Vitaly L. Ginzburg

Vitaly L. Ginzburg

Witali Lasarewitsch Ginsburg (russisch Виталий Лазаревич Гинзбург; * 4. Oktober 1916 in Moskau) ist ein russischer Physiker. 2003 erhielt er „für bahnbrechende Arbeiten in der Theorie über Supraleiter und Supraflüssigkeiten“ den Nobelpreis für Physik.

Leben

Witali Ginsburg wurde noch im zaristischen Russland als einziges Kind des Ingenieurs Lasar Jefimowitsch Ginsburg (1863-1942) und der Ärztin Awgusta Weniaminowna Wildauer-Ginsburg (1886-1920) am 21. September 1916 (nach damaliger Zeitrechnung) geboren. Nach dem Tod der Mutter, die 1920 an Typhus verstarb, sorgte deren jüngere Schwester Rosa für die Familie. Da Vater und Tante der Qualität des sozialistischen Schulsystem nicht vertrauten, schickten sie Witali erst 1927 im Alter von 11 Jahren zur Schule. Da durch die Schulreform von 1931 alle weiterführenden Schulen abgeschafft wurden, verließ er die Schule nach der siebten Klasse. Er besuchte jedoch nicht wie vom System vorgesehen die anschließende Berufsschule, sondern begann als Laborassistent in einem Röntgenlabor. Als 1933 die Zulassungsbedingungen für ein Hochschulstudium gelockert wurden, bewarb er sich für einen Studienplatz in Physik an der Universität von Moskau. Da er allerdings die Schule nach der 7. Klasse beendet hatte, musste er sich noch den Lehrstoff der früheren Oberstufe aneignen - durch einen Crashkurs schaffte er dieses Pensum innerhalb von drei Monaten, aber er fiel bei den Eingangsprüfungen durch. Da er im Röntgenlabor bereits gekündigt hatte, nahm er ein Jahr als Gasthörer an den Vorlesungen teil bevor er die offizielle Zulassung erhielt. Nach dem Diplom 1938 promovierte er 1942 am Lebedewinstitut der Russischen Akademie der Wissenschaften, die zu der Zeit von Moskau nach Kasan evakuiert worden war.

Witali Ginsburg hatte 1937 seine Kommilitonin Olga Samscha geheiratet und wurde 1946 geschieden, ihre Tochter Irina Dorman wurde 1939 geboren. 1946 heiratete er Nina Iwanowna Jermakowa und wurde zur Zielscheibe des KGB, obwohl er bereits seit 1942 Parteimitglied war - der Vater seiner Frau war 1942 in einem Internierungslager gestorben, seine Frau selbst war 1944 wegen der Planung eines angeblichen Mordanschlags auf Stalin interniert worden und erst 1945 unter starken Auflagen wieder freigelassen worden (sie wurde erst 1956 nach Stalins Tod im Rahmen einer Generalamnestie rehabilitiert), und er ist jüdischer Abstammung (er ist Atheist). Dies hatte zur Folge, dass er 1947 nicht zum Professor in Gorki ernannt wurde, obwohl er bereits seit 1946 Vorlesungen gehalten hatte. Der Grund, dass er weiter wissenschaftlich arbeiten konnte und keinen weiteren Repressalien ausgesetzt war, war seine Mitarbeit (zusammen mit Andrei Sacharow) in der Gruppe um seinen Mentor Igor Tamm an der russischen Wasserstoffbombe, die 1953 erfolgreich getestet wurde. Erst nach Stalins Tod 1953 wendete sich das Schicksal für Ginsburg, er wurde als Mitglied der Akademie der Wissenschaften gewählt und seine Frau konnte aus dem Exil in Gorki nach Moskau zurückkehren. 1971 wurde Ginsburg Nachfolger von Igor Tamm als Leiter des Lebedewinstuts, diese Position hatte er bis 1988 inne. 2003 wurde er zusammen mit Alexei Alexejewitsch Abrikossow und Anthony James Leggett für seine grundlegenden Arbeiten zur Supraleitung, der phänomenologischen Ginsburg-Landau-Theorie, mit dem Nobelpreis für Physik geehrt.

Auszeichnungen

Weblinks


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