- Vierter Syrischer Krieg
-
Der Vierte Syrische Krieg war die vierte militärische Auseinandersetzung zwischen dem ptolemäischen Ägypten einerseits und dem Reich der Seleukiden andererseits. Seine heiße Phase begann im Jahr 219 v. Chr., und er endete mit einem Friedensschluss zwei Jahre später.
Vorgeschichte
In beiden Reichen hatte es einen Regierungswechsel gegeben: der Seleukide Antiochos III. war 222 v. Chr. angetreten, der Ägypter Ptolemaios IV. 221 v. Chr., beide waren etwa 20 Jahre alt. Der ehrgeizige Antiochos III. hatte es sich zum Ziel gesetzt, das Reich seiner Väter im früheren Umfang wiederherzustellen, wozu er als erstes die Durchsetzung vermeintlicher Rechtsansprüche gegenüber dem Ptolemäerreich vorgesehen hatte – und mit der er im Sommer 221 v. Chr., also kurz nach dem Thronwechsel in Ägypten begann.
Das Seleukidenheer marschierte in die Bekaa-Ebene ein, traf dort jedoch auf vorbereitete ägyptische Truppen unter ihrem Oberkommandierenden Theodotos, der bereits einen Sperrriegel hatte errichten lassen, an dem sämtliche Durchbruchsversuche des Seleukiden scheiterten. Ein abtrünniger Satrap im eigenen Herrschaftsgebiet veranlasste Antiochos dann dazu, den Versuch erst einmal abzubrechen.
Kriegsverlauf
Der vierte syrische Krieg brach dann tatsächlich aus, als Antiochos das interne Problem gelöst hatte. Im Frühjahr 219 v. Chr. gelang es ihm, das seit 27 Jahren von den Ptolemäern beherrschte Seleukia Pieria, die zu Antiochia am Orontes gehörende Hafenstadt, mit Hilfe von Verrat in seine Hand zu bekommen. Parallel dazu bekam er unerwartete Unterstützung durch den bereits genannten Theodotos, der auf eine gegen ihn gerichtete Intrige am Hof in Alexandria dadurch reagierte, das er zu Antiochos überlief und die ihm unterstellte syrische Grenzprovinz gleich mit übergab. Antiochos nutzte die Gelegenheit und marschierte mit seinem Heer nach Süden, Tyros und Ptolemais (Akko) öffneten ihre Tore, vierzig ägyptische Kriegsschiffe wurden in die seleukidischen Flotte eingegliedert.
Die Verteidigungsmaßnahmen, die in Alexandria nun anliefen, veranlassten Antiochos dazu, sich erst einmal mit der Sicherung seiner Herrschaft in Palästina zufrieden zu geben, zumal man ihn nicht so freudig empfing, wie er das wohl gehofft haben mag. Ende 219 wurde ein viermonatiger Waffenstillstand geschlossen.
Die diplomatischen Verhandlungen, die während des Waffenstillstands abliefen, hatten von ägyptischer Seite das ausschließliche Ziel, Zeit zu gewinnen, um die eigenen Rüstungsanstrengungen abschließen zu können, zu denen auch eine tiefgreifende Militärreform gehörte. Antiochos scheint das, was auf der Gegenseite tatsächlich ablief, nicht bemerkt zu haben.
Das Kriegsjahr 218 v. Chr. verzeichnete fast ausschließlich Aktivitäten auf seleukidischer Seite und in Syrien, wo die ägyptischen Verbände, die vor einem Jahr von Antiochos’ Vormarsch überrollt worden waren, weiterhin hinhaltenden Widerstand leisteten.
Erst im Jahr 217 v. Chr. kam es zur Entscheidung, nachdem die ägyptischen Rüstungsmaßnahmen zum Ziel gekommen waren. Ptolemaios IV. marschierte von Pelusium Richtung Norden, Antiochos war nach Süden unterwegs, in der Nähe von Gaza trafen beide Heere am 18. Juni 217 v. Chr. in der Schlacht von Raphia aufeinander. Die Ägypter trugen den Sieg davon, Antiochos gab sich geschlagen und kehrte nach Antiochia zurück. Ptolemaios stellte seine Ordnung in Syrien wieder her, ließ dann aber bei den Friedensverhandlungen in Antiochia (die er durch Raubzüge ins seleukidische Grenzgebiet voranzubringen trachtete) lediglich das zuvor bereits bestehende vertraglich absichern – mit einer Ausnahme: die Stadt Seleukeia wurde an Antiochos zurückgegeben, weil man in Ägypten zu der Auffassung gelangt war, sie ohnehin nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand halten zu können.
Literatur
- Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und Religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, S. 113–116, ISBN 3-534-10422-6
Erster Syrischer Krieg (274–271 v. Chr.) | Zweiter Syrischer Krieg (260–253 v. Chr.) | Dritter Syrischer Krieg (246–241 v. Chr.) | Vierter Syrischer Krieg (219–217 v. Chr.) | Fünfter Syrischer Krieg (202–195 v. Chr.) | Sechster Syrischer Krieg (170/169–168 v. Chr.)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Syrischer Krieg — Die Syrischen Kriege sind eine Reihe von militärischen Konflikten zwischen dem ptolemäischen Ägypten und den Seleukiden im 2. und 3. vorchristlichen Jahrhundert. Erster Syrischer Krieg (274 v. Chr. bis 271 v. Chr.) Zweiter Syrischer Krieg (260 v … Deutsch Wikipedia
Dritter Syrischer Krieg — Datum 246 241 v.Chr. Ort Syrien Ausgang Sieg für Ägypten … Deutsch Wikipedia
Fünfter Syrischer Krieg — Datum 202 195 v.Chr. Ort Syrien Ausgang Gebietsverluste für Ägypten … Deutsch Wikipedia
Zweiter Syrischer Krieg — Datum 260 253 v.Chr. Ort Syrien Ausgang Sieg für Ägypten … Deutsch Wikipedia
Sechster Syrischer Krieg — Datum 170 168 v.Chr. Ort Pelusium Ausgang Niederlage für Ägypten … Deutsch Wikipedia
Erster Syrischer Krieg — Datum 274 271 v.Chr. Ort Syrien Ausgang Sieg für Ägypten K … Deutsch Wikipedia
Vierter Arabisch-Israelischer Krieg — Jom Kippur Krieg Teil von: Nahostkonflikt Die Golanhöhen nach dem Jom Kippur Krieg … Deutsch Wikipedia
Seleukiden — Münze mit dem Bild des Gründers Seleukos I. Nikator Das Seleukidenreich gehörte zu den Diadochenstaaten, die sich nach dem Tod Alexanders des Großen gebildet hatten. Während des 3. und 2. Jahrhunderts vor Christus beherrschte das Reich den… … Deutsch Wikipedia
Syrische Kriege — Die Syrischen Kriege sind die moderne Bezeichnung für eine Reihe von militärischen Konflikten zwischen dem ptolemäischen Ägypten und den Seleukiden im 2. und 3. vorchristlichen Jahrhundert. Zumeist ging es um den Besitz des ökonomisch und… … Deutsch Wikipedia
Antiochos der Große — Antiochos III. (Büste aus dem Louvre) Antiochos III. der Große (* 242 v. Chr.; † 187 v. Chr.) war König des Seleukidenreiches (223–187 v. Chr.) und einer der bedeutendsten hellenistischen Herrscher überhaupt. Er war ein Sohn von Seleukos II. und… … Deutsch Wikipedia