Villgratner Berge

Villgratner Berge

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Villgratner Berge
Lage der Villgratner Berge innerhalb der Ostalpen

Lage der Villgratner Berge innerhalb der Ostalpen

Höchster Gipfel Weiße Spitze (2.962 m ü. A.)
Lage Osttirol, Trentino-Südtirol
Teil der Hohe Tauern
Einteilung nach AVE 38
Koordinaten 46° 52′ N, 12° 21′ O46.87166666666712.3580555555562962Koordinaten: 46° 52′ N, 12° 21′ O

Die Villgratner Berge (teilweise auch Defereggengebirge genannt) sind eine Untergruppe der Zentralalpen in den Ostalpen. Zusammen mit der Ankogelgruppe, der Goldberggruppe, der Glocknergruppe, der Schobergruppe, der Kreuzeckgruppe, der Granatspitzgruppe, der Venedigergruppe und der Rieserfernergruppe bilden die Villgratner Berge die Großgruppe der Hohen Tauern. Höchster Gipfel der Gebirgsgruppe ist die Weiße Spitze mit einer Höhe von 2.962 m ü. A.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Villgratner Berge liegen großteils in Österreich im Bundesland Tirol und zu einem kleineren Teil in Italien in der Provinz Südtirol, Region Trentino-Südtirol. Sie befinden sich im Süden der Hohen Tauern. Lienz, die Bezirkshauptstadt von Osttirol, befindet sich an der Ostseite des Gebirges. Olang im Pustertal befindet sich an der Westseite. Namensgeber ist das Villgratental, das von Süden aus in die Gruppe hineinführt.

Die Villgratner Berge sind in jeder Hinsicht eine stille Gebirgsgruppe. Spektakuläre Bergziele fehlen ebenso wie eine übermäßige Erschließung mit Seilbahnen und Straßen. Der Bergwanderer und Naturfreund hingegen findet in diesen Bergen noch Stille und Naturerlebnis. Berühmt ist das Gebirge für eine Vielzahl von malerisch gelegenen Bergseen, seine vielfältige Pflanzenwelt und die noch relativ intakten Almmähder. Insbesondere das namensgebende Villgratental und das westlich benachbarte Gsieser Tal gelten im Winter als Skitourenparadies.

Namensgebung

Gebirgsgruppe

Die Bezeichnung Villgratner Berge (oder Villgrater Berge) für die hier zu beschreibende Gebirgsgruppe wurde in der AVE, der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen aus dem Jahr 1984 festgelegt. Dieser Begriff wird auch vom Bergverlag Rudolf Rother, dem Fachverlag mit dem umfangreichsten Literaturangebot über die Ostalpen, verwendet. In vielen Karten wird jedoch nach wie vor die Bezeichnung Defereggengebirge oder Gsieser Berge angewandt.

Das Defereggental befindet sich am Nordrand der Gebirgsgruppe. Nördlich des Defereggentals beginnt die Venedigergruppe. Das Villgratental hingegen befindet sich vollständig innerhalb der Villgratner Berge. Daher ist dieses Tal als Namensgeber zweifellos geeigneter als das Defereggental. In älteren Einteilungen der Ostalpen wurde die nördlich des Defereggentals gelegene Lasörlinggruppe noch zum Defereggengebirge gerechnet. Früher wäre also das Defereggental durchaus als Namensgeber geeignet gewesen. Die Lasörlinggruppe gehört jedoch nach der AVE eindeutig zur Venedigergruppe.

Im Rahmen der Annexion Südtirols wurde nach dem Ersten Weltkrieg der Westteil der Villgratner Berge politisch ein Teil Italiens und offiziell in Monti di Casies umbenannt. Dabei handelt es sich aber um keinen gewachsenen Flurnamen, sondern um eine Übersetzung von Ettore Tolomei. Deutschsprachige Südtiroler verwenden häufig die Bezeichnung Gsieser Berge.

Historisch und formal korrekt ist also die Bezeichnung Villgratner Berge für den gesamten Gebirgszug zwischen dem Hochstein östlich von Lienz und dem Staller Sattel. Auf Landkarten findet sich aber ebenso der Name Defereggengebirge für den zu Österreich gehörenden Ostteil wie der Name Gsieser Berge/Monti di Casies für den zu Italien gehörenden Westteil.

Höchster Gipfel

Georeferenzierung Karte mit allen Koordinaten der Spitzen: OSM, Google oder Bing

Im Zentrum der Gruppe erheben sich zwei annähernd gleich hohe Gipfel (46.87166666666712.358055555556 und 46.8763512.344433333333), die Weiße Spitze und Rote Spitze genannt werden. Der östlichere mit einer Höhe von 2.962 m ü. A. ist der höchste Punkt der Gruppe. Darin sind sich Kartenwerke und Literatur einig. Allerdings ist die Zuordnung der Namen zu den beiden Gipfeln strittig. Während der Großteil der Alpinliteratur[1], die amtlichen Kartenwerke[2][3] und die Bewohner des südlich des Gebirgszuges gelegenen Villgratentals[4] den östlichen, höheren Gipfel als die Weiße Spitze bezeichnen, und den westlichen, niedrigeren Nachbargipfel als die Rote Spitze, ist die Bezeichnung aus dem nördlich der Gruppe gelegenen Defreggental und in einem Wanderbuch[5][6] genau umgekehrt, dort heißt der höchste Punkt Rote Spitze.

Da sich aus den Quellen keine eindeutige Namenszuordnung ergibt, wird hier der Darstellung des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen[2] der Vorzug gegeben. Somit ist für den Zweck der einheitlichen Festlegung die östliche Spitze die Weiße Spitze mit einer Höhe von 2.962 m ü. A. der höchste Punkt der Gruppe.

