Vierter Stand

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Inhaltsverzeichnis

Proletariat

G. Pellizza da Volpedo: Der vierte Stand, 1898–1901

Vierter Stand war die zusammenfassende Benennung für die Gruppe in der Gesellschaft, die man heute als Arbeitnehmer im Sinne von Lohnarbeiter (im Marxismus als Proletarier) bezeichnet.

Im Vorfeld der Französischen Revolution verband sich mit dem Begriff die Forderung nach einer politischen Vertretung der Armen und Ausgeschlossenen. In manchen Beschwerdeheften, die 1789 zur Vorbereitung der Generalstände geschrieben wurden, ist von der Schaffung eines "vierten Standes" (quatrième ordre) neben Adel, Klerus und Drittem Stand die Rede. Der Pariser Architekt Louis-Pierre Dufourny de Villiers rechnet diesem "heiligen Stand der Unglücklichen" die Taglöhner, die Gebrechlichen und die Bedürftigen zu und verlangt für diese „das Recht, direkt zu den Ständen abzuordnen, das jedem Franzosen zukommt, das dieser Stand aber noch nicht genießt.“

Der aufkommende Sozialismus unter Karl Marx und Friedrich Engels lehnte den Begriff Stand als unzutreffend ab, da er eine Berufsgliederung unterstellte, die der Klassengesellschaft (damit verbunden der Begriff der Klasse, insbesondere Arbeiterklasse anstelle von "Viertem Stand") hatte weichen müssen.

Presse

Oft wird auch die Presse (Zunft der Journalisten) als der vierte Stand oder die vierte Gewalt bezeichnet. Der heutige englische Gebrauch bezieht sich auf die Presse[1] und geht auf ein Zitat Edmund Burkes in Thomas Carlyles Buch On Heroes and Hero Worship zurück.„Burke said there were Three Estates in Parliament; but, in the Reporters' Gallery yonder, there sat a Fourth Estate more important far than they all (Burke sagte, es gebe drei Stände im Parlament, aber auf der Pressegalerie sitze ein Vierter Stand, der mächtiger sei als alle anderen).[2]“ Burkes Aussage von 1787 sprach mit Lords Spiritual, Lords Temporal und Commoners Klerus, Adel und Bürger als die ersten drei parlamentarischen Mächte an.[3] Zeitweise wurde die Queen wie auch der Mob oder das Proletariat als vierter Stand angesprochen. Das Theaterstück A Satire of the Four Estaites von John McGrath adaptierte beim Edinburgh Festival 1996 ein traditionelles schottisches Stück über die drei Stände und bezog die Presse mit ein.

  1. Church – spiritual power
  2. Parliament – legislative power
  3. People – electoral power
  4. Press – media power

„Der vierte Stand“ in der Kunst

Il quarto stato (Der vierte Stand) ist auch der Titel eines Monumentalgemäldes, das Giuseppe Pellizza da Volpedo in den Jahren 1898 bis 1901 schuf.

Literatur

  • Claude Courvoisier: Le quart état dans les cahiers de doléances. In: Démocratie et pauvreté. Actes du colloque tenu les 27 et 28 octobre 1989 à Caen. Albin Michel, Paris 1991, ISBN 2-226-05307-7, S. 128–140.
  • Henri Bossan: Louis-Pierre Dufourny de Villiers: Pour le droit des pauvres, jusqu'aux plus pauvres, à la représentation politique (1789–1790). In: Démocratie et pauvreté. Actes du colloque tenu les 27 et 28 octobre 1989 à Caen. Albin Michel, Paris 1991, ISBN 2-226-05307-7, S. 141–155.
  • Michèle Grenot: En 1789, déjà. In: Revue Quart Monde. Nr. 183. Editions Quart Monde, 2002, ISSN 0980-7764, S. 46–50.

Einzelnachweise

  1. estate, n, 7b. In: Oxford English Dictionary, 2, Oxford, England: Oxford University Press 1989
  2. Thomas Carlyle (Lecture V, May 19, 1840): The Hero as Man of Letters. Johnson, Rousseau, Burns. On Heroes and Hero Worship. Abgerufen am November 18, 2006.
  3. OED: "estate, n, 6a"

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