverzeichnis

Tätigkeit

Neben der Auswahl, Korrektur und Bewertung von Manuskripten gehören zu den weiteren Aufgaben eines Verlagslektors:

  • die Suche nach geeigneten Autoren und Manuskripten für die Planungsvorhaben des Verlagsprogramms,
  • das Vorschlagen von Manuskripten zur Übernahme ins Verlagsprogramm,
  • die redaktionelle Aufbereitung von Manuskripten in Zusammenarbeit mit dem Autor (Redigieren),
  • die Begleitung des fertigen Manuskriptes über die Druckreife bis zur Veröffentlichung, insbesondere auch die Koordinierung aller Marketingaktivitäten in Zusammenarbeit mit der Werbeabteilung (in der Regel entwirft der Lektor den Werbetext, da er ja den Inhalt des Buches am besten kennt),
  • die Betreuung von Verlagsautoren seines Zuständigkeitsbereichs auch unabhängig vom Einzelprojekt (Vermittlerrolle).

Lektoren prägen das Verlagsprogramm mit ihrem persönlichen Profil mitunter sogar so stark, dass sich Autoren ihnen zuweilen anschließen, wenn sie den Verlag wechseln.[1]

Im umgangssprachlichen Gebrauch wird der Lektor häufig mit dem Korrektor verwechselt, dessen Aufgaben sich auf das Überprüfen von Texten auf Fehler in Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion und Typografie beschränken. Die Verwechslung basiert z. T. darauf, dass Lektoren bei der Arbeit an Manuskripten meist auch diese Aufgaben übernehmen. Hinzu kommen gegenüber dem bloßen Korrektorat die Arbeit am Stil (stilistisches Lektorat) und ggf. der sachlichen Richtigkeit (v. a. im Sachbuchbereich).

Verlagslektoren sind häufig freie Mitarbeiter in gering entlohntem, prekärem Arbeitsverhältnis; dies trifft besonders auf Lektoren zu, die bei Literaturzeitschriften und Literaturverlagen tätig sind.[2]

Seit den 1970er Jahren hat sich überwiegend in Fach- und Wissenschaftsverlagen das Tätigkeitsfeld des Verlagslektors um Aufgaben der zielgruppen- und marktorientierten Entwicklung des Verlagsprogramms (Produktmanagement) erweitert – diese Erweiterung zeigt sich in Stellenbezeichnungen wie Produktmanager oder Programmplaner.

Siehe auch

Literatur

  • Gunther Nickel (Hrsg.): Krise des Lektorats? Göttingen: Wallstein 2006 (mit Beiträgen von Thorsten Ahrend, Momo Evers, Ekkehard Faude, Gunther Nickel, Katharina Raabe, Hans-Ulrich Müller-Schwefe, Denis Scheck, Daniela Seel, Jörg Sundermeier und Dieter Wellershoff).
  • Gregor Reichle: Produktmanagement von Fachmedien. Frankfurt a. M.: Bramann, 2003. ISBN 978-3-934054-15-8
  • Ute Schneider: Der unsichtbare Zweite. Die Berufsgeschichte des Lektors im literarischen Verlag, Göttingen: Wallstein 2005. ISBN 3-89244-758-6
  • Michael Schickerling, Birgit Menche (u. a.): Bücher machen. Ein Handbuch für Lektoren und Redakteure. 2. Auflage. Frankfurt a. M.: Bramann, 2008. ISBN 978-3-934054-31-8
  • Johannes Schneider, Martin Bruch (Hrsg.): In der Werkstatt der Lektoren: 10 Gespräche. Hildesheim: Univ.-Verl. 2007. ISBN 978-3-934105-15-7
  • Thedel von Wallmoden (Hrsg.): Seiltanz. Der Autor und der Lektor. Göttingen: Wallstein 2010 (mit Beiträgen von 45 Autoren, u.a. Jörg Albrecht, Hugo Dittberner, Durs Grünbein, Martin Walser). ISBN 978-3-8353-0741-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bbl. Umfrage, newsletter 14. April 2006
  2. Carina Sulzer: Schwache Spitze, starkes Fundament, Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2006-2, S. 42-67, S. 51

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