Vetevendosje

Vetevendosje

Vetëvendosje (albanisch, deutsch: Selbstbestimmung) ist eine politische Organisation im Kosovo. Sie tritt ein für den Abzug der UNMIK und die bedingungslose Souveränität des Kosovo. Vetëvendosje hat ihren Sitz in Priština, ihr Anführer ist der ehemalige kosovarische Studentenführer Albin Kurti. Die am 29. Oktober 2005 gegründete deutsche Sektion in Dortmund wird von Bashkim Osmanaj vertreten.

Inhaltsverzeichnis

Anhang und Aktivitäten

Vetëvendosje rekrutiert ihre Anhängerschaft vorwiegend unter jungen Kosovo-Albanern.[1] Die Organisation hat eigenen Angaben zufolge 18 Zentren im Kosovo, zählt tausend Aktivisten und 10.000 Spender.[2] Nach einer Umfrage des UNDP sind rund fünfzehn Prozent der Kosovo-Albaner bereit, die Aktivitäten der Organisation voll und ganz zu unterstützen und sich ihr anzuschließen.[3]

Seit August 2005 verbreitet Vetëvendosje per Graffiti, Flugblättern und Protestaktionen im Kosovo seine Parole, die sich gegen die Verhandlungen über einen neuen Status des Kosovo richten: Jo Negociata -- Vetëvendosje! (Albanisch, deutsch: Keine Verhandlung - Selbstbestimmung). Fahrzeuge der UNMIK mit der Aufschrift UN werden durch Aufsprühen zu FUND (albanisch, deutsch: Ende) oder zu TUNG (albanisch, deutsch: Tschüss) erweitert. Das Akronym UNMIK wird auf albanisch mit Unë Nuk Merrem me Interesa të Kosovës (deutsch: Ich befasse mich nicht mit den Interessen des Kosovo) wiedergegeben.[4]

Im Herbst 2006 verteilten die Aktivisten von Vetëvendosje ein fingiertes Flugblatt an das UNMIK-Personal mit dem Titel Zehn Merksätze für die Evakuierung. Im November 2006 mobilisierte sie mehrere tausend Jugendliche, die das UNMIK-Hauptquartier in Prishtina belagerten; die Blockierer mussten von der Polizei vertrieben werden.[1] Nachdem der UN-Gesandte Martti Ahtisaari seinen Plan für die Zukunft des Kosovo vorgestellt hatte, rief Vetëvendosje zu Protestdemonstrationen auf. Bei der Demonstration am 10. Februar 2007 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Diese forderten zwei tote Demonstranten und über 80 Verletzte. Die zwei Männer starben an Hartgummigeschossen, welche UN-Polizeieinheiten in die Menge feuerten. Kosovarische Menschenrechtsorganisationen kritisierten den Einsatz der Polizei als unverhältnismäßig. [5] Albin Kurti wurde daraufhin verhaftet.

In Dortmund wurde eine deutsche Sektion der Gruppierung gegründet.

Politisches und publizistisches Umfeld

Zu den ideellen und finanziellen Unterstützern wird der ehemalige albanische Präsident und derzeitige (Februar 2007) albanische Premierminister Sali Berisha gezählt. Enge persönliche Kontakte gibt es auch zwischen dem Vetëvendosje-Führer Albin Kurti und dem Chef der UÇK-Veteranenorganisation im Kosovo Avdyl Mushkolaj.[4]

Publizistische Unterstützung erhält die Bewegung von der kosovarischen Tageszeitung Epoka e Re (deutsch: Neues Zeitalter). Vetëvendosje betreibt seit Juli 2005 den Radiosender Përballja (deutsch: Entgegenstellung).[4]

Einschätzung

Alexandra Cohen für indymedia, schrieb kürzlich zu der Bewegung: 'Wer ohne Vorurteile das politische Konzept der LPV liest, wird zu interessanten Ergebnissen gelangen. Die LPV spricht sich nicht einfach für das Selbstbestimmungsrecht der Menschen in Kosova aus, sondern will explizit den nationalen Konflikt in Kosova beenden. Ihr Gegner ist der serbische Staat, die UNMIK und das geplante EU Protektorat in Kosova. Aus der Erklärung der LPV gegen die „Dezentralisierung“ geht hervor, dass sie die ethnische Teilung des Landes und die völkische Trennung der Menschen ablehnt. Für die LPV gehören die religiösen Objekte in Kosova allen Menschen des Landes.

Der Deutschlandfunk weist darauf hin, dass Vetëvendosje die Forderung nach sofortiger Unabhängigkeit mit sozialen Themen und hier insbesondere mit der Situation junger Kosovaren verknüpft. Jährlich treten zehntausende junger Kosovaren neu auf den Arbeitsmarkt, der nur den wenigsten eine reguläre Beschäftigung bieten kann. Es ist eine Generation, die mit ansehen musste, wie sich Kriegshelden in korrupte Politiker und Geschäftsleute verwandelte und die sich auf der anderen Seite fragt, welche Berechtigung die riesigen Gehälter der Internationalen eigentlich haben, wenn es sieben Jahre nach Kriegsende noch nicht einmal ein funktionierendes Stromnetz gibt. Mit ihren Aktionen habe sich Vetëvendosje zur einzigen wirklichen Opposition in Kosovo entwickelt. Und als solche wird sie von der Regierung und der UN-Verwaltung zunehmend ernst genommen.[6]

Weblinks

Quellen

  1. a b Boris Kanzleiter: Kosovo: Roadmap in die ethnische Separation Auf: Webseite Telepolis vom 8. Februar 2007
  2. Hannes Hofbauer „Die albanischen Kräfte im Kosovo“ In: Junge Welt vom 24. Januar 2007 Zitiert nach: www.kosova-aktuell.de
  3. Fast Facts on Kosovo Early Warning Report # 14
  4. a b c Wolf Oschlies: Albin Kurti: Mit wohlbekannten Methoden auf dem Weg nach Groß-Albanien In: Eurasisches Magazin vom 30. Juli 2006
  5. Krenar Gashi, Jeta Xharra: Protest Against UN Plan Turns Bloody in Pristina Auf: Balkan Investigative Reporting Network vom 12. Februar 2007
  6. Dirk Auer: Die Jugend erhebt ihre Stimme - Über die Zukunft des Kosovo soll nicht am grünen Tisch entschieden werden Auf: Homepage des Deutschlandfunk vom 20. März 2007

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