Viktor Kraemer

Viktor Kraemer

Viktor Kraemer senior (* 1. Juni 1840 in Rudersberg; † 4. November 1911 in Heilbronn[1]) war ein Verleger in Heilbronn.

Kraemer war seit 1870 in Heilbronn ansässig, das sich im 19. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten Industriestädte im Südwesten entwickelte. Zusammen mit Ernst Wilhelm Flammer senior[2] hatte er zunächst 1871 die Harzproduktenfabrik Kraemer & Flammer gegründet.[3]

1885 trat Kraemer als Teilhaber in die von Carl Schell gegründete Druckerei[4] und den Verlag der Neckar-Zeitung (Untertitel Heilbronner Tagblatt) ein und wurde 1898 alleiniger Eigentümer. Schon 1899 ließ er die Verlagsgebäude bedeutend erweitern. 1902 berief Kraemer, der der Deutschen Partei angehörte,[5] den erst 27-jährigen Ernst Jäckh zum Chefredakteur der Neckar-Zeitung. Die Zeitung bezeichnete sich selbst als „parteifrei“, setzte sich aber für nationalsoziale und liberal-demokratische Ziele ein.[6] Mit Chefredakteur Jäckh gestaltete Kraemer die Zeitung zu einer überregional beachteten, politischen Tageszeitung um, deren Auflage von 1902 bis 1912 von 14.000 auf 20.000 Exemplare anwuchs. Er baute ein regionales Zeitungsimperium auf, zu dem neben der Neckar-Zeitung der Heilbronner General-Anzeiger und einige Bezirksausgaben wie die seit 1901 Kraemer gehörende Weinsberger Zeitung zählten. Kraemer zählte außerdem zu den größten Darlehensgebern für den 1911 bis 1913 erfolgten Bau des ersten Heilbronner Stadttheaters.

Viktor Kraemer war verheiratet mit Lina, geb. Frank (1857–1914), mit der er sieben Kinder hatte. 1880 erwarb er als Familiensitz ein Anwesen mit 13 Zimmern und 21 Ar Gartengrund in der Bismarckstraße 22.[7] Bereits 1890 ließ er das Haus mit einer elektrischen Klingel, 1900 mit Telefonanschluss und 1905 mit elektrischer Beleuchtung ausrüsten. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1911, der ein beachtliches Vermögen von drei Millionen Mark hinterließ, übernahm sein gleichnamiger Sohn (1881–1937) die Schell’sche Buchdruckerei und den Zeitungsverlag. 1985 benannte die Stadt Heilbronn die Kraemerstraße nach Viktor Kraemer senior und seinem Sohn, dem blinden Gelehrten Rudolf Kraemer (1885–1945).[1]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b Jahr der Straßenbenennung und Geburts- und Sterbedaten sowie -orte nach Gerhard Schwinghammer und Reiner Makowski: Die Heilbronner Straßennamen. Hrsg. von der Stadt Heilbronn. 1. Auflage. Silberburg-Verlag, Tübingen 2005. S. 130
  2. Nicht zu verwechseln mit dessen gleichnamigem Sohn Ernst Wilhelm Flammer (1872–1940).
  3. Nachdem der Sohn Flammers 1897 die Geschäfte übernahm, erlangte das Unternehmen als Flammer Seifenwerke mit Seife und Waschpulver überregionale Bekanntheit. Quelle: Die Seifenwerke Flammer beim Stadtarchiv Heilbronn
  4. Ursprünglich reine Buchdruckerei. Später von Moritz Schell, seit 1864 von Herrmann Schell geleitet, der seit 27. April 1864 einen Placat-Anzeiger für Heilbronn herausgab. Mit der Übernahme durch Kraemer firmierte sie als Schell’sche Buchdruckerei Viktor Kraemer.
  5. Friedrich Dürr: Chronik der Stadt Heilbronn. Band 2: 1896–1921. Unveränderter Nachdruck der Erstausgabe von 1922. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, ISBN 3-928990-13-6 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Bd. 28). S. 152
  6. Ernst Jäckh (1875–1959) beim Stadtarchiv Heilbronn
  7. Gegenüber wurde 1899 die Friedenskirche erbaut.

Literatur

  • Christhard Schrenk: Anwalt der deutschen Blinden: Rudolf Kraemer (1885–1945). In: horus. Marburger Beiträge zur Integration Blinder und Sehbehinderter. Nr. 1, 2001, ISSN 0724-7389 (online)

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