Viggo Brun

Viggo Brun

Viggo Brun (* 13. Oktober 1885 in Lier; † 15. August 1978 in Drøbak) war ein norwegischer Mathematiker.

Brun war das jüngste von zehn Kindern eines Artillerie-Hauptmanns. Er studierte Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Oslo, um Lehrer zu werden, und absolvierte das Lehrerstaatsexamen 1909. Er promovierte nie. 1910 reiste er auf eigene Kosten einige Monate an die Universität Göttingen, wo er David Hilbert und Edmund Landau hörte. Von 1910 bis 1915 erhielt er Forschungsstipendien in Oslo. Ein Reisestipendium 1914 nach Paris konnte er wegen des Ersten Weltkriegs nicht antreten, er blieb stattdessen in Drøbak bei Oslo. Zwischendurch leistete er auch seinen Wehrdienst. Ab 1920 war er Assistent von Axel Thue für angewandte Mathematik an der Universität. 1923 wurde er zum Professor an der Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens in Trondheim berufen. Dort blieb er bis 1946, als er Professor an der Universität Oslo wurde, was er bis zu seiner Emeritierung 1955 blieb.

Seine Hauptleistung war eine Verbesserung des Siebes von Eratosthenes in Legendres Fassung. Damit konnte er Fortschritte bei der Goldbachschen Vermutung und bei der Vermutung unendlich vieler Primzahlzwillinge erzielen. Brun ist damit der eigentliche Urheber der in der analytischen Zahlentheorie wichtigen Siebmethoden.

Eine seiner Folgerungen war der Beweis, dass unendlich viele natürliche Zahlen n existieren, so dass n und n+1 Fastprimzahlen höchstens neunter Ordnung sind, also maximal neun Primfaktoren haben. Eine weitere Folgerung war der Satz, dass alle genügend großen geraden natürlichen Zahlen als Summe zweier Fastprimzahlen höchstens neunter Ordnung geschrieben werden können.[1]

Gelegentlich ist sein Satz[2], dass die Summe der Reziproken aller Primzahlzwillinge konvergiert, dass diese Summe berechenbar ist und dass ihr Wert, die Brunsche Konstante, bekannt und sogar sehr klein (1,902160583104...) ist, als Brunscher Witz bezeichnet worden. Der mathematische Witz liegt darin, dass trotz des präzisen Ergebnisses von Brun die eigentlich interessierende Frage, ob es unendlich viele Primzahlzwillinge gibt, offen bleibt (und die bejahende Vermutung bis heute nicht bewiesen werden konnte). Die Summe der Kehrwerte aller Primzahlen ist dagegen divergent, woraus folgt, dass es unendlich viele gibt (Leonhard Euler).

Auch eine mehrdimensionale Verallgemeinerung des Euklidischen Algorithmus stammt von Viggo Brun und wurde von ihm der Musiktheorie angewandt (Entwicklung von Tonskalen).[3]

Brun befasste sich auch mit Mathematikgeschichte und schrieb die Bücher (in norwegisch) „Rechenkunst im alten Norwegen“, 1962, und „Alles ist Zahl - Mathematikgeschichte vom Altertum bis zur Renaissance“, 1964. Außerdem fand er ein nach seiner Einreichung bei der Pariser Akademie der Wissenschaften 1826 verschollenes Manuskript von Niels Henrik Abel in Florenz.

1966 wurde er Ehrendoktor der Universität Hamburg.

Zu seinen Schülern gehört Atle Selberg.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Brun: Über das Goldbachsche Gesetz und die Anzahl der Primzahlpaare, Archiv for Math. og Naturvid. B, Band 34, 1915, Nr. 8
  2. Bull. Sci. Math., Band 43, 1919, S. 100, 124 (in Französisch)
  3. Brun: Euclidean algorithms and musical theory, L'enseignement mathematique, Band 10, 1964, S. 125–137

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Viggo Brun — (13 October 1885, Lier ndash; 15 August 1978, Drøbak) was a Norwegian mathematician.He studied at the University of Oslo and began research at the University of Gottingen in 1910. In 1923, Brun became a professor at the Technical University in… …   Wikipedia

  • Viggo Brun — (13 de octubre de 1885, Lier – 15 agosto de 1978, Drøbak) fue un matemático Noruego. Estudió en la Universidad de Oslo y comenzó su carrera investigativa en la Universidad de Gottingen en 1910. En 1923, Brun comenzó trabajó como profesor en… …   Wikipedia Español

  • Viggo Brun — est un mathématicien norvégien né en le 13 octobre 1882 à Lier et mort le 15 août 1978 à Drøbak. Il est essentiellement connu pour son théorème montrant que la somme des inverses des nombres premiers jumeaux est convergente. En son honneur on a… …   Wikipédia en Français

  • Viggo — ist eine Markenbezeichnung für einen Peripheren Venenkatheter der Vorname folgender Männer Viggo Brun, norwegischer Mathematiker Viggo Christensen, dänischer Politiker Viggo Jensen, dänischer Gewichtheber, Leichtathlet und Schütze Viggo Jensen,… …   Deutsch Wikipedia

  • Viggo — is a Nordic male name. There are two main theories about its origins: * a latinised form of the Old Norse name Vigge, which is also found in the of other Germanic names, such as Ludvig. It stems from old Norse vig , meaning battle, fight . * a… …   Wikipedia

  • Brun — (homonymie) Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom …   Wikipédia en Français

  • Brun (Homonymie) — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom …   Wikipédia en Français

  • Brun — ist ursprünglich ein althochdeutscher Name. In dieser Form trifft man ihn heutzutage nur noch als Nachnamen an, als Vorname wurde er von der latinisierten Form Bruno verdrängt. Inhaltsverzeichnis 1 Namensträger 1.1 (Vor)name 1.2 Nachname …   Deutsch Wikipedia

  • Brun — may refer to the following:* the French word derived from the Germanic word for brown (paronym with brin). If applied to hair, see brunette * Brun, Duke of Saxony, died 880Place name*Brun, Armenia, (now Akner) also Romanized as Brrun urname* Ane… …   Wikipedia

  • Brun (homonymie) — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Sur les autres projets Wikimedia : « Brun (homonymie) », sur le Wiktionnaire (dictionnaire universel) …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”