Gipfel

Kein Gipfel der Villgratner Berge erreicht die 3000-Meter-Marke, allerdings sind 20 Gipfel höher als 2.800 m ü. A. Es sind dies (nach Höhe sortiert):

  • Weiße Spitze, 2.962 m ü. A.
  • Rote Spitze, 2.956 m ü. A.
  • Hochgrabe, 2.951 m ü. A.
  • Großes Degenhorn, 2.946 m ü. A.
  • Gölbner, 2.943 m ü. A.
  • Gumriaul, 2.918 m ü. A.
  • Storfenspitze, 2.895 m ü. A.
  • Regenstein, 2.891 m ü. A.
  • Hochleitenspitze, 2.877 m ü. A.
  • Kleines Degenhorn, 2.849 m ü. A.
  • Wagensam Spitz, 2.849 m ü. A.
  • Kärlskopf, 2.836 m ü. A.
  • Wildegg, 2.830 m ü. A.
  • Deferegger Pfannhorn, 2.820 m ü. A.
  • Rote Wand, 2.818 m ü. A.
  • Rappler, 2.812 m ü. A.
  • Großer Leppleskofel, 2.811 m ü. A.
  • Bockstein, 2.805 m ü. A.
  • Kugelwand, 2.803 m ü. A.
  • Großes Arnhorn, 2.800 m ü. A.

Täler

Von Süden führen vier größere Täler in die Villgratner Berge: das unbesiedelte Wilfernertal, das beim Ortsteil Thal der Gemeinde Assling mündet, das ebenfalls unbesiedelte Kristein, das Villgratental mit den Gemeinden Außer- und Innervillgraten sowie das bereits zu Südtirol gehörende Gsieser Tal mit den Ortschaften Pichl, St. Magdalena und St. Martin. Begrenzt werden die Villgratner Berge im Norden vom Defereggental, im Osten vom Iseltal, im Südosten vom Lienzer Talboden, im Süden vom Pustertal und im Westen vom Antholzertal. Die Grenze zur Rieserfernergruppe bildet der Staller Sattel. Besonders erwähnenswert ist innerhalb der Villgratner Berge das Gsieser Törl als Übergang vom Südtiroler Gsieser Tal zum Osttiroler Defereggental, das nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 1970er Jahre hinein als Schmugglerweg zwischen Österreich und Italien benutzt wurde.

Benachbarte Gebirgsgruppen

Die Villgratner Berge grenzen an die folgenden anderen Gebirgsgruppen der Alpen:

Hütten

In den Villgratner Bergen gibt es eine Hütte des Alpenvereins sowie mehrere private Hütten und Jausenstationen:

  • Hochsteinhütte (ÖAV Sektion Lienz): Höhe: 2.032 m ü. A., bewirtschaftet von Anfang Mai bis Ende Oktober und von Dezember bis Mitte März, 4 Betten, 8 Matratzenlager, Talort: Lienz, Gehzeit vom Ende der Mautstraße: 10 Minuten
  • Gölbnerblickhütte (privat): Höhe: 1.824 m ü. A., bewirtschaftet von Anfang Juni bis Ende September, 4 Betten, Talort: Anras, Gehzeit vom Parkplatz im Kristeinertal: 20 Minuten
  • Volkzeinerhütte (privat, früher als Sillianer Hütte ÖAV Sektion Sillian): Höhe: 1.886 m ü. A., bewirtschaftet von ca. Pfingsten bis Mitte Oktober, 30 Betten, 10 Matratzenlager, Talort: Außervillgraten, Gehzeit vom Parkplatz im Winkeltal: 5 Minuten
  • Unterstalleralm (privat): Höhe: 1.664 m ü. A., bewirtschaftet von Mitte Mai bis Mitte Oktober, nur Jausenstation. Zimmer kann man in den umliegenden Almhütten mieten, Talort: Innervillgraten, direkt am Parkplatz im Arntal
  • Jausenstation Kalkstein (privat): Höhe: 1.641 m ü. A., bewirtschaftet in der Sommer- und Wintersaison, Übernachtungsmöglichkeiten im Gasthof Bad Kalkstein oder im Haus Bethanien des Kalasantinerordens, Talort: Kalkstein, direkt am Parkplatz.
  • Thurntalerrast (privat): Höhe: 1.978 m ü. A., bewirtschaftet von Mitte Dezember bis Ostern und von Mitte Juni bis Mitte Oktober, 5 Ferienwohnungen, Talort: Außervillgraten, direkt anfahrbar über die Fraktion Unterwalden
  • Bonner Hütte (privat, früher DAV Sektion Bonn): Höhe: 2.340 m ü. A., bewirtschaftet von Ende Mai bis Ende Oktober, 8 Betten 7 Lager, Talort: Toblach, Gehzeit von Kandellen ca. 2–3 Stunden

Weblinks

 Commons: Villgratner Mountains – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. z.B. Walter Mair: [Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche Osttirol Süd, Rother Wanderführer.] Abgerufen am 30. April 2011.
  2. a b ÖK50
  3. Julian Pistotnik; Geologische Bundesanstalt Wien (Hrsg.): Der geologische Aufbau Österreichs. Springer-Verlag, Wien, New York 1980, ISBN 3-211-81556-2, 3.9.2. Defregger Alpen, S. 348–350 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 30. April 2011).
  4. Das Villgratental. Abgerufen am 30. April 2011.
  5. Martin Gasser: Defreggental. Führer für Wanderer und Bergsteiger. (http://www.jagawirt-alpina.at/jagawirt_dateien/Bergerlebnis.pdf, abgerufen am 30. April 2011).
  6. Gebietsführer "Defereggental"; Führer für Wanderer und Bergsteiger, von Martin Gasser, 184 Seiten, erschienen im Selbstverlag, vgl. dort Seite 34 unten

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