Villa Kamecke

Villa Kamecke
Die Villa Kamecke, die spätere Loge Royal York, auf einem alten Stich.
Ansicht der Villa Kamecke von der Spreeseite (unmittelbar über der Mastspitze des Segelschiffes). Ausschnitt aus einer alten Berliner Stadtansicht.

Die Villa Kamecke, auch Loge Royal York genannt, war ein Gebäude an der Dorotheenstraße in Berlin.

Es wurde 1711/12 durch Andreas Schlüter als Gartenhaus für Ernst Bogislav von Kamecke in dessen privatem Lustgarten in der Dorotheenstadt erbaut. Schlüters letztes Werk in Berlin mit reichem Figuren- und Fassadenschmuck von eigener Hand galt als ein Meisterwerk des späten norddeutschen Hochbarocks.[1] Das zeitgenössisch als Lust-Hauß bezeichnete flachdachige, Gebäude von elf Achsen war einstöckig mit niedrigem Attikageschoss und hatte einen zweistöckigen, geschwungen zur Straße vorspringenden dreiachsigen Mittelbau. Auf dessen Dach standen zur Straße und zum Garten jeweils vier Statuen. Zum Garten hin öffnete sich ein durch die beiden Stockwerke des Mittelbaus führender Saal.[2]

Das Lusthaus befand sich auf dem Grundstück Nr. 24 gegenüber der Dorotheenstädtischen Kirche. Das bis zum Spreeufer abfallende und östlich von der Neustädtischen Kirchstraße begrenzte Grundstück war eines der westlichsten nahe der damaligen Festungsmauer. Zuerst Werftgelände, war es 1695 in den Besitz Daniel Ludolf von Danckelmans gekommen, dessen Erben es 1711 an Kamecke verkauften. Von Kameckes Erben erwarb 1746 Johann Ernst Gotzkowsky die Villa. Nach mehrfachem Eigentümerwechsel war sie von 1779 Sitz der Loge Royal York bis zu deren Auflösung im Jahre 1935.

Die Nutzungsänderungen des wohl schon vor Gotzkowskys Zeit zu einem städtischen Wohnhaus gewordenen Gartenhauses hatten einschneidende Umbauten seines Innern zur Folge. Nach beiderseitigen Anbauten in den Jahren 1881–1883 durch Ende & Böckmann stand es nicht mehr frei. Den Garten mit künstlichem Hügel, Fontäne und einem Salon von hohen Kastanien und Ulmen, der mit einer prächtigen Balustrade mit Putten am Spreeufer endete, verkleinerte die Abgabe eines Streifens entlang der Neustädtischen Kirchstraße zwecks Bebauung erheblich und die Durchlegung des Reichstagufers im 19. Jahrhundert schnitt ihn von der Spree ab.[3]

Im Zweiten Weltkrieg brannte das Innere infolge eines Bombenangriffs im November 1943 aus. Erhalten blieben die Außenmauern mit dem gesamten Fassadenschmuck Schlüters. Im August 1945 standen nur noch die Gartenfassade und die Mauern des Saals.[4]Die vor der Sprengung der Ruine im Jahre 1950 vom Dach des Mittelbaus abgenommen vier Figuren sind seit 1953 in der Kameckehalle im Bode-Museum ausgestellt.[5] Einige andere plastische Überreste kamen ins Märkische Museum.[6] Der östlichste Mauerrest der Villa Kamecke ist an der Wand des Nachbarhauses, des Eckhauses Neustädtische Kirchstraße 15, noch vorhanden. An ihm lässt sich die von der Dorotheenstraße deutlich zurückgesetzte Lage des Gebäudes ablesen.

Weblinks

  • historische Aufnahmen im Bildarchiv Foto Marburg
  • Katharina Dudey: Wo wann was - Video, 2010
  • Abbildung der Straßenseite in einer Dokumentation der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: [1]
  • Abbildung des Grundrisses in einer Dokumentation der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: [2]

Einzelnachweis

  1. Götz Eckardt(Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Eine Dokumentation der Schäden und Totalverluste auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik. Band 1. Berlin - Hauptstadt der DDR, Bezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Potsdam, Frankfurt/Oder, Cottbus, Magdeburg, Henschel Verlag, Berlin 1980, S. 36 (mit Abbildung)
  2. Ausführliche Beschreibung des Baus bei Richard Borrmann: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin. Mit einer geschichtlichen Einleitung von P. Clausewitz, Verlag von Julius Springer, Berlin 1893, S. 344–346
  3. Zur Geschichte des Gartens siehe Folkwin Wendland: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert, Propyläen, Berlin 1979, ISBN 3-549-06645-7, S. 72–75. Dort auch die Zitate und die zeitgenössische Bezeichnung Lust-Hauß
  4. Nach einem Bericht Hans Scharouns, in Faksimile bei Bernd Maether: Die Vernichtung des Berliner Stadtschlosses Eine Dokumentation, Berlin Verlag Arno Spitz, Berlin 2000, ISBN 3-8305-0117-X, S. 151
  5. Hans-Ulrich Engel und Hans-Joachim Schlott-Kotschote (Hrsg.): Fontane damals und heute. Eine Auswahl aus den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" mit ergänzenden Berichten, der bisher nicht veröffentlichten Einleitung zu einer "Geschichte des Ländchens Friesack" und einem Verzeichnis der vom Standpunkt der Denkmalpflege bedeutenden Kirchen und Herrenhäuser der ehemaligen Provinz Brandenburg und Berlins nach dem Stand vom 1.April 1958, Verlag für internationalen Kulturaustausch, Berlin-Zehlendorf 1958, S. 236
  6. Darunter zwei eiserne Vasen aus dem Garten, siehe dazu Walter Stengel: Blumen. Quellen-Studien zur Berliner Kulturgeschichte, Märkisches Museum, Berlin 1952, S. 5
52.5191913.39297

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