Vindeliker

Vindeliker

Die Vindeliker (Vindelici, auch Vindolici und Vindalici) waren eine im Alpenvorland zwischen Bodensee und Inn siedelnde keltische Stämmegruppe. Sie treten erst anlässlich der Unterwerfung durch die Römer im Jahre 15 v. Chr. ins Licht der Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Quellen, neben Strabon[1] vor allem das Tropaeum Alpium, das Siegesdenkmal des Alpenfeldzuges, sind weder klar noch stimmen sie vollständig überein. Strittig ist vor allem, ob es sich bei den im Tropaeum genannten Stämmen der Cosuanaten / Cosuaneten, Runicaten / Rucinaten, Licaten und Cattenaten um eben die vorher genannten „Vindelicorum gentes quattuor“ handelt oder ob diese vier nicht mit Namen aufgeführt sind und die genannten weitere Stämme sind. Eine Übereinstimmung mit Strabon ergibt sich bei den Likatiern (zwischen Wertach und Lech (Licca), offenbar nach diesem genannt), doch nennt er auch noch die Estionen (bei Kempten) und die Brigantier (bei Bregenz. Als Hauptort der Likatier wird ein Ort Damasia genannt und als Akropolis beschrieben; er ist nicht identifiziert.

Da die Raeter, mit denen die Vindeliker von den Römern in der Provinz Raetia vereinigt wurden, etwas besser bekannt sind, kann man schließen, dass letztere nördlich der Alpen siedelten, wahrscheinlich bis zur Donau. Die Eroberung fiel den Römern offenbar ziemlich leicht, so dass man damit rechnen kann, dass das Land nicht besonders dicht bewohnt war. Trotzdem waren sie offenbar eine nicht unbeachtliche Größe, da sich der Stammesname, neben dem offiziellen Provinznamen Raetien, in allen unseren Quellen, den literarischen Texte wie den Inschriften, lange gehalten hat.

Ob es sich bei den von Strabon genannten Städten wirklich um keltische Oppida gehandelt hat, nicht erst um Gründungen der Okkupationszeit, ist offen. Wirklich bekannt ist lediglich das schon in vorrömischer Zeit aufgegebene und daher in römischen Berichten nicht erwähnte Oppidum von Manching bei Ingolstadt, wie auf der anderen Seite feststeht, dass es in Augsburg – trotz einigen keltischen Spuren – keine große Keltenstadt gegeben hat.

Geschichte

Fest steht, dass ein Streifen nördlich der Alpen, in dem unter anderem die Vindelikerstämme siedelten, 15 v. Chr. von den Römern erobert worden ist. Die Beurteilung dieser Militäraktion hängt davon ab, wie man die allgemeinen politischen Ziele des Augustus einschätzt. Früher hat man überwiegend angenommen, es sei eine große Zangenbewegung gegen die Germanen geplant gewesen, einerseits nach Osten über den Rhein, und andererseits nach Norden über die Donau. Im Gegensatz dazu hält man heute überwiegend die Offensive im Norden für unwahrscheinlich, womit auch die große geostrategische Planung hinfällig wird. Eher wird es sich, wie schon Mommsen angenommen hatte, um die Sicherung der Alpenpässe und ihres Vorfelds gehandelt haben. Offenbar wurde zunächst nur ein ziemlich schmaler Bereich besetzt, mit einer Ausbuchtung lechabwärts bis in den Bereich des heutigen Augsburg.

Es ist keineswegs so, dass der Feldzug des Jahres 15 v. Chr. vereinzelt dasteht; vielmehr haben sowohl vorher wie nachher die Römer in den Alpen Krieg geführt. Dieses Ereignis ist vor allem deshalb berühmt geworden, weil die römischen Truppen unter dem Befehl von Mitgliedern des Kaiserhauses standen, was allerdings für eine besonders aufwendige Aktion sprechen kann. Jedenfalls ist es den Römern unter Tiberius und Drusus, den Stiefsöhnen des Augustus gelungen, in diesem Sommer die Vindeliker zu unterwerfen.

Von einem zivilen Leben in diesem Gebiet kann zu dieser Zeit noch nicht die Rede sein, auch eine Kontinuität der Besiedlung ist trotz der keltisch klingenden Städtenamen nicht erwiesen. Wie bei den Raetern sind wohl auch bei den Vindelikern Zwangsaushebungen vorgenommen worden, um den Widerstandswillen zu brechen; später gab es mindestens vier Kohorten dieses Namens. Das Gebiet blieb friedlich und wurde bald weitgehend romanisiert, von den Vindelikern blieb nur der Name der Stadt Augusta Vindelicorum.

Literatur

  • Karlheinz Dietz: Okkupation und Frühzeit. – In: Wolfgang Czysz (u.a.): Die Römer in Bayern. Theiss, Stuttgart 1995, ISBN 3-8062-1058-6 [Nachdr. Nicol 2005], S. 18–99.
  • Gunther Gottlieb: Die Eroberung des Alpenvorlandes und die Ausdehnung der römischen Herrschaft. – In: Gunther Gottlieb (u.a., Hrsg.): Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart. 2. durchgesehene Auflage. Theiss, Stuttgart 1985 (Erstauflage 1984), S. 18–23.
  • Annemarie Bernecker: Die Feldzüge des Tiberius und die Darstellung der unterworfenen Gebiete in der „Geographie des Ptolemaios“. Bonn 1989, S. 40–92.

Einzelnachweis

  1. Strabon Geographie IV, 6, 8

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